Getriebene gegen Weichei: Streitgespräch über Frauen-Quote in Medien fiel aus

Geschrieben am 16. Juni 2013 von Paul-Josef Raue.
Geschrieben am 16. Juni 2013 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, B. Die Journalisten, L. Die Redaktion.

Journalisten schreiben lieber schlecht oder bissig über andere, als sich offen und öffentlich zu streiten. Sie haben Medienseiten nur erfunden, um über Kollegen, die sie nicht leiden können, Gericht halten zu erkennen – in der Regel, ohne sie zu Wort kommen zu lassen.

Oje, schreibe ich schon wie auf einer Medienseite? Aber bemerkenswert ist: Bei der Jahresversammlung von Netzwerk Recherche waren zwei Streitgespräche geplant, beide fielen aus. Über den ersten Ausfall habe ich hier schon geschrieben. Der zweite: Thomas Tuma und Annette Bruhns, beide in der Spiegel-Redaktion, wollten sich über die Frauen-Quote in Medien streiten. Abgesagt, schreibt die Süddeutsche.

Annette Bruhns ist Vorsitzende von „Pro Quote“, der Verein kämpft dafür, dass mindestens jede dritte Führungs-Position mit Frauen besetzt wird. Katharina Riehl nennt sie in der Süddeutschen eine Getriebene.

Tuma ist gegen die Quote, schrieb das auch in einem Spiegel-Essay, den er im Spiegel-Blog selber so zusammenfasste:

Pro Quote ist mit 150 zahlenden Mitgliedern ein ebenso kleiner wie sehr lauter Club, der sich schon qua Satzung anschickt, für die Durchsetzung seiner Interessen (30 prozentige Frauenquote in Führungspositionen deutscher Medien) die eigenen Medien als Transmissionsriemen zu missbrauchen.

Entsprechend droht unabhängiger Journalismus zu Propaganda zu verkommen, was…

… in der Folge zu einer Berichterstattung gerade über Frauen führt, die von Normalität weit entfernt ist, denn oft handelt es sich dabei um meiner Ansicht nach „positiv-affirmativen Quatsch“.

ProQuote e.V. droht deshalb das zu werden, was man den bösen Jungs immer vorwirft: „ein geschlechterdominierter Club bräsiger Wir-wissen-wo’s-langgeht-Buddys“.

Tuma konnte oder durfte oder wollte nicht beim Netzwerk Recherche debattieren, das taten andere für ihn und für die Quote. Tuma schreibt im Blog, er könne sich nun aussuchen, „ob ich eher ein reaktionäres Macho-Schwein sein will oder ein heulsusiges Weichei, das um seine Pfründe fürchtet“.

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