Journalisten, Schreibblockaden, Alkohol und die Werkstatt Gottes (Zitat der Woche)
Franz Josef Wagner ist für seine wilden Assoziationen bekannt, die er täglich in „Post von Wagner“ auf der zweiten Seite der Bildzeitung ausbreitet. Wer käme schon vom Fußballer Thomas Müller, dem einfach kein Tor bei der EM gelingen will, über Schreibblockade von Schriftstellern und über Goethe zu Gott? Das kapitulierten selbst Streiflicht-Schreiber der SZ, die neben Wagner mit genialen Assoziationen Lesers Herz erwärmen.
Lieber Thomas Müller… Schreibblockade nennt man bei Schriftstellern das Phänomen, unter dem sie gerade leiden. Torblockade. Schriftsteller suchen meist Hilfe bei Alkohol.
Dazu kann ich Ihnen nicht raten. Aber eine Wahrheit hat der writer’s block. Man ist nicht ununterbrochen Künstler. Goethe spricht von der „geheimnisvollen Werkstatt Gottes“…
Hatte Gott eine Schreibblockade? Was weiß Goethe von Gott? Was weiß Wagner von Goethe und Gott?
Johann Peter Eckermann hat die Gespräche mit Goethe protokolliert. Am 2. August 1830 sprach Goethe über einen Streit in der französischen Akademie, er freute sich, dass „auch in Frankreich bei der Naturforschung der Geist herrschen und über die Materie Herr sein“ werde: „Man wird Blicke in große Schöpfungsmaximen tun, in die geheimnisvolle Werkstatt Gottes!“
Die Welt, die Natur, die Schöpfung – das ist die „geheimnisvolle Werkstatt Gottes“.
Und was rät Wagner gegen Blockaden? „Schriftsteller saufen. Sie (Müller) trainieren.“ Ob es schriftstellernde Journalisten auch mit Training und solider Recherche versuchen sollten?
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Quelle: Bild 6. Juli 2016 „Post von Wagner“
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Immer wieder hört man von sogenannten Schreibblockaden bei Schriftstellern. Nun arbeitet sich auch Herr Wagner im, sagen wir mal, freien Assoziieren an diesem Thema ab. Was der Fußballer mit Schreibblockaden zu tun hat, erschließt sich mir auch beim wiederholten Lesen nicht, zum „Writers Block“ selbst habe ich eine eigene Meinung:
Sogenannte Schreibblockaden sind Ausreden fauler Schriftsteller. Auch wenn man nicht so gut drauf ist, gibt es tausend Dinge am Manuskript zu tun: Am Text feilen, Perspektiven für Figuren entwerfen, plotten, Korrektur lesen und und und.
Ich halte es da mit Ralph Keyes:
„Serious writers write, inspired or not. Over time they discover, that routine is a better friend than inspiration.“
Und gegen einen Rum nach getaner Arbeit ist schließlich auch nichts einzuwenden.
Klaus Jäger