Das Neue Handbuch des Journalismus

Das „Handbuch des Journalismus“ erschien erstmals 1996. Im August 2003 kam es, komplett überarbeitet, als „Das neue Handbuch des Journalismus“ heraus. Im Januar 2012 haben es Wolf Schneider und Paul-Josef Raue nicht nur komplett überarbeitet, sondern um rund sechzig Seiten und zehn Kapitel erweitert: „Das neue Handbuch des Journalismus und des Online-Journalismus“.

Was hat sich in 16 Jahren „Handbuch des Journalismus“ alles verändert
Noch nie hat sich der Journalismus in einem Jahrzehnt so dramatisch gewandelt wie im vergangenen. Veränderungen, vor allem durch das Internet, spiegelt das „Handbuch des Journalismus“, das Wolf Schneider und Paul-Josef Raue seit der Erstauflage 1996 schon zum zweiten Mal komplett überarbeitet haben. Aber auch Kontinuität wird sichtbar, wenn es um Anspruch und Professionalität geht etwa bei der Sprache, der Ethik und den professionellen Regeln.

Die Neuausgabe 2012 enthält so radikale Veränderungen wie nie zuvor:

  • Der neue Titel weist auf die entscheidende Veränderung hin: „Das neue Handbuch des Journalismus und des Online-Journalismus“.
  • Neue Formen des Journalismus wie Online, Blog und Twitter tauchen in den neuen Kapiteln auf. Schneider und Raue verweisen auch auf Gemeinsamkeiten, etwa beim Teaser oder Podcast – ja, selbst beim Podcast: Die Autoren zeigen Radio-, Zeitungs- und Online-Journalisten, dass es in der Sprache keinen Unterschied gibt, ob es ums Hören oder Lesen geht.
  • Grundlegend hat sich die Organisation verändert. Aus dem Kapitel „Die Ressorts“ wurde, komplett umgeschrieben, das Kapitel „Newsdesk und Ressorts“. Die Variationen des „Tischs“ sind ebenso Thema wie die Autorenzeitung oder die Aufteilung in Blattmacher und Reporter.
  • Auch das „Presserecht“ ist komplett überarbeitet. Nach dem Caroline-Urteil des Europäischen Gerichtshofs ist Selbstverständliches ins Wanken geraten wie die Unterscheidung in absolute und relative Personen der Zeitgeschichte. Noch deutlicher als in den älteren Ausgaben werden die Kriterien genannt, nach denen Journalisten über einen Verdacht berichten dürfen oder wie korrekt zitiert werden kann.
  • Neue Ergebnisse der Leser- und Leseforschung lassen die Autoren einfließen, auch für die Nutzung von Bildschirm-Seiten, auf denen die Leser nervöser hin- und hereilen als auf einer grauen Zeitungsseite.
  • Viel ausführlicher als bisher gehen Schneider und Raue auf die Recherche ein, die durch das Internet leichter geworden ist, aber auch in viele Fallen gelockt wird. Recherche ist nicht mehr nur Kür, sondern erste Pflicht von Redakteuren; nur wer Nachrichten entdeckt und tief recherchiert liefert Qualität, die den Journalismus wertvoll und unentbehrlich machen wird.
  • Erstmals präsentieren die Autoren eigene Kapitel über Pressesprecher und PR – der Entwicklung geschuldet, dass immer Journalisten in der PR als in Redaktionen arbeiten. Zudem wechseln immer mehr Volontäre, die keinen Anschluss-Vertrag bekommen, und Redakteure, sogar Chefredakteure auf die andere Seite und wollen wissen, was sie dort erwartet. Den Redakteuren empfiehlt das Handbuch, wie sie am besten mit PR-Texten umgehen.
  • Online-Journalismus ist im Verständnis der Autoren eine Spielart des klassischen Journalismus. Das Bewährte ist also geblieben, aber durch frische Beispielen ergänzt: Saubere Sprache, die professionellen Regeln zu Nachricht, Reportage, Interview und Kommentar sowie die ethischen Grundlagen.
  • Eine Reihe von Listen hilft den Praktikern in den Redaktionen: Hyperlokale Regeln; die „Five-Shot-Regeln“ des Video-Journalismus; drei Satzbau-Regeln, das „Lexikon unbrauchbarer Wörter“ mit vielen neuen Beispielen (auch als Basis für ein Hausbuch in der Redaktion); hilfreiche Suchmaschinen; Quellen für lokale Recherchen; Organisation einer multimedialen Reportage; Organisation einer Recherche; Redaktions-Planung einer Recherche; der Story-Planer; die sieben Todsünden für den Umgang mit Journalisten usw.
  • Einzigartig ist der hundert Seiten starke Service-Teil mit Empfehlungen der wichtigsten Literatur, Hinweisen auf die Ausbildung in Journalismus-Schulen und an Universitäten, einer Liste der deutschen Zeitungen ( nach Auflage geordnet), den vorbildlichen Kodizes und mit einem Lexikon, in dem über 500 journalistische Fachausdrücke erklärt werden. Das abschließende Register umfasst mehr als 750 Namen und Stichwörter.
  • So umfangreich war das Handbuch noch nie: 346 Seiten zählte die erste Ausgabe, 400 die zweite, 464 das neue Handbuch.

