Metaphern-Suppenköche im Einsatz: Das zerschnittene Tischtuch (Friedhof der Wörter)
Was wären die anonymen Streifbild-Autoren der Süddeutschen ohne geglückte und vor allem missglückte Sprachbilder. In der heutigen Folge zerschneiden sie das Tischtuch.
Winfried Kretschmann, Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg, will im Wahlkampf keine Tischtücher zerreißen (statt zerschneiden!) und bekommt vom Streiflicht-Autor sogar einen Vorschlag für seinen Wahlkampf:
Papierservietten zerreißen, um aus den Fetzen buntes Konfetti für die Wahlparty zu gewinnen.
Und wie heißt es nun: Das Tischtuch zerschneiden oder zerreißen?
Bei Google kommt „zerreißen“ auf eine dreimal höhere Trefferquote als die sprichwörtliche Fassung „zerschneiden“. Bei „zerreißen“ bietet Google auch gleich werbend die passende Tischdecke dazu: Weinrot mit Punkten aus Wachstuch.
Da das Zerreißen eines Tischtuchs recht gewalttätig ist, endet der Streiflicht-Autor lukullisch und findet in seinem Fundus den „Esstisch der internationalen Metaphern-Suppenköche“. Bitte nur nicht versalzen!
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Quelle: Süddeutsche Zeitung 11. Februar 2016
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