„Wir erwarten das Goldene Zeitalter des Journalismus“ (Neujahrsansprachen 1: Mathias Döpfner, Springer-Chef)

Geschrieben am 12. Januar 2013 von Paul-Josef Raue.
Geschrieben am 12. Januar 2013 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Online-Journalismus.

Mathias Döpfner, Vorstandschef der Springer AG, sagte bei seiner Neujahrsansprache in Berlin: „Wir sind bei Springer eingefleischte  Zweckpessimisten.“ Nachdem er lange über die Unglückszahl 13 räsoniert  hatte und die eine und andere Geschichte erzählt,  zitierte er den Zukunftsforscher Ross Dawson aus Australien: „2017 erscheint die letzte gedruckte Zeitung.“

Döpfner, Deutschlands größter Medienmanager, fuhr fort:

Zweckpessimisten  sind sicher: „Die gedruckte Zeitung geht unter.“

Aber Zweckpessimisten werden sehen: Die Zeitung überlebt viel länger, als wir denken. Zwar ist mit Zeitungen auf Papier kaum noch Wachstum zu erzielen, aber Geld verdienen wird man mit ihnen noch viele Jahre. Die goldenen Zeiten des Print-Geschäftes mögen vorbei sein. Aber die silbernen können auch noch sehr schön sein.

Zweckpessimisten sind sicher: „Die Leute zahlen nicht für Journalismus im Netz.“

Aber Zweckpessimisten werden sehen: Die Menschen zahlen, wenn das Bezahlen einfach genug ist und die Geschichten interessant und verlässlich sind. Je mehr Informationen für jedermann jederzeit überall verfügbar sind, desto größer wird die Sehnsucht nach Auswahl, Orientierung und einem Absender, der für die Richtigkeit einer Information auch Verantwortung übernimmt.

Und genau das macht guten Journalismus aus, genau das ist das Prinzip Zeitung, genau deshalb glaube ich an die Zukunft der digitalen Zeitung, die ihren Lesern etwas wert ist.

Zweckpessimisten sind sicher: Der Journalismus im Internet wird immer oberflächlicher und schlechter.

Aber Zweckpessimisten werden sehen: Er wird immer besser. Im Netz nämlich zählt nur noch die Qualität einer Geschichte, nicht mehr die Qualität des Papiers, die Qualität der Druckerei oder die Quantität der Kioske, an denen eine Zeitung verkauft wird.

Allein der Inhalt macht den Unterschied. Und der profitiert von maximaler Geschwindigkeit und dem kürzest möglichen Weg zum Leser, von unbegrenztem Platz auch noch für die längste aller denkbaren Hintergrundgeschichten, von der Möglichkeit, alle Mediengattungen, Ton, Bewegtbild sowie geschriebene Geschichten zu kombinieren, und schließlich von der Interaktivität, also der Möglichkeit, auch die Intelligenz und das Wissen der Leser in das journalistische Angebot einzubeziehen.

Das sind gute Nachrichten für gute Autoren und gute Reporter. Im Jahr 2013 beginnt die wirkliche Emanzipation der Zeitung vom Trägermedium Papier. Das Digitalzeitalter hat alle Chancen, zum Goldenen Zeitalter des Journalismus zu werden.

Quelle: Die Welt 12. Januar 2013

(zu: Handbuch-Kapitel 5 Die Internet-Revolution + 3 Warum die Gesellschaft bessere Journalisten braucht + 57 Wie können Zeitungen überleben + Welche Zukunft hat der Journalismus)

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