Die deutsche Sprache ist eine schwere Sprache – selbst für Drehbuch-Schreiber (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 8. März 2015 von Paul-Josef Raue.
Geschrieben am 8. März 2015 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Friedhof der Wörter.

Sechs Millionen schauen die MDR-Serie „Um Himmels Willen“ mit Fritz Wepper als Bürgermeister und Janina Hartwig als Ordensschwester Hanna. Und sie sehen beim Vorspann einen Fehler, Dienstag für Dienstag: Der Willen der Wendung „Um Himmels willen“ wird klein geschrieben.

Da kennt selbst der Duden kein Mitleid, der sonst einen Fehler, wenn er nur oft genug gemacht wird, als richtig anerkennt. Die Folgen wäre zu heftig, denn alle Wörter, die anderen Wörtern entstanden sind, werden klein geschrieben: „Du bist schuld am Unfall“ oder „Mir ist angst“. Allerdings beweist unsere Sprache mit konstanter Boshaftigkeit, dass sie eine schwere Sprache ist: Groß geschrieben wird die Angst in „Ich habe Angst“.

Im „Friedhof“ der vergangenen Woche haben wir Ihr Sprachwissen getestet: Was ist richtig: „Über die Strenge schlagen“ oder  „Über die Stränge schlagen“? „Stränge“ ist richtig, denn die Redewendung folgt einem Bild aus dem Reiter-Milieu: Das Pferd ist unruhig und schlägt über den Zugstrang hinaus. Pech für alle, die nicht reiten: Sie haben das Bild nicht im Kopf, sie müssen die richtige Schreibweise einfach lernen – oder, was am besten ist – das Sprachbild meiden.

„Unentgeltlich“ oder b) „unentgeldlich“? Das Adjektiv hat nichts mit dem Geld zu tun, sondern leitet sich vom Verb „entgelten“ ab: „Unentgeltlich“ ist also korrekt.

Ein Fleißkärtchen bekommt, wer die Frage richtig beantwortet hat: „ohne einander“ oder „ohneeinander“? Die zweite Fassung ist richtig – nahezu unglaublich, zudem auch hässlich anzusehen: ohneeinander. Am besten meidet man auch dieses Wort, das zusammengeschrieben wird analog zu „miteinander“.

Wer noch einmal die Schwere unserer Sprache spüren will, schaue sich diesen korrekt geschriebenen Satz aus einem Gedicht von Phil Bosmans an: „Liebe heißt, einander nahe zu sein, ohne einander zu besitzen.“

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Thüringer Allgemeine, Friedhof der Wörter, 9. März 2015

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