Schon Gregor Gysi war vor 18 Jahren gegen den „Ehrensold“ (Friedhof der Wörter)
„Ehrensold“ wählten die Leser der Thüringer Allgemeine zum Unwort des Jahres. Aber wie bei den meisten Wörtern, die zum Unwort werden, meinen die Leute die Sache – oder einen Menschen, den sie verachten – und weniger das Wort.
- Was spricht gegen den „Ehrensold“ für rund fünfhundert Künstler in Not, denen unser Staat jährlich rund drei Millionen Euro schenkt?
- Wer gönnt ehrenamtlichen bayrischen Bürgermeistern nicht die siebenhundert Euro, die sie nach ihrem Ausscheiden als „Ehrensold“ erhalten?
- Wer schüttelt den Kopf über Mozart, der als „kuk-Kammerkompositeur“ einen „Ehrensold“ bekam?
Christian Wulff dagegen wollen viele ehrbare Bürger den Ehrensold verweigern, weil er als Bundespräsident weder vorbildlich war noch vertrauenswürdig. Zwar gab es auch andere, die in der Kritik „etwas Hämisches, geradezu Rachsüchtiges“ entdeckten, doch sie blieben eine Minderheit.
Erstmals kam der „Ehrensold“ vor achtzehn Jahren in Verruf durch Gregor Gysi und Bundestagsabgeordnete der PDS. Auch sie meinten einen Menschen, dem sie den „Ehrensold“ wegnehmen wollten: Der Dichter Ernst Jünger diente, so ihre Begründung, schon vor der Nazi-Diktatur einer „faschistischen Ideologie“ und habe 2000 D-Mark im Jahr nicht verdient.
Der Ehrensold für Christian Wulff erledigte sich übrigens nicht mit seinem Ableben. Seiner Witwe, so es eine gäbe, stünden bis zu ihrem Lebensende rund 120.000 Euro zu.
Ob das Bettina Wulff weiß?