Lynchjustiz in Emden und die journalistische Ethik

Geschrieben am 2. April 2012 von Paul-Josef Raue.

Die  regelrecht von der Polizei inszenierte Verhaftung eines 17-jährigen, der die 11-jährige Lena in Emden mißhandelt und ermordet haben soll, wirft reichlich Fragen zur journalistischen Ethik  auf:

1. Wie gehen Zeitungen mit Facebook um, wenn dort zu Lynchjustiz aufgefordert und zu einem Aufruhr vor der Polizeistation aufgerufen wird (dem 50 blutrünstige junge Leute folgen)?

2. Wie ernst nehmen wir es mit der Unschuldsvermutung?

3. Wie halten wir es mit der Namensnennung, so dass ein Verdächtigter leicht zu identifizieren ist und seine Wohnung zum Pilgerort für Menschen wird, die Folter und Todesstrafe fordern?

4. Ist das Internet auch eine große Verführung für uns, zwar schnell zu reagieren, aber auch unüberlegt und  vorschnell (mit schlimmen Folgen)?

5. Wie vertrauenswürdig ist die Polizei? Dürfen wir in einem solch spektakulären Mordfall ungeprüft alles übernehmen und jede kritische Distanz fahren lassen?

(zu: Handbuch-Kapitel 49 „Wie Journalisten entscheiden sollten“)

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