Versauen Computer unsere Kinder? SZ sucht Antworten

Geschrieben am 12. August 2012 von Paul-Josef Raue.
Geschrieben am 12. August 2012 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Online-Journalismus.

Die Süddeutsche widmet ihre komplette „Wochenende“-Beilage dem Thema : Kinder und Jugendliche, der Computer und das Internet –  „WWWillkommen“.

 Auf sieben Seiten wird milde kritisch analysiert, was wann schadet und wie wenig Nutzen das Internet stiftet. Über allem steht die Erkenntnis, die Rebecca Casati formuliert:

Was wir wissen: Genauso wenig, wie eine Fernsehserie ein Kind zu einem angstfreieren, besseren Menschen erzieht, wird der Computer ein Kind versauen. Eltern erziehen und versauen ihre Kinder. Die Welt läuft derweil nicht stringent weiter.

Wir Menschen haben erst an die 6900 verschiedene Sprachen und den Buchdruck erfunden und dann eine Technologie, mit der unsere Kinder verlernen, wie man kohärente Sätze bildet. Eine Welt mit Buttons und Emoticons, ohne Groß- und Kleinschreibung. Wir werden sicher bald wieder etwas erfinden, das uns nicht alle zurückwirft.

Wer – wie die meisten Kultusminister – eine schöne neue Schulwelt mit Whiteboards, Laptops und wenig Papier schaffen will, hat die Hirnforscher nicht auf seiner Seite. So auch nicht die Oxforder Neurowissenschaftlerin Susan Greenfield, die auf der abschließenden Seite ein langes Interview gibt:

  • Lesen ist eines der wunderbarsten Dinge, die ein Kind für sein Gehirn tun kann. Lesen bringt uns Menschen an einen anderen Ort.
  • Jede Stunde, die wir vor dem Bildschirm verbringen, ist auch eine Stunde, die wir nicht damit verbringen, die Sonne auf dem Gesicht zu spüren oder jemanden zu umarmen.
  • Selbst wenn man mit jemanden interagiert, der weit weg ist, ist das nicht dasselbe wie ein direkter Kontakt zu einer Person. Man interagiert mit einem Bildschirm.
  • Ich will den Computer nicht zerhacken, sondern ihn zurückerobern. Wir können unseren Verstand mit ihm nämlich auch erweitern.
  • Ich fürchte, dass Menschen (am Computer) die Fähigkeit verlieren können, wirklich tief gehend, also linear zu denken. Es ist anstrengend. Aber nur so kann man das Gehirn trainieren.
  • Eltern fragen mich  oft, wie viele Stunden ihr Kind vor dem Computer verbringen soll. Und ich antworte, dass das nicht die richtige Frage ist. Es geht auch nicht darum, sie am Computer zu überwachen. Die Frage ist vielmehr, wie wir für unsere Kinder ein Leben und eine Umgebung schaffen können, die so aufregend, erfüllend und interessant ist, dass sie sich selbst dazu entschließen, lieber anderes zu tun, als vor dem Computer zu sitzen.

(zu: Handbuch-Kapitel 5 Die Internet-Revolution)

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