Journalisten und politischer Opportunismus (Zitat der Woche)
Jedes Thema ist recht, bei dem es nicht um Flüchtlinge und Seehofer geht. Die „FAZ“ lobt heute auf Seite eins das vermeintliche „Gespür der CDU-Generalsekretärin“, die hier „ein gesellschaftliches Großthema identifiziert“ habe. Dieser Kommentar ist dem journalistischen Opportunismus geschuldet. In Berlin gilt: 3 Schmeicheleinheiten = 1 Interview. Bei Dauerton lockt – ähnlich dem Prämienprogramm der Lufthansa – sogar ein Business-Class-Sitz im Regierungsflieger der Kanzlerin. Die „ZEIT“-Chefredaktion weiß, wie das funktioniert.
Gabor Steingart, Morning Briefing 6.8.18, über Kramp-Karrenbachers Vorschlag, die Wehrpflicht und den Zivildienst wieder einzuführen
Ein Synonym für Front: „Kontaktlinie“ (Zitat der Woche)
Außenminister Sigmar Gabriel ist zurzeit in der Ukraine, heute fährt er im Osten des Landes an die sogenannte Kontaktlinie, das ist, glaube ich, ein Synonym für Front. Euphemismus nennt man sowas.
Christiane Hoffmann aus dem Hauptstadt-Büro im Newsletter des Spiegel (Die Lage, 4. Januar 2018)
Der Journalist zwischen Bevormundung und Aufklärung (Zitat der Woche)
Und wie ist der Leser zu behandeln? Als jemand, dem man zeigt, wie es in den Hinterzimmern der Politik bisweilen zugeht – oder dem man erklärt, wie er die Welt zu sehen hat? Wo beginnt die Bevormundung, wo endet die Aufklärung? Hat der Journalist Gesinnungs- oder Verantwortungsethiker zu sein? Oder vielleicht beides?
taz-Sportredakteur Markus Völker, taz-online vom 10. August 2017 – Der komplette Kommentar ist lesens- und bedenkenswert
Michael Ballhaus über Technik und Inhalt (Zitat der Woche)
Die Technik hat mich nie so interessiert. Es kommt immer auf den Inhalt an.
Der große Kameramann Michael Ballhaus, am Mittwoch (12. April 2017) verstorben, in einem Interview. Was für den Film gilt, gilt ebenso für den Journalismus, vor allem für den Online-Journalismus.
Soziale Netzwerke und der demokratische Diskurs (Zitat der Woche)
Denkfaulheit, Rechtschreibschwäche und Internetanschluss, das ist manchmal eine etwas unglückliche Kombination. (Erwin Pelzig, Kunstfigur des Kabarettisten Frank-Markus Barwasser)
Zitiert von Detlef Esslinger auf der Meinungs-Seite der SZ (15. März 2017); er schreibt weiter über die „sozialen Medien“:
Da es sich bei ihnen keineswegs um Medien, sondern um technische Plattformen handelt, war die Hoffnung naiv, sie könnten gesellschaftlichen Diskurs organisieren. Ebenso naiv war die Annahme, es sei bereits per se wertvoll, dass sich nun jedermann mal schnell an jeder öffentlichen oder halböffentlichen Diskussion beteiligen kann.
Journalisten tragen keine Krawatte (Zitat der Woche)
Wie komme ich in einen Londoner Privatclub, wo sich die Reichen und Mächtigen treffen?
Plan A ist ganz simpel: Ich gebe mich als Blumenlieferant aus. Eine umgedrehte Cap, ein Bouquet und eine kurze Jeans später habe ich mein Einwegticket ins Shoreditch House zusammen – einen Privatclub in Ostlondon, der dermaßen auf Medienleute ausgelegt ist, dass es dort ein Krawattenverbot gibt. Niemand, der im Medienbereich arbeitet, trägt schließlich eine Krawatte.
Der Trick funktionierte nicht.
Aus Oobah Butlers Beitrag in Vice (siehe auch Perlentaucher vom 14.2.17)
„Ohne gute Medien wird es der Gesellschaft schlechter gehen“ (Zitat der Woche)
„Journalisten müssen als Vertrauensleute aufgeklärter Bürger eingreifen“, schreibt Stefan Plöchinger im Journalist-Aufmacher „Was 2017 zählt: 2016 und die Folgen — fünf Lehren aus einem schwarzen Jahr für die Auseinandersetzungen, die uns Journalisten noch bevorstehen“. Und weiter:
Das Mediensystem, wie wir es kennen, ist inhaltlich wie finanziell an einem Scheidepunkt. Vielen Titeln geht es nicht gut, und ohne gute Medien wird es der Gesellschaft schlechter gehen, deshalb geht es gerade um viel. Journalismus wird die kommenden Jahre nur überleben, wenn die Bürger ihm vertrauen können. Vertrauen kostet Zeit, Arbeit, Geld. Darin zu investieren, ist das wichtigste Zukunftsprojekt für jedes Medienhaus, jeden Journalisten.
Plöchinger in der Januar-Ausgabe des Journalist:
http://ploechinger.tumblr.com/post/155304939352/was-2017-z%C3%A4hlt
Steven Spielberg: Das Urgesetz des Erzählens (Zitat der Woche)
Das Urgesetz des Erzählens: Um Dramatik zu erzeugen, braucht man Dunkelheit – aber auch Licht.
Steven Spielberg im Interview mit dem SZ-Magazin. Vorbildlich an dieses Urgesetz hielten sich laut Spielberg Roald Dahl und Walt Disney.
„Unwissenheit ist keine Tugend“ (Obama, Zitat der Woche)
In der Politik wie im Leben ist Unwissenheit keine Tugend. Es ist nicht cool, keine Ahnung zu haben, wovon man spricht.
Barack Obama, US-Präsident, vor Studenten in New Jersey, über Anti-Intellektualismus, der „den Kult des uninformierten Gefühls als angeblich volksnah feiert“. Caroline Emcke: Auch in Europa grassiert das populistischeLob der Torheit, spielt auf Brexit und Pegida an.
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Quelle: SZ 9. Juli 2016, Emcke-Kolumne „Torheit“
Kulturpessimismus? Soziale Netzwerke überholen Zeitungen (Zitat der Woche)
Aus Scheiße wird nicht Gold, nur weil es gedruckt steht – und andersherum genauso wenig. Ich dachte eigentlich, dass dieser Kulturpessimismus endlich abgehakt wäre.
Andreas Weck im Blog „Aufgeweckt“ zur Umfrage „Soziale Netzwerke überholen Zeitungen als Nachrichtenquelle“.
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