Berthold Flöper und die Zeitung der Zukunft: Lokal durchkomponiert
Die „Drehscheibe“-Redaktion hat für Berthold Flöper, der Ende 2018 in den Ruhestand gegangen ist, eine Sonder-Drehscheibe herausgegeben, in der Weggefährten auf Begegnungen und Projekte mit ihm zurückblicken. Berthold L. Flöper war seit Mitte der 90er Jahre Leiter des Lokaljournalistenprogramms der „bpb“.
Paul-Josef Raue erinnerte sich in der Extra-„Drehscheibe“ an einen Kongress und ein Buch über die Zukunft der Zeitung, zusammen mit Flöper 1994 organisiert:
„Wir brauchen die Tageszeitung mehr denn je – um zu verstehen, was die Mächtigen vorhaben; um mitwirken zu können in der Demokratie, die ja Sache aller Bürger ist.“ So leiteten wir vor knapp einem Vierteljahrhundert einen Kongress ein, zu dem hundert Chefredakteure, Verleger, Journalisten, Wissenschaftler und „Datenverarbeitungs-Experten“ gekommen waren; Berthold Flöper und Paul-Josef Raue organisierten und moderierten in Königswinter: „Zeitung der Zukunft – Zukunft der Zeitung“.
Wir standen am Beginn der digitalen Medienära, schauten erstaunlich klar und selbstbewusst in die Zukunft und wussten schon: „Die Zeitung wird sich in vielem ändern müssen. Das jedenfalls werden Publikumserwartungen und neue Medien gleichermaßen provozieren.“ Das E-Paper, die Hoffnung der Branche, hieß noch „Bildschirmzeitung“: „Sie scheint trotz aller Skepsis eine aussichtsreiche Zukunft zu haben – vor allem wegen ihrer handwerklichen Benutzbarkeit.“ Erinnern wir uns überhaupt noch an die klobigen Rechner im Jahr 1994?
Schwergewichte aus der Branche sprachen – und einige prophetisch:
- „Journalistisch mitreißend sollten sie sein, innovativ und leidenschaftlich engagiert“, forderte Gerd Schulte-Hillen, der Gruner+Jahr-Chef – und meinte die Verleger, die sich ändern müssten. Erst zwei Jahrzehnte später hat Julia Jäckel bei G+J die Forderung eingelöst.
- „Journalisten sollen Ordnung in die Welt bringen. Wir brauchen keine Missionare“, ermahnte Dieter Jepsen-Föge, Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“, als keiner „Lügenpresse“, AfD und Pegida auch nur ahnen konnte.
- „Das Problem sind nicht die Leser, sondern die Schreiber“, analysierte Art Nauman, Ombudsmann der Hauptstadt-Zeitung aus Kalifornien. Erst vor wenigen Wochen ist die deutsche Ombudsleute-Vereinigung in Deutschland gegründet worden.
- „Journalisten sind weder Politiker noch Pädagogen. Sie haben die Leser nicht an die Hand zu nehmen“, mahnte Dieter Golombek, Chef des Lokaljournalisten-Programms der Bundeszentrale für politische Bildung. Ihm folgte Berthold Flöper nach.
- „In meiner Zeitung werden die Machenschaften der Politik zu wenig aufgedeckt“, war einer der heftigsten Vorwürfe der Leser in der „Opus“-Forschungsmethode, die Cornelia Tomaschko, Redakteurin aus Karlsruhe, vorstellte. „Opus“, wie ein Spiel aufgezogen, war ein analoger Vorläufer des digitalen „Lesewert“ aus Dresden, mit dem Lesequoten in Zeitungen ermittelt werden und Redakteure erstmals erfahren, was überhaupt gelesen wird.
Berthold Flöper schloss mit der Forderung nach einer „nach dem lokalen Prinzip durchkomponierten Zeitung“. Was wir bekommen haben sind Synergien und Zentralredaktionen.
