Fremdwörter und deutsche „Arschkriecherei“: Wo kann man hier repunsieren? (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 17. Februar 2014 von Paul-Josef Raue.

Wenn sich Engländer über uns Deutsche lustig machen, dann amüsieren sie sich über unsere „sprachliche Unterwürfigkeit“ – wie es die „Times“ genannt hat. Walter Krämer, der dem „Verein Deutsche Sprache“ vorsteht, spricht sogar von „Arschkriecherei“:

„Viele Deutsche haben das Bedürfnis, zur Benennung der Welt nicht ihre eigene Sprache, sondern die ihrer Kolonialherren zu verwenden.“

Dazu passt eine Geschichte, die Ludwig Reiners erzählt, der deutsche Sprachpapst, bevor Wolf Schneider das Amt geerbt hat:

Einige Herren treffen sich beim Wein und erfinden aus Spaß ein Fremdwort, das einfach sinnlos ist: „repunsieren“. Sie gebrauchen das Wort, als müsse es jeder kennen – etwa: „Gestern haben wir herrlich repunsiert.“ Und der Angesprochene erwidert: „Oh, war es interessant?“

In einem Lokal fragt einer der Fremdwort-Erfinden: „Herr Ober, wo kann man hier repunsieren?“ Und der antwortet: „Bitte geradeaus, zweite Tür links.“

Ludwig Reiners erzählt diese Geschichte im fünften Kapitel seiner „Stilkunst“: „Ein Streitgespräch über den Gebrauch von Fremdworten“ – und er folgert: „Nur bei Deutschen, die vor jedem fremdländischen Wort auf die Knie fallen, ist dies Experiment möglich.“

Thüringer Allgemeine, Kolumne „Friedhof der Wörter“, 17. Februar 2014

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