Reich-Ranickis Stillehre in vier Worten: Keine Wissenschaft! Keine Fremdwörter

Geschrieben am 20. September 2013 von Paul-Josef Raue.
Geschrieben am 20. September 2013 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, D. Schreiben und Redigieren, Friedhof der Wörter.

Silke Scheuermann wartet in einem Münchner Hotelzimmer auf ihre Lyrik-Lesung und ruft „extrem nervös“ Marcel Reich-Ranicki zu Hause an. Sie möchte für die „Frankfurter Anthologie“ ein Gedicht von Friederike Mayröcker interpretieren.

Sie ruft an, nimmt sich vor, keine Anglizismen zu benutzen und redet vom Mayröcker-Sound und vom Event. „Wie sprechen Sie denn?“, bellt der Meister, „Sie sind doch kein kleines Mädchen mehr.“ Aber nach kurzem Gespräch bittet er um einen Text mit dem Hinweis:

Aber na gut, machen Sie, schreiben Sie auf, was Ihnen persönlich an diesem Gedicht gefällt. Keine Wissenschaftsprosa! Keine Fremdwörter! Was Ihnen gefällt!“

Keine Wissenschaftsprosa! Keine Fremdwörter! Das ist Reich-Ranickis Stillehre in vier Worten. MRR starb am 18. September 2013.

Quelle: FAZ 20. September 2013

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