Ein Journalist recherchiert – mit Gefühl und Distanz
Was ist ein guter Journalist? Die Definition der israelischen Schriftstellerin Zeruya Shalev für ihren Beruf ist auf Journalisten übertragbar:
Einerseits mit jeder Regung des eigenen Inneren mit den Ereignissen verbunden zu sein und andererseits sie mit Abstand zu betrachten.
In ihrer Dankrede zum Welt-Literaturpreis erzählt sie von ihrer Zeit in der israelischen Armee, als sie Soldaten bei ihren Problemen helfen sollte. Oft brach sie vor Kummer und Mitleid in Tränen aus, so dass die Soldaten sie beruhigen mussten.
Ich gab mir das Versprechen ab, ab jetzt nur noch literarische Figuren zu behandeln, keine Menschen aus Fleisch und Blut. Auch das war natürlich nicht leicht, aber die Verantwortung war weniger groß.
(Quelle: Die Welt 10.11.2012)
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