Von der Westbank gibt’s kein Geld – Friedhof der Wörter

Geschrieben am 27. Februar 2012 von Paul-Josef Raue.
Geschrieben am 27. Februar 2012 von Paul-Josef Raue in Friedhof der Wörter, Lexikon unbrauchbarer Wörter.

Mexico City.
„Gebrauchsanweisung für Mexiko-City“ titelte eine überregionale Zeitung. Warum „Mexikon-City“? Eine spanischsprachige Stadt können wir spanisch oder deutsch benennen – aber warum englisch? Spanisch,amtlich: Ciudad de México. Deutsch: Mexiko-Stadt, die Stadt Mexiko, oder einfach: Mexiko, denn nur selten bleibt unklar, ob man Stadt oder Land meint.

Mittlerer Osten
ist ein Anglizismus für „Naher Osten“. Für Engländer ist „Near East“ der Balkan und die Türkei; also müssen sie denjenigen Osten, der für uns noch nah ist, bereits als „Middle East“ bezeichnen.

Skandinavien.
„Das Erfolgsgeheimnis der skandinavischen Staaten“, überschrieb „Focus“ einen Artikel im vergangenen Jahr, „Was Schweden, Norwegen und Finnland richtig machen.“ Verwirrender geht es nicht. Denn Skandinavien heißt:
1. geographisch: Norwegen und Schweden,
2. bei den «Scandinavian Airlines»: dazu Dänemark (Sitz der SAS ist Kopenhagen),
3. für die Schweden (aus historischen Gründen): auch Finnland,
4. für Dänen und Norweger (aus historischen Gründen): auch Island.
Man muss also entweder die Länder, die man meint, aufzählen oder von den „nordischen Staaten“ sprechen, wenn man alle meint.

Westbank ist einer der schamlosesten Anglizismen. Sie ist weder ein Kreditinstitut noch eine Sitzgelegenheit, sondern die Nicht-Übersetzung von Westufer, zumal des Jordans, daher «Westbänk» gesprochen. Es gibt nicht nur im Westjordanland ein westliches Ufer, sondern auch am Nil und jedem anderen Fluss, also Westbanks ohne Ende.

(zu: Handbuch, Kapitel 16 “ „Lexikon der unbrauchbaren Wörter“)

 

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