Der Redakteur – „ein bisschen Messias, Kommissar X und Mutter Teresa“

Geschrieben am 14. Oktober 2013 von Paul-Josef Raue.
Geschrieben am 14. Oktober 2013 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, B. Die Journalisten, H 34 Porträt.

Eigentlich hat er sich recht gut gehalten in den vergangenen 400 Jahren, seit 1605 die erste Zeitung erschien – der Redakteur.

So beginnt Jörg Schiffmann das „Menschlich gesehen“ in der Ausgabe des Hamburger Abendblatt am Tag des Jubiläums; das Porträt auf der Titelseite gibt es seit 65 Jahren – vom ersten Tag an, es ist das Markenzeichen. Die Jubiläumsausgabe haben ehemalige Redakteure geschrieben, wie eben Schiffmann, von 1984 bis 1993 Redakteur beim Abendblatt, heute Chef vom Dienst bei den Lübecker Nachrichten Eine phantastische Idee – und Realisation!

Und wie geht’s weiter mit dem „Redakteur“:

Heute haben PC, Internet und Globalisierung den Job verändert, die Fülle an Informationen zwingt den Redakteur, stets auf der Hut zu sein im weltweiten Labyrinth der Wahrheiten, Irrtümer und Lügen. Aber hat er einmal wohlbehalten den Weg zum Ausgang gefunden, dann ist es fast wie früher.

Er taucht ab ins Meer der Wörter und Begrifflichkeiten, um das Monstrum namens „Text“ zu bändigen, sei es 15 oder 150 Zeilen lang. Dabei immer ein bisschen Messias, ein bisschen Kommissar X und ein bisschen Mutter Teresa. Und mit dem Wunsch, den Leser, dieses unbekannte Wesen, mitzunehmen auf die Reise durch das Leben mit seinen vielen Facetten.

Quelle: Hamburger Abendblatt, 14. Oktober 2013

2 Kommentare

  • Drei grosse Aufgaben, an denen der Journalist sich immer wieder versucht, aber zwangsweise scheitern muss. Bei mir ist es vor allem der Messias. Ich habe in 27 Berufsjahren nicht gelernt, übers Wasser zu gehen, Lahme zu heilen und es Wein und Brot regnen zu lassen. Und noch immer ist dieser Beruf ein Kreuz, das geschultert sein will, wenn man am Ende ( wie Monty Pythons) daran hängend singen will: allways look on the bright side of live.

    • Das „Menschlich gesehen“ im Abendblatt ist eine Mischung aus Glosse und Porträt. Die Charakteristik „ein bisschen Messias, ein bisschen Kommissar X und ein bisschen Mutter Teresa“ packe ich zur Glosse – zumal der Autor deutlich relativiert „ein bisschen“. Sicher sollen Journalisten, von Parteizeitungen und Greenpeace-Magazin abgesehen, keine Missionare sein. Über Weltverbesserer schreiben wir, wir sind es nicht oder nur ein bisschen.

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