Redakteure Ost, die Dritte Generation, debattieren mit jungen Redakteuren West über die Einheit
Lars Haider, der Chefredakteur des Hamburger Abendblatt war verblüfft, nachdem er einer Mauerfall-Debatte der jungen Redaktions-Generation Ost und West zugehört hatte:
Die DDR selbst und ihr Ende ist bei der Delegation der Thüringer Allgemeine fast so präsent, als wären die Kollegen damals nicht acht, neun oder zehn, sondern mindestens volljährig gewesen. Andererseits registrierte man als (westdeutscher) Zuhörer erstaunt, dass die Wiedervereinigung bei den jungen Kollegen des Hamburger Abendblatt nicht mehr als die Erinnerung an Erzählungen der Eltern ist. Der 9. November ist für sie fast ein Tag wie jeder andere.
Mir hat die zweistündige Diskussion so deutlich wie selten gezeigt, dass es einen nach wie vor gigantischen deutsch-deutschen Unterschied gibt – nämlich in der Bewertung der Wiedervereinigung. Während man im Westen doch, vielleicht auch ohne es zuzugeben, relativ schnell wieder zur Tagesordnung übergegangen ist und die Bedeutung des 9. November von Jahr zu Jahr verblasste, hat dieses Datum und seine Folgen in Ostdeutschland auch 25 Jahre später vergleichsweise wenig von seiner Kraft und Gewalt verloren. Wer glaubt, spätestens für die dritte Generation hätten sich die Themen der Wendezeit erledigt, der irrt, und wie.
Vier Redakteure aus Thüringen und vier aus Hamburg hatten sich getroffen, um über die Einheit und die Unterschiede in Ost und West zu sprechen. Die Debatte ist in der Wochenend-Ausgabe der TA zu lesen ebenso wie der Kommentar des Hamburger Chefredakteurs:
Es war eindrucksvoll, die jungen Kollegen der Thüringer Allgemeine in Hamburg erleben zu können, mit ihrem Bewusstsein für die eigene Geschichte und ihrem Blick auf das neue Deutschland. Das war im besten Sinne Nachhilfeunterricht für einen Westdeutschen, der manchmal in die Versuchung gerät, die Wiedervereinigung nun endlich doch als Selbstverständlichkeit abzuhaken.
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