Showmaster am Händie: Falsche Fremdwörter (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 9. Februar 2014 von Paul-Josef Raue.

Wir Deutschen mögen Fremdwörter, um zeigen: Wir sind modern, global, international, also alles andere als provinziell, wir sind unschlagbar. Und wenn uns kein Fremdwort einfällt, dann erfinden wir eines.

Jürgen Pretzsch ist Aquarellmaler und Graphiker in Erfurt. Zum Geburtstag einer Freundin brachte er ein Quiz mit; eine der Fragen drehte sich um Fremdwörter:

„Was haben diese Wörter gemeinsam? Handy, Oldtimer, Showmaster, Mobbing …“
Die Antwort: Es sind falsche Fremdwörter.

Wer in New York in einen Laden geht und ein Handy kaufen will, der erntet Erstaunen oder Gelächter: Der Verkäufer weiß nicht, was sie wünschen. In Amerika ist unser Handy ein „Mobile“. Wir könnten es also durchaus deutsch schreiben: Händie.

Wer in Chicago einen Oldtimer kaufen will, wird vom Händler dem Opa vorgestellt: Oldtimer ist im Englischen ein alter Mann und kein altes Auto. Dafür ist unser „Beamer“ in Chicago ein BMW. Und unser Beamer heißt im Englischen: Projector. Das klingt für deutsche Ohren zu deutsch, also haben wir den Beamer – den Bihmer – erfunden.

Und wer glaubt, ein Mensch allein könne kein Wort erschaffen, der kennt Rudi Carrell nicht: Er sang „Showmaster ist mein Beruf“ – und schon hatte die deutsche Sprache ein neues Wort, das eine große Karriere gemacht hat.

Thüringer Allgemeine, Kolumne „Friedhof der Wörter“, 10. Februar 2014

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