„How to tell“: Journalisten, das Digitale und die deutsche Sprache
Wie beleidigungsresistent müssen Journalisten sein?
Titel eines Vortrags von Professor Tobias Gostomzyk, TU Dortmund, am 5. November in Hamburg. Die Tagung trägt den Titel „Digitaler Journalismus: Disruptive Praxis eines neuen Paradigmas“; es fehlt allerdings ein Vortrag zum Thema: Taugt die deutsche Sprache noch für den digitalen Journalismus?
Drei Vorträge sind englisch formuliert, obwohl nur ein Redner aus England kommt („The Business of Digital News: What has and what hasn’t changed“). Die anderen Redner sprechen deutsch:
- Really digital or more of the same? (Das ist die „Keynote“)
- How to tell good stories in the digital age (Da geht’s um das Erzählen!)
Auch sonst schwirren Begriffe durchs Programm, dass sich jeder grausen könnte, der unsere Sprache mag: Disruptiv, Poster-Pitch, multimediales Storytelling, konzeptionelles Modell, kommunikative Selbstorganisation.
Da tanzen die Sprachbilder: „Zwischen Informationsflut und Ereignisradar“, „Fischen im Netz“.
Sicher: Da geben sich Experten international, wollen auch mal nach Kalifornien eingeladen werden und storytellen bis zum Abwinken. Sicher: Da sind Journalisten unter sich, reden übers Publikum, aber können sicher sein, dass dieses nicht zuhört. Zuim Glück! Sicher: Luthers Thesen sind nun auch schon ein halbes Jahrtausend alt – und Luther als Vorbild?
Sicher gab es mal Zeiten, in denen Journalisten auch Meister, zumindest lernwillige Gesellen der deutschen Sprache waren und verständlich sprachen. Bedeutet „digital“: Diese Zeiten sind vorbei? Einige Referenten formulieren allerdings noch einfach und verständlich: „Wie wir auf das Publikum hören sollten“ (Cordt Schnibben vom Spiegel), „Verabschiedung“ – und der eingangs zitierte Professor “ Wie beleidigungsresistent müssen Journalisten sein?“