Wie der AfD-Politiker Holm einen Luther-Spruch missbraucht und ans Ende denkt (Friedhof der Wörter)
„Es ist vollbracht!“, jubelte Leif-Erik Holm, der AfD-Spitzenkandidat in Mecklenburg-Vorpommern, als er vom Wahlerfolg seiner Partei hörte. „Es ist vollbracht!“ stand auf der Anzeigetafel, als Fußballer den Bundesliga-Aufstieg geschafft hatten.
Luther hat den Spruch geprägt, er gehört zu den sieben letzten Worte Christi vor seinem Tod, aufgezeichnet vom Evangelisten Johannes. In der griechischen Urfassung, die Luther übersetzte, steht ein einziges Wort. In einer Karfreitags-Predigt haben Wolfgang Huber und Rolf Wischnath eine andere Übersetzung versucht: „Vollendet!“ Oder: „Am Ziel!“ Oder: „Fertig! – Fix und fertig!“
„Es ist vollbracht“ ist auf jeden Fall kein Jubelschrei, es ist der letzte Lebenshauch vor dem Tod. Er passt nicht für aufgekratzte Politiker und Fußballer, die nach Worten suchen für ihre Begeisterung – und die den Absturz, sei es politisch oder sportlich, bestimmt nicht im Sinn haben.
So lösen sich Sprüche, die Luther prägte, von ihrem Ursprung, verlieren ihren Sinn und kehren sich sogar ins Gegenteil.
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