Robert Domes: Ich vergleiche journalistische Kreativität mit der Goldsuche
In einem Interview für die Journalismus-Kolumne von Kress spricht der Journalist Robert Domes über Lokaljournalisten, Recherche und Wahrheit, über arrogante Redakteure, die Demokratie, über Claas Relotius und über seinen mehrfach preisgekrönten Film „Nebel im August“.
Dies sind die stärksten Zitate:
Echte Kreativität ist fast immer eine Antwort auf eine möglichst exakte Frage. Ich vergleiche das mit der Goldsuche: Ich grabe mich durch das Sediment und wasche den Sand, bis ich die Goldkörner finde. Das erfordert ein offenes Auge, vor allem aber Fleiß und Geduld.
Ein gutes Beispiel ist die Sendung mit der Maus. Sie bedient sich eines Konzepts, das auch Journalisten nutzen sollten. Man versetze sich in die Sichtweise eines Kindes, das die banalsten Dinge hinterfragt und das immer wieder die „Königsfrage“ stellt: Warum? Schnell erkennen wir auf diese Weise, wie schwierig viele Sachverhalte tatsächlich zu erklären sind. Nicht nur Kinder stellen solche Fragen, auch viele Leser. Dazu dürfen Journalisten nichts für selbstverständlich nehmen.
Das ist die größte Herausforderung im Redaktionsalltag: Muße finden, sich Freiraum schaffen für unkonventionelle Ideen. Das ist auch Aufgabe der Redaktionsleitung, ihrer Mannschaft die Möglichkeit zum Spielen zu geben.
Ich bin ein Verfechter der guten alten Grundsätze: berichten, nicht richten; verdichten, nicht erdichten; beschreiben, nicht vorschreiben.
Der finanzielle und zeitliche Druck (in Lokalredaktionen) hat eher zugenommen. Viele aufwändige Recherchen gelingen nur, weil Kollegen ihre Freizeit dafür opfern und/oder weil die Redaktion Mehrarbeit übernimmt. Allerdings hat inzwischen eine Reihe von regionalen Medienhäusern eigene Reportage-Ressorts eingeführt. Dass sich diese Investition lohnt, zeigen die zahlreichen ausgezeichneten Geschichten.
Ich erlebe Kollegen, die mit Sachverstand glänzen, und andere durch Ignoranz, anbiedernde und arrogante, kluge und dumme, gut und schlecht vorbereitete. Aber das finden wir ja überall in unserer Gesellschaft. Warum sollten Journalisten bessere Menschen sein?
Das Argument „Ich will Vorbild sein und die Demokratie voranbringen“ habe ich noch nie in den Profilanforderungen einer Stellenausschreibung gelesen. Wenn wir solche vorbildliche Journalisten wollen, müssen wir sie entsprechend ausbilden. Dann gehört das Fach „Demokratisches Bewusstsein“ in jeden Voloplan und jeden Studiengang.
Vielleicht ist Claas Relotius ein Beispiel dafür, wie eng Genie und Wahnsinn beieinander liegen. Relotius sagt von sich selbst, er sei krank. Aber: Ebenso krank ist das journalistische System, das einen solchen Betrug gefördert und möglich gemacht hat. Es sind Redaktionen, in denen nicht zuvorderst über Fakten diskutiert wird, sondern über die „Deutungshoheit“. In denen eine Kultur der journalistischen Arroganz gepflegt wird. Das ist eine Einladung zum Hochstapeln.
Sprache: Die Doppeldeutigkeit der „Schulden“
Ein Italiener denkt über die deutsche Sprache nach:
Die deutsche Sprache ist die einzige Sprache, in der das Wort Schulden eine doppelte Bedeutung besitzt. Viele Deutsche denken automatisch an Schuld.