Wolf Schneider/Paul-Josef Raue: Das neue Handbuch des Journalismus und des Online-Journalismus. Rowohlt-Verlag, 464 Seiten, 14.99 Euro

 

 

INHALT des Buchs

1 Was dieses Buch will

Die Journalisten

2 Welche Journalisten wir meinen – und welche nicht
3 Warum die Gesellschaft bessere Journalisten braucht
4 Was solche Journalisten können sollten

Der Online-Journalismus

5 Die Internet-Revolution
6 Der Teaser – alte Regeln, neuer Nutzen
7 Die Online-Redaktion
8 Podcast – Fürs Hören schreiben
9 Video-Journalismus
10 Was Journalisten von Bloggern lernen können

Schreiben und Redigieren

11 Verständliche Wörter
12 Durchsichtige Sätze
13 Der heilige Synonymus
14 Konkret geht vor abstrakt
15 Das Redigieren
16 Lexikon unbrauchbarer Wörter

Wie Journalisten recherchieren

17 Die eigene Recherche
18 Wie man eine Recherche organisiert

Wie Journalisten informiert werden

19 Die Nachrichtenagenturen
20 Waschzettel und Verlautbarungen
21 Die Pressekonferenz

Wie Journalisten Leser und Hörer informieren

22 Warum alles Informieren so schwierig ist
23 Was ist eine Nachricht?
24 Woraus wird eine Nachricht?
25 Wie schreibt man eine Nachricht?
26 Das Interview
27 Vorsicht, Zahlen!
28 Die meisten Journalisten sind unkritisch
29 Viele Journalisten manipulieren
30 Analyse – Synthese – Hintergrund

Die unterhaltende Information

31 Das Feature
32 Die Reportage
33 Wie man eine Reportage schreibt
34 Das Porträt
35 Der Boulevardjournalismus
36 Der Zeitschriftenjournalismus

Die Meinung

37 Der Kommentar
38 Die Satire

Wie man Leser gewinnt

39 Ein heikler Souverän
40 Das Layout
41 Das Foto
42 Die Bildunterschrift
43 Die Infographik
44 Die Überschrift
45 Lead, Vorspann und Teaser

Die Redaktion

46 Wer hat die Macht?
47 Newsdesk und Ressorts

Presserecht und Ethik

48 Wie Journalisten entscheiden
49 Wie Journalisten entscheiden sollten
50 Presserecht

Pressesprecher und PR

51 Wie man in der PR arbeitet
52 Wie Öffentlichkeits-Arbeiter informieren

Die Zukunft der Zeitung

53 Was die Leser wollen
54 Die neue Seite 1
55 Der neue Lokaljournalismus
56 Service und Aktionen
57 Wie können Zeitungen überleben?

