Marcel Reif sagt: Wir müssen die Sprache lieben und pflegen

Geschrieben am 18. Januar 2016 von Paul-Josef Raue.
Geschrieben am 18. Januar 2016 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, D. Schreiben und Redigieren, G 26 Interview.

Was für ein Plädoyer für die deutsche Sprache! Geradezu eine Liebeserklärung, die Marcel Reif zum Abschied als Fußball-Moderator bei Sky gibt. Er war, man sehe mir den hymnischen Ton nach, ein begnadeter Reporter, der in einem SZ-Interview mit Holger Gertz und Alexander Gorkow schwärmt:

Sprache ist ein Geschenk! Wir müssen sie lieben und pflegen! Und wenn wir uns fragen, was anders geworden ist im Sportjournalismus: Dann ist das bei all dem Lärm die mit diesem Lärm einhergehende Sprachlosigkeit.

Reif erzählt ein Beispiel aus den siebziger Jahren. Rainer Günzler, ZDF-Moderator, berichtet vom Tennis-Sandplatz-Turnier in Berlin. Der Moderator im Studio sieht, wie ein Zug am Rande des Tennisplatzes vorbeifährt, und beginnt mit einer mittlerweile bekannt dämlichen Frage (nur duzt er seinen Kollegen noch nicht):

„Zu unserem Reporter Rainer Günzler! Wir sehen dahinten einen Zug vorbeifahren, was können Sie uns dazu sagen?“

Günzler: „Ein Zug“ Pause

„Wir wissen nicht, woher er kommt.“ Pause

„Wir wissen nicht, wohin er fährt.“ Pause.

„Aufschlag Kreyenberg.“

Die SZ-Interviewer sagen nur: „Ein Gedicht.“ Wir sollten unsere Sprache lieben.

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Süddeutsche Zeitung, Sport, 18. Januar 2016 „Sprache ist ein Geschenk“

 

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