Mario Monti, Ex- Ministerpräsident und Ex-EU-Kommissar in Brüssel, in einem Gespräch mit Gabor Steingart (Morning Briefing-Newsletter 1.2.19)
Besuch bei Buzzfeed: Katzenvideos und Investigativ-Recherche
„Ist das die Zukunft des Journalismus? Querfinanzierung über Katzenvideos und Kochbücher?“, fragt Veronika Wulf in der Süddeutschen Zeitung nach einem Besuch in der Berliner Redaktion von Buzzfeed. Drei Mitarbeiter arbeiten für die Reichweite (Tipps für Analsex, Quiz, Rezepte), vier Reporter betreiben investigative Recherchen (Kosten für den Podcast von Kanzlerin Angela Merkel, Mobbing-Vorwürfe gegen Direktorin eines Max-Planck-Instituts). Chefredakteur Daniel Drepper will von anderen Medien zitiert werden, was ihm auch gelingt. Sein Motto: „Wilde Ideen ermutigen.“
Quelle: Süddeutsche Zeitung, Medien, 29. Januar 2019
Berthold Flöper und die Zeitung der Zukunft: Lokal durchkomponiert
Die „Drehscheibe“-Redaktion hat für Berthold Flöper, der Ende 2018 in den Ruhestand gegangen ist, eine Sonder-Drehscheibe herausgegeben, in der Weggefährten auf Begegnungen und Projekte mit ihm zurückblicken. Berthold L. Flöper war seit Mitte der 90er Jahre Leiter des Lokaljournalistenprogramms der „bpb“.
Paul-Josef Raue erinnerte sich in der Extra-„Drehscheibe“ an einen Kongress und ein Buch über die Zukunft der Zeitung, zusammen mit Flöper 1994 organisiert:
„Wir brauchen die Tageszeitung mehr denn je – um zu verstehen, was die Mächtigen vorhaben; um mitwirken zu können in der Demokratie, die ja Sache aller Bürger ist.“ So leiteten wir vor knapp einem Vierteljahrhundert einen Kongress ein, zu dem hundert Chefredakteure, Verleger, Journalisten, Wissenschaftler und „Datenverarbeitungs-Experten“ gekommen waren; Berthold Flöper und Paul-Josef Raue organisierten und moderierten in Königswinter: „Zeitung der Zukunft – Zukunft der Zeitung“.
Wir standen am Beginn der digitalen Medienära, schauten erstaunlich klar und selbstbewusst in die Zukunft und wussten schon: „Die Zeitung wird sich in vielem ändern müssen. Das jedenfalls werden Publikumserwartungen und neue Medien gleichermaßen provozieren.“ Das E-Paper, die Hoffnung der Branche, hieß noch „Bildschirmzeitung“: „Sie scheint trotz aller Skepsis eine aussichtsreiche Zukunft zu haben – vor allem wegen ihrer handwerklichen Benutzbarkeit.“ Erinnern wir uns überhaupt noch an die klobigen Rechner im Jahr 1994?
Schwergewichte aus der Branche sprachen – und einige prophetisch:
- „Journalistisch mitreißend sollten sie sein, innovativ und leidenschaftlich engagiert“, forderte Gerd Schulte-Hillen, der Gruner+Jahr-Chef – und meinte die Verleger, die sich ändern müssten. Erst zwei Jahrzehnte später hat Julia Jäckel bei G+J die Forderung eingelöst.
- „Journalisten sollen Ordnung in die Welt bringen. Wir brauchen keine Missionare“, ermahnte Dieter Jepsen-Föge, Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“, als keiner „Lügenpresse“, AfD und Pegida auch nur ahnen konnte.
- „Das Problem sind nicht die Leser, sondern die Schreiber“, analysierte Art Nauman, Ombudsmann der Hauptstadt-Zeitung aus Kalifornien. Erst vor wenigen Wochen ist die deutsche Ombudsleute-Vereinigung in Deutschland gegründet worden.
- „Journalisten sind weder Politiker noch Pädagogen. Sie haben die Leser nicht an die Hand zu nehmen“, mahnte Dieter Golombek, Chef des Lokaljournalisten-Programms der Bundeszentrale für politische Bildung. Ihm folgte Berthold Flöper nach.