Paul-Josef Raue führte in seiner Kress-Journalismus-Kolumne ein Interview: „Flöpers Plädoyer für einen öffentlich-rechtlichen Lokaljournalismus“, ebenso das Medium-Magazin in Heft 7/2018: „Die Totgesagten leben noch heute“.
Journalistik-Professor: Wir brauchen Regeln und Gerichte für soziale Netze
Was bedeutet „Öffentlichkeit“ im Netz? Wie unterscheidet sie sich von der „Öffentlichkeit“ in der analogen Welt? Der Dortmunder Journalistik-Professor Tobias Gostomzyk (43) empfiehlt in einem Gastkommentar für die Süddeutsche Zeitung neue Regeln für die neue digitale Welt und kritisiert: „Löschen reicht nicht. Wer die Hasskriminalität im Netz bekämpfen will, muss neue Wege gehen – die Bundesregierung setzt auf das falsche Gesetz“.
So war es in der analogen Welt (und ist es dort noch heute): Öffentlichkeit stellen die Massenmedien her, sie sind die Gatekeeper für die Meinungsbildung in der Demokratie; Gesetze verpflichten sie zu einer hohen Sorgfalt.
Für einfache Bürger gelten in der alten Welt nicht diese hohen Sorgfalts-Forderungen, es gilt ein „Laienprivileg“, so der Journalistik-Professor: „Wenn sich ein Einzelner auf Informationen bezieht, die sich seinem Erfahrungs- und Kontrollbereich entziehen, gelten für ihn geringere Prüfpflichten als für Massenmedien. Es wird akzeptiert, dass jeder Einzelne nicht in jeder Situation jede Information prüfen kann. Er verbreitet seine Äußerungen aber auch nicht regelmäßig an Tausende Leser.“
In der analogen, der „Offline-Welt“ existieren getrennte Kommunikationsräume: Privat, teilöffentlicher Arbeitsplatz, öffentliche Veranstaltung. Im Netz verschwimmen diese Grenzen. Gostomzyk gibt beispielhaft ein Urteil des Landgerichts Saarbrücken wieder:
„Eine Frau schickte eine private Nachricht an den Facebook-Account von Til Schweiger. Er solle seiner Ankündigung Taten folgen lassen, im Falle von nennenswerten Wahlerfolgen der AfD aus Deutschland auszuwandern. Daraufhin machte Til Schweiger den Inhalt der Nachricht samt Klarnamen der Frau auf seiner Facebook-Seite öffentlich.“
Das sei zulässig „wegen des sogenannten Rechts auf Gegenschlag“, so urteilte das Gericht. Die Kritik des Wissenschaftlers: Es hat nicht berücksichtigt, dass Til Schweiger mehr als eine Million Abonnenten erreicht; es ignorierte den digitalen Strukturwandel der Öffentlichkeit. „Im Netz steigt die Wahrscheinlichkeit, mit Äußerungen konfrontiert zu werden, denen man sich offline gut entziehen konnte.“
Das NetzDG (Netzwerkdurchsetzungsgesetz) will erreichen, dass Fake-News und Hass geprüft und schnell gelöscht werden. Aber nach welchen Regeln? Darum müssten sich die Gerichte kümmern, aber sie werden nur selten eingeschaltet: Es sei zu kostspielig, aufwendig und langwierig, um auf rechtsverletzende Posts zu reagieren. So entstünde kein Richter-Recht und folge keine Debatte über die Regeln in den sozialen Netzen.
