Sprachliche Blähungen – Friedhof der Wörter

Geschrieben am 20. März 2012 von Paul-Josef Raue.
Geschrieben am 20. März 2012 von Paul-Josef Raue in Friedhof der Wörter.

„Immer wieder liest man davon, dass etwa ,käuflich erworben‘ werden kann. Es stellt sich die Frage: Wie sonst sollte man etwas erwerben?“, schreibt Mathias Daniel aus Nordhausen.

Geld ist nicht alles, auch wenn man in Zeiten der Finanzkrise so denken kann. Man erwirbt das Vertrauen seiner Freunde, das geht in der Regel ohne Geld. Man erwirbt einen Doktor-Titel, und auch das geht in der Regel ohne Geld. Man erwirbt Wissen, und das gelingt Schülern allein durch Fleiß, Konzentration und Geduld.

„Erwerben“ bedeutet nicht immer „kaufen“. Doch „käuflich erwerben“ bedeutet schlicht „kaufen“, es ist ein unsinniges Blähwort. „Käuflich erwerben“ hat fünf Silben; „kaufen“ kommt mit zwei Silben aus.

Warum blähen wir solch kurze, sinnliche Wörter wie „kaufen“? Warum schreiben wir vom „allgemeinen Umgangssprachgebrauch“, wenn wir einfach „Sprache“ meinen? Was stellen wir uns unter einem „detaillierten Meinungsaustausch“ vor – wenn wir ihn kurz und treffend „Gespräch“ nennen könnten?

Blähungen sind unangenehm und verpesten die Luft. Wir sollten sie vermeiden.

(Thüringer Allgemeine vom 19. März 2012)

(zu: Handbuch-Kapitel 16 „Lexikon unbrauchbarer Wörter“)

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