Das Goethe-Institut und die deutsche Sprache – wie Feuer und Wasser (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 25. Oktober 2014 von Paul-Josef Raue.

Welche Rolle spielt die deutsche Sprache in unserem Berufsleben? Diese Frage will das Goethe-Institut beantworten und lädt zu einer Tagung: „Sprache. Mobilität. Deutschland.“

Wer das Programm durchliest, wähnt sich in einem Test: Verstehen Sie deutsch? Zum Beispiel: Was bedeuten diese beiden Wörter:

>  Zirkuläre Migration;
> dichotomische Wahrnehmung.

Ein türkischer Gastarbeiter arbeitet in Deutschland, kehrt in seine Heimat zurück und kommt wieder nach Deutschland: Er pendelt zwischen den Ländern ebenso wie ein polnischer Professor, der in jedem Jahr zur Spargel-Ernte nach Thüringen kommt: Beide sind zirkuläre Migranten, Pendler oder Wanderarbeiter.

Steffen Angenendt arbeitet für die Stiftung „Wissenschaft und Politik“ mag den Begriff „zirkuläre Migration“ nicht:

In der politischen Debatte ist weitgehend unklar, was unter zirkulärer Migration verstanden werden soll und dementsprechend unterschiedlich sind auch die Antworten.

Nur – warum bedient sich das Goethe-Instiutut eines Spezial-Begriffs, den selbst ein Experte als unklar bezeichnet?

Ähnlich fragen wir nach der Dichotomie, die nicht unklar, aber schwer verständlich ist, ein Spezialwort eben. Dichotomisch ist Yin und Yang, Mann und Frau, Feuer und Wasser, Erfurt und Jena, Gut und Böse, Schwarz und Weiß – also alles, was zusammengehört und doch unterschiedlich ist.

Wer, wenn nicht das Goethe-Institut, sollte verständlich sein? Sollte Gespräch oder Diskussion statt „Diskurs“ wagen, Forum oder Arbeitsgruppe statt „Panel“ sagen und nicht endlose Folgen von Hauptwörtern aneinanderreihen.

Es lohnt sich von Goethe zu lernen; er spricht von den Quellen der Sprache:

Sie sollten  in ihrer Heftigkeit auch etwas Bergschutt mitführen – er setzt sich zu Boden und die reine Welle fließt darüber her.

Das wäre eine schöne Aufgabe für das Institut, das sich auf den Dichter aus Weimar beruft: Bergschutt zu Boden sinken lassen!

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Thüringer Allgemeine „Friedhof der Wörter“ 27. Oktober 2014

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