- „In meiner Zeitung werden die Machenschaften der Politik zu wenig aufgedeckt“, war einer der heftigsten Vorwürfe der Leser in der „Opus“-Forschungsmethode, die Cornelia Tomaschko, Redakteurin aus Karlsruhe, vorstellte. „Opus“, wie ein Spiel aufgezogen, war ein analoger Vorläufer des digitalen „Lesewert“ aus Dresden, mit dem Lesequoten in Zeitungen ermittelt werden und Redakteure erstmals erfahren, was überhaupt gelesen wird.
Berthold Flöper schloss mit der Forderung nach einer „nach dem lokalen Prinzip durchkomponierten Zeitung“. Was wir bekommen haben sind Synergien und Zentralredaktionen.
Paul-Josef Raue führte in seiner Kress-Journalismus-Kolumne ein Interview: „Flöpers Plädoyer für einen öffentlich-rechtlichen Lokaljournalismus“, ebenso das Medium-Magazin in Heft 7/2018: „Die Totgesagten leben noch heute“.
Leyendecker: Alltag eines Lokalredakteurs ist schwieriger als der eines Spiegel-Reporters
Im Journalismus gibt es unterschiedlichste Formen von Leistungsdruck. Wenn ein Redakteur in der Lokalredaktion täglich drei Seiten füllen muss, dann ist das für mich echter Druck. Ein Lokalredakteur muss ja nicht nur die Beiträge von nicht einmal freien Mitarbeitern völlig umbauen, sondern am Ende des Tages müssen drei Lokalseiten mit möglichst interessanten News gefüllt sein. Welchen Druck hat im Vergleich dazu derjenige, der beim Spiegel fünf Wochen lang an einem Ort verweilen kann, um eine anständige Geschichte zu liefern?
Hans Leyendecker im Interview mit dem journalist auf die Frage: „Relotius soll nach seiner Enttarnung gesagt haben: ,Es ging nicht um das nächste große Ding. Es war die Angst vor dem Scheitern.‘ Spricht so ein Statement für einen extremen Leistungsdruck im Journalismus?“
Journalisten wie Relotius, so Leyendecker, seien „verdammt privilegiert“:
Der Alltag eines Lokalredakteurs ist dagegen viel schwieriger, viel komplizierter, aber genügend Leute meistern den tagtäglichen Parforceritt mit Bravour. Ein Relotius hat in meinen Augen keine Ahnung davon, was Druck wirklich bedeutet.
Sind alle Redakteure linke Menschenrechtler?
Ob Harald Schmidt das ebenso über Redakteure sagen würde:
Alle Schauspieler sind in ihrer Selbsteinschätzung linke Menschenrechtler – aber dann dieses unfassbare Glück, wenn sie in Puerto Rico einen Strandhändler runtergehandelt haben bei einer Holzkette. „Der wollte zehn Dollar – hab ich für drei gekriegt.“
Aus dem faszinierenden Interview von Kathrin Hollmer in der Süddeutschen Zeitung vom 29. Dezembert 2018. Die Frage in der Überschrift ist von mir.
Wie die Digitalisierung Sigmund Freud Probleme bereitet
Durch die Digitalisierung verändert sich vieles: Für die Massenproduktion von Texten und Bildern brauchen wir keine Druckmaschinen mehr und für Fotos keine Negative, um in der Dunkelkammer Positive, also Bilder zu produzieren, die der Wirklichkeit entsprechen. So werden manche Sprachbilder für die digitalen Ureinwohner unverständlich. Ein Beispiel aus dem Text von Sigmund Freud über das Unbewusste, vor einem Jahrhundert geschrieben:
Eine grobe, aber ziemlich angemessene Analogie dieses supponierten Verhältnisses der bewußten Tätigkeit zur unbewußten bietet das Gebiet der gewöhnlichen Photographie. Das erste Stadium der Photographie ist das Negativ; jedes photographische Bild muß den »Negativprozeß« durchmachen, und einige dieser Negative, die in der Prüfung gut bestanden haben, werden zu dem »Positivprozeß« zugelassen, der mit dem Bilde endigt.
