Die FAZ druckt einen Text, den die taz nicht drucken wollte
„Und wer kontrolliert die Zeitungen?“ Es gibt kaum eine Diskussion mit Politikern und nicht selten auch mit Leser, in der nicht diese Frage gestellt wird. Die Antwort ist einfach: Die Medien kontrollieren die Medien.
Ein gutes Beispiel lieferte die Sonntagszeitung der FAZ: Sie druckte auf der zweiten und dritten Seite einen Beitrag, den die taz-Chefredakteurin Ines Pohl nicht drucken wollte. Thema von Christian Füllers „Die große Legende“ ist die Förderung von Kindesmissbrauch und Pädophile durch die Grünen in ihren Anfangsjahren.
Die FAS kündigte den Beitrag auf der Titelseite an: „Die taz-Chefin wollte den Text nicht drucken. Genannt wurden dafür alle möglichen Gründe, auch in der Redaktionskonferenz.“ Die Gründe waren: Falsche Tatsachen, falsche Kausalketten, handwerkliche Schwächen. Der Hauptgrund war wohl der Wahlkampf und die schädliche Wirkung des Artikels auf die Grünen, die der taz nahestehen.
Füllers Artikel endet:
Der grüne Moralist ist nackt – und alle können es sehen.
Am Rande sei eine Pikanterie erwähnt: Die taz-Chefredakteurin beschwerte sich in der Redaktionskonferenz, dass der Streit öffentlich wurde. Der Autor dieses Blogs erinnert sich gut daran, wie genüsslich die taz Diskussionen anderer Redaktionen in ihrem Blatt ausbreitet – in der Regel ohne die Angegriffenen zu befragen.
FAS 15. September 2013
Kommentar von Anton Sahlender via Facebook
Da gibt es durchaus noch etwas mehr Kontrolle: Gesetze, Presserat, Leser und da und dort Ombudsleute
7 Kommentare
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Da wirft die FAZ wohl einen Stein, der sie nass macht. Da jede Zeitung selbst für ihre Inhalte verantwortlich ist, wird wohl jede auch schon mal Texte nicht veröffentlicht haben. Dieses Beispiel ist Wahlkampf der besonderen Art: die konservative FAZ gegen die grüne Taz. Die Angst bei der FAZ muss groß sein, dass es für Schwarz-Gelb nicht reichen könnte.
[…] 1. Die FAZ druckt einen Text, den die taz nicht drucken wollte […]
Der Vollständigkeit halber hier eine Ergänzung zum „unterdrückten Text“ aus dem Blog zum Medienrecht von Markus Kompa:
Die taz hat erfolgreich die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung abgemahnt. Dort hatte man berichtet, die taz-Chefin habe einen Text über die pädophile Vergangenheit der Grünen nicht gedruckt, weil er dieser zu steil gewesen sei. Daher habe die FASZ den Beitrag verbreitet.
Die taz machte jedoch geltend, der Text habe zum damaligen Zeitpunkt handwerkliche Mängel aufgewiesen; in der von der FASZ gedruckten Form hätte man ihn auch gebracht, was sie inzwischen auch getan hat. Der FAZ-Verlag hat sich der Abmahnung unterworfen. Die taz ist mit juristischen Aktionen eher zurückhaltend, allerdings hat ihr der offenbar ungerechtfertigte Vorwurf der vermeintlichen “Zensur” geschadet.
Der Text in der F.A.S. war wirklich wesentlich besser und im Grunde mit dem ursprünglichen Text nicht zu vergleichen.
Ich empfehle den Blog von Stefan Niggemeier, darin schrieb er unter anderem:
Stefan Niggemeier schrieb seinen Text am 18. August. Mittlerweile floss ein wenig Wasser Main und Spree hinab. Bei allen spannenden Mutmaßungen und durchgestochenen Redaktionsinterna bleibt die Frage: Warum hat der Verlag der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung eine Unterlassungserklärung in der Sache abgegeben und sich verpflichtet, nicht mehr zu behaupten, die Zeitung habe den Artikel veröffentlicht, den die taz zurückgewiesen hat ?
Kein Bock, um die Wahrheit zu kämpfen? Oder: Wahl vorbei. Klappe zu, Affe tot? Oder: Vielleicht haben wir es doch ein wenig übertrieben?
Liebe Frau Specht, die Antworten finden Sie im taz-Blog. Die FAZ hatte den ursprünglichen taz-Text verändert, weil eben ein wenig Wasser den Main und die Spree hinabgeflossen waren. Das stand im Innenteil auch korrekt, aber eben nicht auf der Titelseite: Da hatte sich die FAZ, in der Kürze, vergaloppiert.
Das bringt die taz in Ihrem Blog vorbildlich kontrovers. Der letzte Blogeintrag sei zitiert: