Der Braunschweiger Fotograf Thomas Ammerpohl ist tot: Greenpeace, Movimentos Ballett und WHO in Afrika

Geschrieben am 15. November 2017 von Paul-Josef Raue.
Geschrieben am 15. November 2017 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, K 41 Das Foto, P 50 Die journalistischen Berufe.
Der Fotograf Thomas Ammerpohl in Äthiopien, von Kindern umringt, denen er seine und ihre Bilder zeigt. Foto: Raue

Der Fotograf Thomas Ammerpohl in Äthiopien, von Kindern umringt, denen er seine und ihre Bilder zeigt. Foto: Raue

Der Braunschweiger Fotograf Thomas Ammerpohl ist am Montagabend gestorben (13. November 2017); Ende Mai hatte er mit vielen Freunden und Bekannten noch seinen 70. Geburtstag im „Deutschen Haus“ gegenüber vom Braunschweiger Dom gefeiert.

Ammerpohl war ein Fotograf in der Provinz, aber seine Professionalität war alles andere als provinziell. Er, im Harz geboren, mochte seine Heimat, das Braunschweiger Land; er arbeitete erst als Krankenpfleger und Zahntechniker, dann über Jahrzehnte regelmäßig für die „neue braunschweiger“ (nb), er ging zu Kaninchenzüchtern und Ordensverleihungen, zur Goldkonfirmation ebenso wie zum Kreisliga-Fußball – und war beliebt bei den Menschen, die wir gerne die „einfachen“  nennen. Er fotografierte stets frei – aus Überzeugung – für dpa und für Zeitungen, auch internationale.

Er beeindruckte die Leser der Braunschweiger Zeitung mit seinen Ballett-Fotos von den Movimentos-Festspielen in Wolfsburg und bekam dafür in Wien einen europäischen Zeitungspreis: „European Newspaper Award – Excellence“.

Er fühlte sich in der Welt zu Hause, fuhr mit seinem Freund, dem Domprediger Joachim Hempel, fotografierend durch das Morgenland, in dem das Abendland gegründet ist;  er reiste Dutzend Male durch Palästina, Syrien, Arabien, Afrika und den Kaukasus. Ihn faszinierten weniger die alten Steine als die Menschen, denen er begegnete. Immer hatte er ein Bündel einheimischer Geldscheine in der Tasche: Wenn er Menschen porträtierte, fragte erst um Erlaubnis und gab dann das Geld – ein Geschäft aus Respekt und auf Gegenseitigkeit.

Wo er saß, war er von Kindern umgeben: Er fotografierte sie und zeigte ihnen auf dem Display die Bilder, er ließ sie staunen und staunte selber. Zu Beginn seiner Laufbahn war er Anfang der achtziger Jahre Fotograf bei Greenpeace; in den neunziger Jahren und darüber hinaus dokumentierte er  Leprakranke im Senegal, beauftragt von der WHO.

Das Foto von Thomas Ammerpohl auf dem Cover des Buchs "Der Domprediger".

Das Foto von Thomas Ammerpohl auf dem Cover des Buchs „Der Domprediger“.

Auch in der Kultur, die ihn ein Leben lang faszinierte, waren es die Künstler, die ihn anzogen:  Zum einen beim Staatstheater Braunschweig, aber noch intensiver weltweit.  Mehr als hundert internationale Ballett- und Modern-Dance-Ensembles aus 18 Nationen engagierten ihn; er fotografierte bei Tanz- und Theaterfestivals in Amsterdam, Barcelona, Paris, London, Kasan, Moskau, St. Petersburg und Hamburg, Hannover, München, aber auch in New York – und vor allem beim Movimentos-Festival der Wolfsburger Autostadt von VW.

Auf Ausstellungen wurden seine Werke gezeigt, in Braunschweig, Hannover und Hamburg. Über eine Reihe von Ehrungen konnte er sich freuen: Silbermedaille der schönen Künste bei der Foto-Biennale in Mouscron/Belgien,  FIAP-Award-Goldmedaille und mehrfach Gold-, Silber- und Bronze beim Hasselblad Austrian Super Circuit in Linz/Österreich.

Auch die Bilder in dem Buch „Der Domprediger“ stammen von  Thomas Ammerpohl: Das große Interview zum Abschied von Joachim Hempel.

Die Beisetzung findet am Samstag, 18. November, um 11 Uhr auf dem Braunschweiger Hauptfriedhof statt.

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