Wer als Lokalredakteur oder Fotograf vor vierzig Jahren mit seiner Kamera in die Dunkelkammer ging (die sich oft in der Toilette befand), kennt diesen Prozess; wer seine Fotos gleich auf dem Display der Kamera oder des Smartphones betrachtet, hat vom „Negativ“ allenfalls einen theoretischen Begriff.
„JOURNALISMUS!“ – Das waren die Themen des Kolumnenjahres 2018
Ein Kolumnen-Jahr in Zahlen: „Journalismus!“ auf „kress.de“ erschien 50 Mal mit 65.000 Wörtern und fast einer halben Million Zeichen. Das waren die Themen (die Zahl vorweg ist die Gesamt-Zählung: Am Ende des Jahres waren 127 Kolumnen seit 2016 erschienen):
78 – Ein etwas anderer Rückblick: Was nicht zum Thema wurde
- Januar 2018 – https://kress.de/mail/news/detail/beitrag/139310-ein-etwas-anderer-rueckblick-was-nicht-zum-thema-wurde.html
79 – Leute, Ihr müsst Euch ändern! Das erste Interview mit dem jungen Verleger der „New York Times“
80 – Die vier goldenen Regeln der journalistischen Qualität – Medienprofessor Bucher im Gespräch
81 – Die Renaissance der Zeitschriften
82 – Grubenhund und Konjunktionen: Die zehn wichtigsten Bücher über Zeitungen
- Februar 2018 – https://kress.de/news/detail/beitrag/139497-grubenhund-und-konjunktionen-die-zehn-wichtigsten-buecher-ueber-zeitungen.html
83 – Was ist eigentlich Haltung im Journalismus?
84 – Wie Journalismus jeden einzelnen, die Gesellschaft und die Demokratie retten kann
- Februar 2018 – https://kress.de/news/detail/beitrag/139608-wie-journalismus-jeden-einzelnen-die-gesellschaft-und-die-demokratie-retten-kann.html
85 – Wie „Main Post“-Chefredakteur Michael Reinhard mit einem Recherche-Fehler umging
86 – Trend 2018: Wie Zeitungen immer „magaziner“ werden
- März 2018 – https://kress.de/news/detail/beitrag/139713-trend-2018-wie-zeitungen-immer-magaziner-werden.html
87 – Zeitungen als Genossenschaft: Macht Leser zu Eigentümern!
- März 2018 – https://kress.de/news/detail/beitrag/139765-zeitungen-als-genossenschaft-macht-leser-zu-eigentuemern.html
88 – Herr Gniffke, sind Sie objektiv?
89 – Lokaljournalismus nach dem Krieg: „Da hing mal ein Hitler-Porträt“
90 – Der Thriller-Bestseller-Autor, der seine Karriere als Lokalredakteur begann
91 – Alle Geschichten sind lokal: Wie Facebook Redaktionen umgarnt
92 – El Salvador: Journalist im Land mit der höchsten Mordrate der Welt
93 – Zur Nachahmung empfohlen: „SZ“-Redakteure gehen zu Werkstattgesprächen in Schulen
94 – Was zeichnet einen „Lokaljournalisten par excellence“ aus?