Ausbildung und Berufsbilder

58 Die Ausbildung zum Redakteur
59 Die journalistischen Berufe
60 Der freie Journalist

Welche Zukunft hat der Journalismus?

Service

A. Literatur
B. Medien-Kodizes
C. Erste Adressen
D. Die deutschen Zeitungen (Auflagen-Rangliste der 9 überregionalen Zeitungen, 155 regionalen Abo-Zeitungen, 7 überregionalen Wochenzeitungen, 5 überregionalen Sonntagszeitungen und 8 Boulevard-Zeitungen)
E. Die meistbesuchten Nachrichtenseiten im Internet
F. Journalistenschulen
G. Hochschulausbildung
H. Lexikon journalistischer Fachausdrücke

 

 

LESEPROBE

Was dieses Buch will
Wir wollen Orientierung bieten: jungen Menschen, die erwägen, Journalist zu werden, aber von diesem Beruf noch keine realistische Vorstellung besitzen; angehenden Journalisten, die dabei sind, dieses großartige und schwierige Handwerk zu erlernen; und ebenso gestandenen Redakteuren, wenn sie den Wunsch haben, sich zu vervollkommnen oder über die Fallstricke und die Tücken ihrer Tätigkeit einmal nachzudenken.

Dabei nehmen wir, wo immer es sich anbietet, eine Unterteilung vor, die im Beruf und auch in solchen Büchern nicht geläufig ist:zwischen den herrschenden Gebräuchen und dem Versuch, ihnen dort, wo wir sie für schlecht halten, bessere Modelle entgegenzusetzen. Die Einübung in das überwiegend Übliche schulden wir den Berufsanfängern; die Kritik daran glauben wir uns selber und allen erfahrenen Redakteuren schuldig zu sein, ebenso der Rolle des Journalismus im demokratischen Staat.
Natürlich wird uns die Frage beschäftigen, warum Journalisten und Blogger einander oft verachten – und wie sie voneinander lernen könnten (Kapitel 10). Den Online-Journalismus dagegen behandeln wir als eine bloße Spielart des klassischen Handwerks – nur dadurch unterschieden, dass auf dem Bildschirm noch ungeduldiger gelesen
wird als in der Zeitung; die letzte Zeile eines Textes erreichen die wenigsten.

Mit dieser Ausnahme gilt nach unserer Überzeugung für alle Sparten des Journalismus: Die Einstellung zum Beruf und die Grundzüge des Handwerks sind allen gemeinsam – mindestens sollten sie es sein: die saubere Recherche, die klare Darstellung, der Wille, unsere Mitbürger redlich und lebendig zu informieren.

Nicht einmal in der Sprache sollte es einen Unterschied geben, einer verbreiteten Irrlehre zum Trotz: Dem Rundfunkjournalisten wird gepredigt, dass er für die Ohren schreiben soll; wir predigen den Zeitungs- und Online-Redakteuren dasselbe, und wir werden ausführlich begründen, warum.

Wenn wir uns insoweit an alle wenden, die Journalisten sind oder werden wollen, so müssen wir doch eine technische Einschränkung machen: Diejenigen Teile des Handwerks, die allein für Funk und Fernsehen typisch sind – zum Beispiel Umgang mit Mikrophon und Kamera, Moderation, Drehplan und Schnitt –, die behandeln wir nicht; das ist ein eigenes Feld, das nach einem anderen Buch verlangt.
Auch geriete man, zumal bei Hörfunk und Fernsehen, alsbald in Definitionsprobleme: Wer zieht die Grenze zwischen dem Journalisten und der bloßen Plaudertasche?

Journalisten-Handbuch.de ist ein Marktplatz für journalistische Profis. Wir debattieren über "Das neue Handbuch des Journalismus", kritisieren, korrigieren und ergänzen die einzelnen Kapitel, Thesen und Regeln, regen Neues an, bringen gute und schlechte Beispiele und berichten aus der Praxis.

Kritik und Anregungen bitte an: mail@journalisten-handbuch.de