Wenn es ein Chefredakteur rumpeln lässt

Geschrieben am 15. August 2012 von Paul-Josef Raue.
Geschrieben am 15. August 2012 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Lokaljournalismus.

„Fleischhacker war nachgerade die Verkörperung jenes Geistes, der dazu neigt, die Kirche einzureißen, nur weil einem des Pfarrers Kutte nicht gefällt“, schreibt Michael Frank in einer Art Nachruf auf Michael Fleischhacker; er verlässt nach acht Jahren mit unbekanntem Ziel die Chefredaktion der Wiener Tageszeitung Die Presse.

Was macht laut Frank einen Chefredakteur wie Fleischhacker aus? Er lässt es in seinen Leitartikeln ordentlich rumpeln, hat einen Mangel an Zwischentönen (wie viele in Österreichs Medien), neigt nicht zur Differenzierung, hat eine leichte Feder, wenn er Rücktritte fordert und Narrenatteste ausstellt, er ist schreibmächtig, aber im persönlichen Auftreten zurückhaltend, ist stiller Feuergeist – und er war beängstigend jung, als er mit 35 Chefredakteur wurde.

Eine der kostbarsten Definitionen einer Provinzzeitung verdanken wir auch Michael Frank: Die Kleine Zeitung in Graz habe eine „gelungene Mixtur aus seriösem, bürgerlichen Tagesblatt und demonstrativ provinzieller Heimatzeitung“.

Quelle: Süddeutsche 13. August 2012

(zu: Handbuch-Kapitel 46 Redaktion: Wer hat die Macht?)

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