95 – „1968“: Wie der „Stern“ Fotos manipulierte
96 – Navid Kermani, Denk-Verbote und eine Langzeit-Reportage
97 – Ein außergewöhnlicher Ombudsmann: Domprediger Hempel
98 – Im Paradies der Lokalzeitung: Starke Leser und starkes Design
99 – Tanit Koch über den Unsinn eines Journalismus-Studiums und von Frauen-Quoten
100 – Der Konjunktiv: Wie Journalisten ihn richtig nutzen – und meiden können
101 – Der Merkel-Trump-Schnappschuss und die Wahrheit des Journalismus
102 – Journalismus der Zukunft: Es geht um alles – Demokratie und freie Presse
103 – 11 Punkte zur Gründung eines Online-Magazins: Das Modell „Neon“
104 – Lesewert-Forscher: Wir müssen die Zeitung neu denken
- Juli 2018 – https://kress.de/mail/news/detail/beitrag/140655-lesewert-forscher-wir-muessen-die-zeitung-neu-denken.html
105 – Die 15 besten Lesewert-Tipps für die Zeitung der Zukunft
106 – Warum Paul-Josef Raue zur Sommer-Lektüre von „Evian 1938“ rät
106 a – „TA“-Chefredakteur Johannes M. Fischer entschuldigt sich für antisemitischen Kultur-Artikel
107 – Wie Lokalredakteure die Demokratie retten
- Juli 2018 – https://kress.de/news/detail/beitrag/140796-wie-lokalredakteure-die-demokratie-retten.html
108 – Wenn Lokalzeitungen Politik machen: „Verschwörerisch“ vor der OB-Wahl
109 – WAZ-Lokaljournalismus nach dem Krieg: „Kumpel Anton“ mit „verdorbenem Deutsch“
110 – Warum der „San Francisco Chronicle“ die Anti-Trump-Kampagne nicht unterstützte
111 – Die Ergebnisse der größten Untersuchung deutscher Lokalteile
112 – Sarrazin im „Stern“ – ein misslungenes Interview
- September 2018 https://kress.de/news/detail/beitrag/141014-journalismus-kolumne-sarrazin-im-stern-ein-misslungenes-interview.html
113 – Lokaljournalismus in Chemnitz: „Es bedarf keiner Dramatisierung“
- September 2018 https://kress.de/news/detail/beitrag/141060-paul-josef-raue-ueber-lokaljournalismus-in-chemnitz-es-bedarf-keiner-dramatisierung.html
114 – Interview mit Ulrich Wickert: „Ein Journalist muss erklären, warum die Menschen Trump gewählt haben“
115 – Ex-„Spiegel“-Reporter Dieter Bednarz und die Angst vor dem Vorruhestand: „Älter als 35 ist alt“
116 – Lokal-Journalisten in der DDR: Am Tisch der Mächtigen
- Oktober 2018 – https://kress.de/mail/news/detail/beitrag/141229-lokal-journalisten-in-der-ddr-am-tisch-der-maechtigen.html
117 – „Wir hassen Langeweile!“
- Oktober 2018 – https://kress.de/news/detail/beitrag/141275-journalismus-kolumne-wir-hassen-langeweile.html
118 – Darf Facebook nach Gusto löschen? Nein, sagt der Jurist
- Oktober 2018 – https://kress.de/mail/news/detail/beitrag/141381-journalismus-kolumne-darf-facebook-nach-gusto-loeschen-nein-sagt-der-jurist.html
119 – Die „Landeszeitung“ in Lüneburg wird zur Wundertüte
120 – Ist der Journalismus mit „Online first“ zu retten?
5.November 2018 https://kress.de/mail/news/detail/beitrag/141479-paul-josef-raue-kolumne-ist-der-journalismus-mit-online-first-zu-retten.html
121 – Warum die arte-Doku „Mission Wahrheit“ stärker als „House of Cards“ ist
122 – Wie bekämpft man „Fake News“ wirksam?
- November 2018 https://kress.de/news/detail/beitrag/141595-journalismus-kolumne-wie-bekaempft-man-fake-news-wirksam.html
123 – Zu Besuch in Colby, einer kleinen Lokalzeitung in den USA
- November 2018 – https://kress.de/news/detail/beitrag/141638-journalismus-kolumne-zu-besuch-in-colby-einer-kleinen-lokalzeitung-in-den-usa.html
124 – Twitter als Recherche-freie Zone: Grüne verbieten den Adventskranz!