Wie kommen wir aus diesem Dilemma heraus. Der Journalistik-Professor weist auf eine Lösung hin: Privat-öffentliche Cyber Courts. „Sie sollen nicht nur schnell und flexibel entscheiden, sondern auch anhand von Einzelfällen Kommunikationsstandards für das Netz herausbilden. Dabei gilt es, ein angemessenes Verständnis für die Besonderheiten der Netzkommunikation zugrunde zu legen – jenseits der bloßen Löschlogik des NetzDG.“
Gaffer mit dem Smartphone: Die Leute waren schon immer so
Im MDR-Tatort „Deja-vu“, am Sonntag im Ersten, ist eine Kinderleiche zu sehen, die aus der Elbe gezogen wird. Gaffer fotografieren mit ihren Handys. „Wie sind die Leute nur so krank geworden?“, fragt Kommissarin Henni Sieland. „Die waren schon immer so“, entgegnet ihre Kollegin Karin Gorniak. „Nur gab es früher keine Smartphones.“
Quelle: FAZ 27.1.2018
Burdas Digital-Zeitalter: Von Landwegen und Seewegen
Im Interview zum 25-Jahr-Jubiläum von Focus vergleicht Verleger Hubert Burda das Gutenberg- mit dem Digital-Zeitalter: Gutenbergs System hatte einen Anfang und ein Ende, das digitale hat eine „Struktur der Gleichzeitigkeit, in der Text, Bilder, Musik und Film parallel kommunizieren“.
Burda nimmt die Metapher von den See- und Landwegen, um das Schicksal der traditionellen Medien zu beschreiben:
„Die Landwege sind nicht verschwunden, als vor 500 Jahren die neuen Seewege Europa mit der ganzen Welt verbanden. Und durch die neuen Seewege veränderten sich die alten Landwege, die nun zu den neuen Häfen führten. Land- und Seewege begannen sich zu ergänzen – ähnlich ist das heute auch mit den traditionellen Medien und den sozialen Netzwerken. Nur wer versteht, beide zusammen zu nutzen und zu verbinden, ist im neuen Medienzeitalter angekommen.“
Die digitale Medienwelt verändere auch den Journalismus – und die Ausbildung eines Verlegers:
„Ich würde einen Nachfolger heute nie mehr so ausbilden, wie mein Vater mich ausgebildet hat – also als Chefredakteur. Die Grundlagen für meine Kinder, die mit Snapchat und Instagram aufwachsen, sehe ich deshalb im Verstehen von Software und im Silicon Valley, wo sie oft unterwegs sind.“
Die dominante Stellung der Journalisten gibt es nach Burda nicht mehr, sie haben ihr Privileg verloren.
„Journalisten müssen mit großer Akribie Nachrichten identifizieren und ihre Geschichten so erzählen, dass die Leute genau wissen, wer der Absender ist und ob sie diesem Absender trauen können.“
So werde es auch immer Zeitschriften geben, wenn auch von 1600 vielleicht 1400 übrig bleiben. „Große Marken werden bleiben. Du kannst nicht immerzu online sein, denn Online ist kurz und schnell und zerfetzt. Du hast das Gefühl, dass du nie richtig zu Ende gelesen hast. Deshalb ist es etwas Schönes, ein Buch oder eine Zeitschrift zu lesen.“
Quelle: Focus 3/18
Christoph Waltz über den kleinen Mann ohne Geschichte
Jeder Mensch hat eine Geschichte, die man erzählen kann. Das könnte eine Reporter-Weisheit sein, vor allem Lokaljournalisten würden zustimmen.
„Der kleine Mann aus Omaha verdient es überhaupt nicht, dass seine Geschichte erzählt wird – wenn es keine interessante Geschichte ist“, sagt dagegen Christoph Waltz, Deutschlands berühmtester Schauspieler, in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.
