Als die Mühle noch Müle hieß (Friedhof der Wörter)
Dies Schild findet der Wanderer auf den Fahner Höhen nördlich von Erfurt. Die erste Frage, die sich jeder stellt: Warum hat der Schildermaler die Mühle um ein „h“ betrogen?
Die zweite Frage: Warum schreiben wir die Mühle mit „h“, aber den Müller ohne „h“ und mit einem doppelten „l“? Ist nicht der Müller der Mann, der die Mühle bedient?
Der Versuch einer Antwort: „Muli“ hieß die Mühle in alten Zeiten, dann „Müle“. „Vor einer mülen an einem fluß“, lesen wir in einer Dichtung vor fünfhundert Jahren.
Erst danach, also vor etwa dreihundert Jahren, schlich sich das „h“ in die Müle ein. Der Müller kam immer ohne „h“ daher, hieß früher, der Müle angeglichen, „Mulinari“ oder „Mülnär“.
So dumm ist der Schreiber der „Grundmüle“ also gar nicht, er hat sich nur im Jahrhundert geirrt – und unterschätzt, wie unlogisch bisweilen unsere Sprache ist.
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