- Dezember 2018 – https://kress.de/mail/news/detail/beitrag/141685-twitter-als-recherche-freie-zone-gruene-verbieten-den-adventskranz.html
125 – Flöpers Plädoyer für einen öffentlich-rechtlichen Lokaljournalismus
126 – Wie Karl Kraus die Fake News erfand
- Dezember 2018 – https://kress.de/news/detail/beitrag/141804-journalismus-kolumne-wie-karl-kraus-die-fake-news-erfand.html
127 – Die Relotius-Fälschungen: Kein Fehler im System, aber ein Fiasko der Qualitätssicherung
Donnerstag, 20. Dezember 2018 – https://kress.de/mail/news/detail/beitrag/141817-die-relotius-faelschungen-kein-fehler-im-system-aber-ein-fiasko-der-qualitaetssicherung.html
Altersgrenze beim Deutschlandfunk: Nach 75 ist Sendeschluss
Der emeritierte Prof. Hans-Jürgen Benedict, ehemals Dozent an der Evangelischen Hochschule für Diakonie, erzählt von der Altersgrenze für Autoren beim Deutschlandfunk:
„Ich musste vor zwei Jahren aufhören, als Theologe beim Deutschlandfunk Kultur in Berlin kirchliche Rundfunksendungen zu verfassen. Dort gibt es bei den Verkündigungssendungen die Regel, dass man mit 75 Jahren aufhört. Man soll so jüngeren Kollegen die Gelegenheit eröffnen, in diese Rundfunkarbeit hineinzuwachsen. Ich gebe zu, dass es für mich nicht ganz einfach war, auf diese Mitarbeit zu verzichten. Ich war ja noch nicht senil geworden oder dazu nicht mehr in der Lage. Aber auf einmal gehörte ich zum „alten Eisen“. Das ist nicht so einfach hinzunehmen. Aber es gab auch neue Freiheiten. Weniger Stress wegen der Anfertigung, der Redaktion und der Aufnahme einer Sendung. Und: Weil ich immer in Berlin die Aufnahmen machte, hatte ich auf einmal mehr Zeit für meine dort lebenden Enkel.“
Immerhin kann Hans-Jürgen Benedict noch beim NDR seine Beiträge veröffentlichen wie diesen in den „Glaubenssachen“ am Sonntagmorgen. Denn:
„Noch bin ich wie andere Senioren aktiv. Aber kann ich auch eine Resignation im positiven Sinne üben? Das heißt, man resigniert nicht verbittert und vorwurfsvoll, sondern mit der Haltung: es ist Zeit etwas niederzulegen und abzugeben. Zum Beispiel bei einem altgewordenen Politiker oder Firmenchef die Macht abzugeben und sich zurückzuziehen. Der Zauberer Prospero in Shakespeares Drama „Der Sturm“ gibt zum Schluss die Herrschaft über seine Insel auf. Wer nicht von selbst in diesem positiven Sinne ‚resignieren‘ kann, wird dann oft von den Jüngeren dazu gezwungen.“
„Endzeitstimmung“ in den Medien
Jörg Seewald entdeckt bei den Münchner Medientagen „eine gewisse Endzeitstimmung mit Blick auf die rasant in alle Geschäftsfelder wachsende Künstliche Intelligenz“. (FAZ 25.10.2018) Der Autor Andrew Keen („How to fix the future“) setzte noch drauf: „Wenn wir nicht die Zukunft gestalten, gestaltet sie uns. Nur weil das Silicon Valley in den letzten dreißig Jahren nicht reguliert wurde, konnten sich dort die Monopolisten etablieren. Wird jetzt nichts unternommen, wird die KI-Revolution die letzte Erfindung der Menschheit sein.“
Und Bayerns Medien- und Digitalminister Georg Eisenreich findet Wohlstand wichtiger als „unsere Werte“, womit wohl Freiheit und Demokratie gemeint sind. „Es geht in der Medienpolitik um unseren Wohlstand, unsere Wirtschaft und unsere Werte“. Seewald präzisiert: In genau dieser Reihenfolge verteidigte der Minister den Willen Bayerns, Medienstandort Nummer eins in Deutschland zu bleiben.
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