Wenn die Geschichte des kleinen Manns erzählenswert ist: „Ist er dann noch ein kleiner Mann?“, fragt Christoph Waltz. „Ist er nicht in dem Moment groß, in dem wir seine tolle Geschichte ins Zentrum einer Erzählung rücken?“
Christoph Waltz spielt eine Nebenrolle in dem Film von Alexander Payne: „Downsizing“; erzählt wird die Geschichte von Menschen, die auf 12 Zentimeter geschrumpft sind. Für Waltz ist der Film weniger ein Appell für mehr Umweltschutz, als
„eine Metapher für die menschliche Denkweise: Eigentlich sollte seit Kopernikus bekannt sein, spätestens aber seit der Aufklärung, dass der Mensch nicht das Maß aller Dinge ist. Gerade durch die digitale Revolution, bei der jeder Mensch in der Lage ist, seine Meinung überall öffentlich kundzutun, ohne dafür geradestehen zu müssen, neigen viele Menschen wieder dazu, sich für das Zentrum des Universums zu halten. Genau wie vor der Aufklärung.“
Waltz empfiehlt einen „wunderbaren Aufsatz von Wilhelm Reich aus den späten Vierzigern: Rede an den kleinen Mann“, in dem Reich zu einem Menschen, der sich machtlos fühlt, sagt: „Du bist nur klein, weil du dich klein machst. Die anderen, die du für groß hältst, sie sind genauso klein. Du bist derjenige, der sie als groß akzeptiert.“ Das sei das beste Mittel gegen die Machtlosigkeit – „Die anderen klein machen.“
Christoph Waltz liest offenbar viel, Geschichten über Größenwahn und Demut, Erfolg und Misserfolg – und empfiehlt Brechts „Leben des Galilei“: Der kleine Mönch sagt seinen Eltern die Wahrheit über die Welt.
„Sie hätten sich plötzlich aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit Gottes verstoßen gefühlt. All das Leid, die Mühsal, die Menschen willig ertragen haben, sind ohne einen Gott nur mehr unerträgliche Willkür.“
Quelle: Süddeutsche Magazin, 19. Januar 2018 „Maul halten und Hirn einschalten“
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Nachtrag:
Reporterlegende Kai Hermann («Wir Kinder vom Bahnhof Zoo») beschäftigte sich immer wider mit Außenseitern, berichtete aus Krisengebieten im Nahen Osten und über den jugoslawischen Bürgerkrieg. „Jeder Mensch ist eine Geschichte, das habe ich gelernt“, lautet sein Fazit. „Und: Gut und Böse gibt es nicht in der realen Welt.» (dpa, 24-1-18)
Verlagsmanagers Klage und Furcht: Journalisten wollen keine Veränderung
„Aber welcher Mensch ist schon lernfähig? Ich jedenfalls nicht“,
schreibt der Sportredakteur einer Regionalzeitung in einer Glosse. Er thematisiert allerdings nicht die Unlust von Redakteuren, sich weiterzubilden, sondern fehlende dicke Socken. Beim Spanien-Trainingslager von Bundesliga-Fußballern „überrascht“ ihn ein Wintereinbruch – wie vor einem Jahr.
Die Lern-Unlust ihrer Redakteure beklagen die Verlagsmanager aus 29 Ländern laut einer Studie des „Reuters Institute for the Study of Journalism“ der Universität von Oxford. Egoismus und mangelnde Bereitschaft zum Wandel seien die Gründe. Ein Verleger aus den USA:
„Dafür, dass so viel über Veränderung geredet wird, findet erstaunlich wenig Veränderung statt.“
Jeder dritte Manager sieht in der Unlust, Veränderungen zu akzeptieren, eine größere Gefahr als in der Machtpolitik von Google & Co.
Quelle: Süddeutsche Zeitung 10. Januar 2018
Trendforscher Horx: „Apple, Amazon, Google und Facebook werden scheitern“
Der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx sieht eine Renaissance der Zeitungen, zumindest der nationalen, die er „Qualitätszeitungen“ nennt. „Die Rache des Analogen“ sei zu spüren, „Digitalisierung wird übertrieben“, sagt er in einem Interview mit der Nordwest-Zeitung (NWZ) zum Jahreswechsel, „wir sind als Menschen analoge Wesen, zu viel Virtualität macht uns krank.“
Dagegen sieht er im Gespräch mit Jörn Perske dunkle Wolken über den Zentralen der Digital-Giganten im Silicon-Valley aufziehen: Apple, Amazon, Google, Facebook und Uber werden, so Horx, in den nächsten Jahren in eine Krise geraten durch ihre Gier, Monopole errichten zu wollen. „Daran werden sie scheitern. Es werden auch nicht 50 Prozent aller Jobs durch die Digitalisierung verschwinden – das ist Blödsinn.“
Die Menschen sehnen sich laut Horx nach Dingen zum Anfassen, nach Realität und schönem Design.
