Bilder, die sich ins Gedächtnis der Menschheit einprägen: Was wäre die Welt ohne Reporter wie Anja Niedringhaus?
Die Ermordung der Fotografin Anja Niedringhaus kommentieren die meisten Zeitungen als einen Beleg, wie schlimm es um Afghanistan bestellt ist und wie wenig Chancen dieses Land hat – trotz der Wahlen; einige, wie die FAZ, kommentieren, es gebe Fortschritte – trotz der Ermordung der deutschen Fotografin.
Wir sollten uns aber zuerst vor der Fotografin verbeugen, vor ihrem Mut, für die Freiheit der Menschen und die Freiheit der Presse ihr Leben zu riskieren. Mancher mag denken: Was bringt es denn, sein Leben zu opfern in Ländern, die uns wenig angehen und denen sowieso nicht zu helfen ist?
Es bringt viel! Fotos aus Vietnam, auch unter Lebensgefahr auf den Film gebracht, leiteten das Ende dieses Krieges ein. Das Foto des nackten Mädchens, das vor der Napalm-Wolke flieht, hat sich in das Gedächtnis der Menschheit eingeprägt.
Die Welt wäre anders, wenn Fotografinnen wie Anja Niedringhaus nicht mehr ihr Leben riskierten – um der Welt, den Politikern und den Menschen guten Willens zu zeigen, welcher Wahnsinn immer noch um uns herum tobt. Die Kriegsreporter und alle, die um der Wahrheit willen recherchieren, sind eine Art Weltgewissen, vielleicht sogar eine heimliche Weltregierung. Wenn sie fehlen oder immer weniger werden, wird diese Welt eine andere sein – und sicher keine bessere.
Verneigen wir uns vor Anja Niedringhaus und all den anderen. Ihr Tod ist eine Tragödie für die Welt und ein Verlust für uns Journalisten. Ellen Dietrich, die Bildchefin der Zeit, berichtet: „Wir haben hier in der Redaktion gesessen und geweint.“ Am Ende bleiben nur die Tränen.
Diskutieren Sie mit uns den Artikel "Bilder, die sich ins Gedächtnis der Menschheit einprägen: Was wäre die Welt ohne Reporter wie Anja Niedringhaus?"
Ähnliche Artikel zum Thema
- Jochen Reiss‘ Porträt der Fotografin Anja Niedringhaus, erschossen in Afghanistan
- Freier Journalist – wie eine Fahrt auf der Achterbahn
- Die SZ lobt „das Kriegsfahrzeug des kleinen Mannes“, gemeint sind IS-Terroristen und der Toyota Hilux
- Regionalisierung ist töricht (dapd-Interview 4)
- Deutschland ist demokratischer als die USA, sagt Laura Poitras – und: „Wir haben noch die Freiheit der Rede“