Schlussverkauf beim Segeln (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 11. August 2012 von Paul-Josef Raue.
Geschrieben am 11. August 2012 von Paul-Josef Raue in Friedhof der Wörter.

„Salem aleikum“ ist arabisch und bedeutet: „Friede sei mit Euch!“. So begrüßen sich die Menschen von Istanbul bis Mekka. Arabisch zieht auch in die Werbung unserer Kaufhäuser ein, ein bisschen abgewandelt, wie wir es im Vielsprachen-Kauderwelsch unserer Tage gewohnt sind: „Sale“.

Wir verwandeln dabei den arabischen Frieden in einen deutschen Schlussverkauf. Unsinn, sagen Menschen, die der englischen Sprache mächtig sind. „Sale ist englisch und wird ganz anders ausgesprochen, nämlich: sähl.“

Wer des Englischen weniger kundig oder unkundig ist, wird fragen: Was hat der Schlussverkauf mit dem Segeln zu tun? In der Tat liegt die Aussprache von „sale“ wie „kaufen“ und „sail“ wie „segeln“ nahe beieinander. Um die Verwirrung auf die Spitze zu treiben, hat „sale“ im Englischen eine Doppelbedeutung: der ganz normale Kauf zu normalen Preisen ebenso wie der Schlussverkauf.

Bei so viel Verwirrung wundert man sich über den rasanten Aufstieg des Wortes „Sale“ im Deutschen, erst recht in deutsch-arabisch-englischen Kombinationen wie „Sommer-Sale“.

Werbe-Experten begründen den „Sale“ mit der Kürze des Wortes: Es springt den Käufern ins Gesicht, kann in Riesenbuchstaben geschrieben werden − im Gegensatz zu den drei Silben des deutschen „Schlussverkauf“, die zudem so reizvoll zu lesen sind wie ein Bußgeldbescheid.

Beide Wörter taugen nicht: „Schlussverkauf“ ist lustlos, „Sale“ für viele unverständlich. Wem fällt ein Wort ein, verständlich und schön?

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