„Wir sind als Menschen analoge Wesen, zu viel Virtualität macht uns krank. Deshalb boomt schönes Papier und Lichtschalter, die „Klick“ machen.“
Die Digitalisierung werde abgelöst durch „Real-Digital“, einer Verbindung von dinglicher und digitaler Welt.
Von einem Trend der Gegenwart ließ sich der Zukunftsforscher überraschen: Der „grölende Populismus“ mit Trump und dem Brexit im Gefolge – und mit der AfD in Deutschland, die Horx aber nicht verdrießlich stimmt.
„Man sieht einen Trend zur Gelassenheit. Viele Menschen verstehen inzwischen, dass es vor allem die Hysterien und Übertreibungen sind, die den bösartigen Populismus stärken. Man sieht auch, dass Deutschland nicht zusammenbricht, wenn es mal eine Zeit von Umorientierungen gibt und eine neue Regierung etwas dauert.“
Der schrille Ton in der Öffentlichkeit, die Übertreibungen, die jede Debatte zu einer Existenzfrage hochpeitschen, erzeugten allerdings den Eindruck, dass die Welt immer schlechter werde:
„Man hat das Gefühl, als ob aller Lärm der Welt gleich nebenan ist… Aber eigentlich ist das alles nur Zorn, Aufgeregtheit, leere Erregung. Dagegen hilft nur eine kluge Ignoranz, die nicht jeden Shitstorm ernst nimmt.“
„Holz-AG“ oder „Wir erleben eine Renaissance von Print“
Was ist mit den gedruckten Medien los? An vier Stellen taucht die Antwort auf diese Frage in der Wochenend-Ausgabe des Handelsblatts auf (13. Oktober 2017):
Von einer „Holz-AG“ und einer „Fortschritts-AG“ sollen die Springer-Mitarbeiter intern sprechen, schreibt Carin Bialek in einem Beitrag über die Trennung von Print und Digital im Springer-Medienhaus. Die Furcht gehe um, dass die Print-Sparte zum Verlierer werde.
Vorstand Jan Bayer hält dagegen und schreibt in einer Mail an die Mitarbeiter: „Das ist nicht gerechtfertigt – und dazu hat die Verlagsbranche leider selbst einen gehörigen Teil beigetragen.“
„Das weltweite Buchgeschäft erlebt gerade seine beste Zeit seit 50 Jahren, vielleicht sogar seit seinem Bestehen. Die internationalen Buchmärkte sind seit dem Start der digitalen Transformation gewachsen“, sagt Markus Dohle, Chef von Penguin Random House in New York im Handelsblatt-Interview. „Wer hätte vor fünf Jahren gedacht, dass das globale Verhältnis zwischen gedruckten und digitalen Formaten heute etwa bei 80 zu 20 liegen würde. Fakt ist, dass wir gerade die Renaissance von Print erleben.“
In der Grafik des Tages schaut Marius Prauß auf einige Trende-Märkte und entdeckt, dass manche aufgebauscht werden:
„E-Commerce“ wird in ausgewählten Medien um 209 Prozent häufiger genannt (im Vergleich von 2016 zu 2014).
„Elektro-Mobilität“ um 113 Prozent häufiger.
„Netflix“ um 71 Prozent häufiger.
„Veggie“ um 16 Prozent häufiger.
