Marion Brasch und die Erbsensuppe der Partei
Marion Brasch ist Moderatorin bei Radio Eins (RBB), Tochter des ehemaligen Vize-Kulturministers der DDR, Schwester des Dichters Thomas Brasch, zwar gerade mal 51 Jahre alt, aber schon Autorin einer wunderbar leicht geschriebenen, ironisch-melancholischen Autobiografie.
Das Leben in der DDR war eben auch ein Leben mit einem normalen Alltag, mit der Suche nach Liebe und dem eigenen Weg, mit Ärger und Glück, einem schwierigen Vater und rebellischen großen Brüdern, einer langweiligen Partei, wenn man nicht aufbegehrte, der Musik der Stones, John Lennons und Bob Dylans, der ersten eigenen Wohnung, der ersten Arbeitsstelle.
Marion Brasch lernte nach dem Abitur Setzer in einer Zeitungsdruckerei und erzählt in „Ab jetzt ist Ruhe“:
Einer meiner Kollegen hatte den Satz „Der Parteitag trat in die Mittagspause“ durch die Bemerkung „Es gab Erbsensuppe“ ergänzt. Der Korrektor hatte in dem Satz keinen Fehler gefunden, der Redakteur hatte ihn überlesen, und die Zeitung ging in den Druck.
Der Übeltäter bekam ein Disziplinarverfahren, wurde streng gerügt und musste eine Stellungnahme schreiben. Darin erklärte er, dass Erbsensuppe doch sehr nahrhaft sei und sich die Leser der Zeitung bestimmt darüber freuten, dass die Genossen beim Parteitag das Gleiche zu essen bekämen wie die werktätige Bevölkerung in der Betriebskantine,
Daraufhin wurde ihm auch die Parteitagsprämie gestrichen. Wir legten zusammen, er bekam die Prämie von uns, und es war in Ordnung.