Unwörter zum Frauentag: Glucken und Latte-macciato-Mütter

Geschrieben am 8. März 2014 von Paul-Josef Raue.

Welche Wörter sollten wir Frauen nie anhaften? Von Dinkelkeksen und Röhrenjeans erzählen die
Unwörter, die Redakteure der FAZ aufgespießt haben:

Glucken ist das Unwort für Mütter, die sich nur um ihre Kinder kümmern und sie niemals in eine staatliche oder kirchliche Einrichtung schicken. Die FAZ-Journalisten beweisen mit einem ironischen Schlenker, das sie Glucken nicht sonderlich schätzen:

„Verabscheut Fertiggläschen, lässt sich jedes Jahr zur Elternsprecherin wählen und fährt ihre Kinder auch noch mit 16 zum Klavierunterricht. Rächt sich für Lästereien von Rabenmüttern mit selbstgebackenen Apfelkleie-Dinkelkeksen.“

Rabenmütter sind schon erwähnt, sie sind das genaue Gegenteil der Glucken: Kaum aus der Entbindungs-Klinik entlassen sitzen sie schon wieder im Büro, machen Karriere und schauen sich allenfalls mal Fernsehfilme an, in denen Kommissarinnen, meist alleinerziehend, einen Mörder laufen lassen, um ihr hustendes Kind aus dem Hort abzuholen.

Latte-macciato-Mutter ist mit Sicherheit eine westdeutsche Wortschöpfung, die Leute im Osten gar nicht erst einführen sollten:

„Großstädterin mit Kleinkind, 1000-Euro-Kinderwagen und Röhrenjeans, die ihre Elternzeit mit ihren Freundinnen (auch mit Kleinkind, teurem Kinderwagen – mit Kaffeehalter – und knallengen Hosen) milchkaffeetrinkend in angesagten Cafes verbringen.“

Offenbar sind Milchkaffee-Frauen für die FAZ-Journalisten nicht nur Unwort-Verdächtige. Sie leben entweder mit ihnen zusammen oder kennen sie von Einladungen bei Kollegen, diese Frauen, „die auf Kosten des Staates und ihres (meist gutverdienenden) Mannes ein vermeintlich schönes Leben führen“.

Quelle: FAZ vom 1. März (Wirtschafts-Teil!) / Ergänzt wird die Unwörter-Liste durch:

> All-Nighter (Leute, die die Nacht durcharbeiten und bisweilen den Morgen nicht mehr erleben)
> Herdprämie („Ungefähr so sinnvoll, als würde man Fahrradfahrern dafür Geld geben, dass sie keine Autobahnen benutzen“)
> Nine-to-five-Job („Inbegriff der beruflichen Langeweile“)
> Vollzeitvater („Dreht das klassische Geschlechtermodell um: Nun ist er es, der sich beschwert, warum in Teilzeit keine Karriere möglich ist“).

Wer ergänzt die Liste der weiblichen Unwörter?

Redigierte und erweiterte Kolumne „Friedhof der Wörter“, Thüringer Allgemeine 10. März 2014

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