Donald Trump taucht bei den Zitaten des Tages mit einem Tweet auf: „Es ist offen gesagt ekelhaft, dass die Presse schreiben kann, was immer sie will.“
Wie Gruner+Jahr den Hilferuf von Facebook diskutierte, Fake-News zu entdecken
Facebook war lange erhaben, wenn nicht gar überheblich: Wir sind gut! Wir sind die Besten! Wir sind weltumspannend! Fake-News, Mord-Videos und der ständige Hass haben Facebook nicht aufgerüttelt. Doch mittlerweile ist die Empörung so groß, dass sie auch Facebook nicht mehr ignorieren kann. Justizminister Maas und der Bundestag planen ein Gesetz gegen das Verbreiten von Fake-News, das Strafen bis zu 50 Millionen Euro androht.
Facebooks Ignoranz gegenüber Hass, Gewalt und Fälschungen liefert Politikern den Vorwand, in die Freiheit der Meinung einzugreifen: Ehrenschutz vor Meinungsfreiheit. Solch ein Gesetz wird das Verfassungsgericht nicht überzeugen können, aber bis ein Urteil gesprochen wird, kann es Monate, wenn nicht Jahre dauern.
Wir sind nervös, Manager in den Verlagen, Journalisten und Politiker – und Facebook auch, hilflos zudem: Was passiert, wenn das Vertrauen der Menschen platzt? Das ist der GAU für Nachrichten-Medien.
Da lohnt ein Blick auf die Folgen des Facebook-Angebots, Verlage einzubinden in die journalistische Suche nach Fälschungen. Am weitesten ist Gruner+Jahr: Julia Jäkel, CEO und Ex-Journalistin, lehnte das Angebot nicht rundweg ab wie die meisten deutschen Verlage; sie ließ es von Chefredakteuren und Managern wochenlang diskutieren. Wie lief die interne Debatte ab?
G+J-Kommunikationschef Frank Thomsen berichtete davon bei einer Podiumsdiskussion während des European Newspaper Congress in Wien:
- Das Hauptargument dafür lautete: Kommt ein Unternehmen in große Schwierigkeiten, dann sollten wir den Hilferuf ernst nehmen – erst recht wenn es um etwas geht, das Journalisten können.
- Das erste Gegenargument: Journalisten wissen, wie schwer es ist, wahr und unwahr zu scheiden.
- Das zweite Gegenargument: Recherche ist Kernarbeit von Journalisten, ist aufwändig – und die gibt es nicht kostenlos.
Sie verhandelten nicht, sie sprachen, weil sie nicht miteinander sprachen, nicht über Geld. Will Facebook alles gratis bekommen? „Wenn hinter der Anfrage von Facebook kein Geschäftsmodell steht, heißt die Antwort sowieso schon einmal Nein“, erläuterte Thomsen das Ergebnis. Facebook, das Kommunikation-Unternehmen, blieb verschlossen. „Du konntest nur Ja oder Nein sagen“, so Thomsen.
Mittlerweile laufen aber, so Thomsen wieder Gespräche.
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Mehr auf kress.de: ENC-Rückschau: „Enteignet Facebook hätten die Achtundsechziger gefordert
Soziale Netzwerke und der demokratische Diskurs (Zitat der Woche)
Denkfaulheit, Rechtschreibschwäche und Internetanschluss, das ist manchmal eine etwas unglückliche Kombination. (Erwin Pelzig, Kunstfigur des Kabarettisten Frank-Markus Barwasser)
Zitiert von Detlef Esslinger auf der Meinungs-Seite der SZ (15. März 2017); er schreibt weiter über die „sozialen Medien“:
Da es sich bei ihnen keineswegs um Medien, sondern um technische Plattformen handelt, war die Hoffnung naiv, sie könnten gesellschaftlichen Diskurs organisieren. Ebenso naiv war die Annahme, es sei bereits per se wertvoll, dass sich nun jedermann mal schnell an jeder öffentlichen oder halböffentlichen Diskussion beteiligen kann.
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