Sprache und Politik: Myanmar oder Birma? (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 13. Juli 2012 von Paul-Josef Raue.

Opposition in der Militärdiktatur, 15 Jahre Hausarrest, Friedensnobelpreis und am Ende Freilassung und Einzug ins Parlament: Das ist, in Kürze, das Leben von Aung San Suu Kyi – aus Birma? Oder Myanmar?

Die zierliche Frau mit dem starken Willen nennt ihr Land: Birma (oder „Burma“ in der englischen Version). Die Diktatoren haben jedoch das Land 1989 umbenannt: Myanmar – ein neuer Staatsname als Signal für eine neue Zeit. Auch die aktuelle Regierung will den neuen Namen halten und rügt die Oppositionelle: Vergiss Birma!

Und wie halten wir’s in Deutschland? Lassen wir uns von Diktatoren mit Blut an den Händen diktieren, wie wir unsere Sprache benutzen?

Die „Tagesschau“, „Heute“ und immer mehr Zeitungen folgen den Machthabern und tauschen Birma gegen „Myanmar“ ein.

Als vor knapp dreißig Jahren in Teheran eine weltliche durch eine religiöse Diktatur abgelöst wurde, trennten wir uns von dem schönen „Persien“ und nannten das Land, ohne Not, „Iran“ – ein schmuckloses Wort, das sich kaum vom „Irak“ unterscheidet: Man muss schon genau hinhören. Zum Glück gibt‘s noch die Perser-Teppiche.

Andere Völker sind nicht so devot. Die Franzosen nennen uns immer noch Alemannen nach einem kleinen Volksstamm im Südwesten; die Engländer bleiben bei den Germanen und denken gar nicht daran, uns „Deutsche“ zu nennen.

Unsere Sprache gehört nur uns! So selbstbewusst geben sich die großen Sprachen dieser Welt. Wir dagegen laufen jedem Diktator hinterher, biedern uns an – und müssen uns von einer selbstbewussten Friedensnobelpreisträgerin belehren lassen.
 
 

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