Googeln macht blöd und lässt das Gehirn schrumpfen

Geschrieben am 15. August 2012 von Paul-Josef Raue.
Geschrieben am 15. August 2012 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Online-Journalismus.

Die dunklen Seiten von Online werden im Sommer seitenweise beschrieben; die Warnungen vor dem Computer, der unsere Kinder verdirbt und Familien zerstört, haben Konjunktur. Erst schreibt der Stern seine Titelgeschichte zu „iSolation – Immer online, aber sprachlos: Wie die digitale Welt unser Familienleben verändert“ (33/2012 vom 9. August), dann füllt die Süddeutsche in einem Spezial sieben Seiten ihrer Wochenend-Beilage, schließlich warnt der Ulmer Gehirnforscher Manfred Spitzer unentwegt, Kinder zu früh vor den Computer zu setzen. Er warnt in seinem neuen Buch „Digitale Demenz“, er warnt in Bild (13. August) „Bringt uns das Internet um den Verstand“, und er warnt in einem Interview mit dem Kurier (Österreich) „Macht googeln blöd“:

Wenn wir geistige Arbeit an Maschinen abgeben – und digitale Medien sind nichts anderes als Denkmaschinen – findet die geistige Arbeit nicht mehr in unserem Hirn statt. Beispiel: Wer Auto fährt, benutzt nicht seine Muskeln zur Fortbewegung, sondern einen Motor. Wenn man nun mit Navi fährt, erledigt nicht unser Gehirn das Navigieren, sondern das kleine Kästchen. Beim einen schrumpfen die Muskeln, beim anderen schrumpft das Gehirn.

VERBLÖDUNG: In Alabama wurden 15.000 Computer an Schüler verteilt. Hoffnung: Ihre Bildung zu verbessern. Das Experiment wurde nach drei Jahren abgebrochen, weil der Bildungsstand der Schüler sich gegenüber jenen deutlich verschlechtert hatte, die keine Computer hatten.

MULTI-TASKING: Angeblich müssen wir das Multitasking lernen, damit wir in der modernen, digitalen Welt erfolgreich sein können. Doch die Menschen sind schlichtweg nicht dafür gebaut, mehr als einem Handlungsstrang zu folgen. Versuchen Sie mal zwei Unterhaltungen gleichzeitig zu führen! Es geht nicht! Tut man es trotzdem, trainiert man sich eine Aufmerksamkeitsstörung an. Multitasker beherrschen alle geistigen Fähigkeiten, die sie zum Multitasken brauchen (Unwichtiges wegdrücken, Aufgabenwechsel) schlechter als Leute, die nicht Multitasken. Und: Sie haben nachweislich Probleme bei der Kontrolle ihres Geistes.
 

Bild bringt Spitzers sieben Thesen:

1. Wir denken weniger selbst
2. Wir verlernen, uns zu orientieren
3. Wir merken uns weniger
4. Wir lernen schlechter
5. Wir werden einsamer
6. Wir werden unkonzentrierter
7. Wir verlieren die Selbstkontrolle

(zu: Handbuch-Kapitel 5 Die Internet-Revolution)

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