Das Unwort des Jahres: Kleine Leute oder Volksvertreter? (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 11. Januar 2014 von Paul-Josef Raue.

Vier Wissenschaftler, ein Journalist  und der Schriftsteller Ingo Schulze finden das „Unwort des Jahres“ und werden es am morgigen Dienstag mitteilen. Vier Leser der Thüringer Allgemeine haben auch ihre Vorschläge geschickt:

  • Volksvertreter
  • O.k. und lecker
  • kleine Leute – ein Leser hatte diesen  Begriff in Interviews mit SPD-Chef Gabriel gelesen und fragt sich: Wer sind die kleinen Leute in Deutschland?
  • Pflegefehler

 Die Leserin erzählt zu ihrem Unwort eine Geschichte:

Meine Winterschuhe begannen sich im Herbst zu schälen –  als ob sich bei einer Verbrennung die Haut vom Körper löst. Ich ging in das Schuhgeschäft, wo ich die Schuhe gekauft habe, und fragte, ob das ein Materialfehler sein könnte.

Die Verkäuferin fragte mich: „Haben Sie die Schuhe etwa mit Schuhcreme behandelt?“ Als ich das bejahte, antwortete sie mir, das ist dann ein Pflegefehler, sie dürfen solche Schuhe nur besprühen.“ Das hatte mir niemand beim Kauf gesagt.

Sind die vier Wörter wirklich Unwörter? Urteilen Sie selber! Die Jury muss einen Verstoß „gegen sachliche Angemessenheit oder Humanität“ feststellen und gibt vier Beispiele:
 

  • Verstoß gegen das Prinzip der Menschenwürde
  • Verstoß gegen Prinzipien der Demokratie (etwa: „alternativlos“  als Haltung  in der politischen Diskussion)
  • Diskriminierung gesellschaftlicher Gruppen (etwa: „Wohlstandsmüll“ für arbeitsunwillige oder arbeitsunfähige Menschen)
  • Euphemistische, verschleiernde oder gar irreführende Wörter (etwa: freiwillige Ausreise  für die Abschiebung von Asylbewerbern)

 

Thüringer Allgemeine, Rubrik „Friedhof der Wörter“ am 13. Januar 2014

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