Falsche Freunde in der Sprache: Hyygelig und handy (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 20. Oktober 2013 von Paul-Josef Raue.

Wer nach Dänemark fährt und durch die Dünen wandert, schnappt eines der schönsten Wörter der dänischen Sprache auf: hyygelig. Man denkt an die Sandhügel, über die man stapft: Sie ähneln sich schon unsere Sprache, hügelig ist es, hyygelig.

Schon ist man in die Sprachfalle getappt. Eine Reihe von Wörtern sind zwar im Klang gleich, aber nicht in der Aussprache. So bezeichnet hyygelig im Dänischen das Lebensgefühl unserer Nachbarn: Gemütlich. Die Kaffeetafel am Ferienhaus im Sommer, und der Kamin, um den die Freunde sitzen und Rotwein trinken – das ist hyygelig; wahrscheinlich steckt in hyygelig noch mehr als in dem deutschen Wort „gemütlich“ oder „heimelig“, eben hyygelig.

Hermann Unterstöger erzählt in seiner Kolumne „Sprachlabor“, jeden Samstag in der Süddeutschen, von den falschen Freunden in der Sprache und zählt weitere auf:

Novellistin ist eine Autorin, die Romane schreibt, ein Romancier (gibt es laut Duden nur männlich). „Novel“ ist im Englischen der Roman, aber ein „novellist“ läuft in der englischen Sprache nicht herum.

> Moose heißt nicht Moos, sondern Elch.

> Flipper ist kein Flipper, sondern eine Flosse.

> handy ist kein Mobiltelefon, sondern „geschickt“ oder „passend“.

> Sense ist nicht die Sense, sondern der Sinn; so wird der Roman „Sense and Sensibility“ der „Novellistin“ Jane Austen auch nicht „Sense und Empfindsamkeit“ übersetzt.

Fügen wir noch einige hinzu:

> Die Obama-Administration ist die Verwaltung des Weißes Hauses, nicht die Regierung.

> Der City Call der Telekom ist eine Erfindung; der Engländer sagt „Local Call“.

> Wer in England joggt, der schlurft über die Fluren oder stolpert gar.

> Wer in New York „live“ singt, der ist lebendig. In Deutschland können auch Tote live singen, etwa „Frank Sinatra live in der Carnegie Hall“ – was bedeuten soll „im Konzert“.

Wer kennt noch mehr falsche Freunde?

Ein Lese-Tipp für alle, die noch mehr von einem der besten Sprachkritiker lesen wollen: Hermann Unterstögers „Da platzt Dir die Hutschnur! Vergnügliches aus dem Sprachlabor“, erschienen in der „Süddeutsche Zeitung Edition“ (232 Seiten, 12.90 Euro). Einfach hyygelig!

Quelle (Unterstöger): SZ, 28. September 2013

Thüringer Allgemeine, geplant für 21. Oktober 2013

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