Unspruch des Jahres: „Ich bin kein Rassist, aber…“ plus Macho-Spruch des Jahres (Friedhof der Wörter)
Wir haben das Wort des Jahres, das Unwort des Jahres und das Jugendwort des Jahres. Die Österreicher haben noch den Spruch des Jahres:
Frankreich wir kommen!
Den werden die meisten Deutschen nicht verstehen: „Frankreich wir kommen“ war das Motto der österreichischen Fußballer, die sich nach über einem halben Jahrhundert wieder sportlich für die Europameisterschaft qualifizieren konnten. Der Spruch macht deutlich: Die Österreicher waren weise, als sie sich von den deutschen Wörtern, Unwörtern und Jugendwörtern lösten – auch wenn sie die gleiche deutsche Sprache sprechen.
Sprache ist an einen Ort gebunden: Manches, was in Deutschland gesagt wird, interessiert in Österreich kaum jemanden – und umgedreht auch. Weise waren die Österreicher auch, als sie nicht nur vom deutschen Wort des Jahres verabschiedeten, sondern auch den Spruch des Jahres von den Bürgern wählen ließen.
In Deutschland wählt den Spruch des Jahres eine „Deutsche Akademie für Fussballkultur“ – ja wirklich: „Fußballkultur“, wobei wohl nicht nur an den Kulturbeutel beim Duschen gedacht ist.
Sind drei Sätze mit 18 Wörtern noch ein Spruch? In der Fußballkultur offenbar:
München ist wie ein Zahnarztbesuch. Muss jeder mal hin. Kann ziemlich weh tun. Kann aber auch glimpflich ausgehen,
sprach Sebastian Prödl , ein Österreicher, vor dem Spiel bei den Bayern.
Zur Wahl stand auch ein 18-Wörter-Spruch von Bruno Labbadia, als er Trainer in Hamburg werden sollte:
„Ich habe meine Frau vor die Wahl gestellt: Mallorca oder HSV? Aber ich habe sie nicht ausreden lassen.“
Der Spruch könnte der Macho-Spruch des Jahres sein.
Den Unspruch des Jahres wählen die Österreicher auch – und die fünf Wörter haben es in sich: „Ich bin kein Rassist, aber …“ In der Regel folgt ein rassistischer Spruch, tausendfach in den unsozialen Netzwerken zu lesen.
Und welcher Spruch wäre der bundesdeutsche des Jahres? Drei Wörter, die man nicht gut finden muss, die aber jeder kennt, jeder zuordnen kann: „Wir schaffen das“.
Die drei Wörter sprach die Kanzlerin in einem größeren Zusammenhang auf einer Pressekonferenz Ende August in Berlin, aber nur drei Wörter blieben haften:
„Deutschland ist ein starkes Land. Wir haben so vieles geschafft, wir schaffen das. Wir schaffen das, und wo uns etwas im Wege steht, muss es überwunden werden.“
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