Das Wort des Jahres: GroKo, #Raute, Matt und Knochenbruch (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 29. Dezember 2013 von Paul-Josef Raue.

Deutsche sind sparsame Menschen, die Werbung wie „Geiz ist geil“ nett finden. Deutsche sparen auch mit Worten, geizen um jede Silbe – findet die „Gesellschaft für deutsche Sprache“, die das „Wort des Jahres“ wählt.

In diesem Jahr ist das Wort kein Wort, sondern eine seltsam geschriebene Abkürzung: „GroKo“; das bedeutet: „Große Koalition“. Nun kenne ich viele sparsame, ja sogar geizige Menschen, aber ich kenne keinen, der „GroKo“ sagt; alle sagen: „Große Koalition“, wenn sie sich überhaupt für die Koalition interessieren.

Die meisten, die ich nach „GroKo“ fragte, vermuteten einen Papageien-Namen; einer tauchte sogar tief ab in die Geschichte und erinnerte sich an Hitler, den „Gröfaz“, den größten Feldherrn aller Zeiten.

Häufig geschrieben wird „GroKo“ allerdings in der Twitter-Welt: Wer eine solche Nachricht
im Internet sendet, muss sich kurz fassen – denn nach 140 Zeichen ist Schluss. Da geizt man mit jedem Buchstaben und nutzt gerne einen „Hashtag“, ein Schlagwort, vor das man eine Raute (#) setzt.

Wer „#GroKo“ eingibt, kann Tausende von Kurznachrichten lesen über die Große Koalition, wobei das seltsam große „K“ auch folgenlos klein geschrieben werden kann.

Groko wird, so sei orakelt, in spätestens fünf Jahren auf dem Friedhof der Wörter ruhen – wie „Glykol“, das in den achtziger Jahren ebenso „Wort des Jahres“ war wie die „Nulllösung“.

Die #-Raute bedeutet im Schach: Matt – und in der Medizin: Knochenbruch. Das passt doch zum „Wort des Jahres“.

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