Oma sagt für „Ich muss mal uff Klo“ stets „Austreten“ (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 18. November 2012 von Paul-Josef Raue.
Geschrieben am 18. November 2012 von Paul-Josef Raue in Friedhof der Wörter.

Alles Blödsinn? Alles Kokolores? Nach dem Wort des Jahres, nach dem Unwort des Jahres, dem Jugendwort des Jahres wird auch das Rentnerwort des Jahres gewählt. Das ist Kokolores, das ist das Rentnerwort des Jahres, gewählt von den Hörern des Berliner Jugendradios „Fritz“.

„Belästigt Eure Omas und Opas!“, forderte der Sender seine jungen Zuhörer auf, die den Schlagerabend ihrer betagten Altvordern „Gammelfleischparty“ nennen.

„Mein Opa sagte zu Jeans immer Nietenhose“, erzählt Charlotte aus Pankow. „Meine Schwiegeroma nennt Jeans gern Manchester-Hose – dies bitte so deutsch aussprechen wie möglich, nicht wie die britische Stadt“, schreibt Sophie

Christoph erinnert sich an „Piependecker für Base Cup“, und Tanja wundert sich immer noch, dass die Oma für „Ich muss mal uff Klo“ stets „Austreten“ sagt. Franzi findet „Knilch“ sehr schön – „wenn meine Oma mal wieder fragt, ob ich einen Freund habe“.

Die Abstimmung zum Rentnerwort verlief spannend: 16 Prozent stimmten für Kokolores – ein Wort, das in den goldenen zwanziger Jahren entstand in den Berliner Salons der Reichen; wer Kokain schnupfte, erzählte unentwegt Unsinn, eben Kokolores.

14 Prozent stimmten für Stanniolpapier und 13 Prozent für Rabauke, das ist ein altes niederdeutsches Wort für einen Randalierer und Rüpel, das seine Wurzeln im Lateinischen hat.

Larifari und Firlefanzerei, Mumpitz und Tinnef, Pipapo und Brühkaffee, Mischpoke und Rotzbengel: Diese Wörter entdeckten die Jungen auch noch – und finden sie schön.

Kolumne der Thüringer Allgemeine, geplant für 19. November 2012

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