Flugzeug-Absturz vor Gran Canaria: Wie die Eilmeldung bei dpa in den Dienst kam – Eine Fallstudie

Geschrieben am 28. März 2014 von Paul-Josef Raue.

Eigentlich gilt in Agenturen die Regel: Jede Nachricht, erst recht eine brisante, muss durch zwei unabhängige Quellen bestätigt werden. Diese Regel einzuhalten, braucht Nerven und Geduld im hektischen Echtzeit-Journalismus und in der Twitter-Anarchie.

Was passierte im Newsroom von dpa am Donnerstag kurz nach 16 Uhr? Eine Meldung der spanischen dpa-Partneragentur EFE ging ein: Der Rettungsdienst der Kanaren, unterstellt der Regionalregierung, gab bekannt, ein Passagierflugzeug sei ins Meer gestürzt; der Rettungsdienst rief alle verfügbaren Kräfte zum Einsatz auf.

Um 16.11 Uhr veröffentlichte dpa die Eilmeldung und berief sich als Quelle auf den Rettungsdienst.

Warum reichte für diese Eilmeldung eine Quelle? Für dpa-Nachrichtenchef Jens Dudziak – wie auch für andere Nachrichtenagenturen – reichte die offizielle Information einer Behörde. Das entspricht laut Dudziak den dpa-internen Standards: „Solange keine akuten Zweifel an amtlichen Erklärungen aufkommen, dürfen dpa-Journalisten diesen vertrauen.“

Nach der Eilmeldung ging im Newsroom die Recherche nach weiteren Quellen und Fakten weiter. Jens Dudziak:

Knapp 20 Minuten nach Auslösung des Alarms veröffentlichte die Flughafenbehörde AENA die Mitteilung, dass kein Flugzeug abgestürzt sei. Die Behörde, die dem spanischen Verkehrsministerium unterstellt ist, erklärte, sie habe nach der Auslösung des Alarms durch den Rettungsdienst das übliche Krisenprotokoll eingeleitet. Dabei sei festgestellt worden, dass kein Flugzeug abgestürzt sei. Bei dpa lief die Meldung über den falschen Alarm um 16:33 Uhr unter Berufung auf die AENA.

Offenbar spielte für dpa das Foto keine Rolle, das einen Lastkahn auf dem Meer zeigte, ähnlich einem ins Meer stürzenden Flugzeug.

Hat dpa professionell entschieden? Offenbar ja. Gleichwohl zeigt der Absturz, der keiner war, wie schwierig Entscheidungen für Agenturen werden – die vor allem für die Seriosität von Informationen stehen; dennoch verlangen vor allem Rundfunk- und die Online-Redaktionen eine Aktualität, die sich mit der Twitter- und SMS-Hektik misst. Die Arbeit im Newsroom wird immer schwieriger.

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