Kann man sich hinter der „Floskel der Objektivität“ verschanzen?

Geschrieben am 12. September 2014 von Paul-Josef Raue.

Thomas Scheen schreibt in der FAZ ein Porträt der südafrikanischen Richterin Masipa, die das Urteil im Prozess gegen Oscar Pistorius spricht. Sie war Journalistin bei der Post in Johannesburg, kämpfte gegen die Apartheid und galt „als zäher Brocken“:

Das war in den siebziger Jahren, als das Apartheidsregime mit roher Gewalt gegen seine Gegner vorging und ein Reporter sich nicht hinter der Floskel der Objektivität verschanzen konnte, sondern Farbe bekennen musste.

Gelten die journalistischen Regeln der Objektivität nur in friedlichen und demokratischen Zeiten? Darf ein Journalist ansonsten Nachricht und Meinung vermischen? Und wenn ja: Warum? Darf auch ein Richter die Objektivität als Floskel sehen?

Quelle: FAZ 12. September 2014

2 Kommentare

  • Was soll denn bitte journalistische Objektivität sein? Subjektive Wahrhaftigkeit lasse ich mir gern gefallen für unseren Beruf. Alles andere stammt aus Grimms Märchen.

    • Wahrscheinlich ist es nur ein Streit um Worte. Objektivität meint nicht: absolute Wahrheit, sozusagen eine göttliche Instanz; die überlassen wir den Theologen, aber selbst die beanspruchen dies nicht, zumindest in irdischen Verhältnissen. Objektivität meint: Wir arbeiten nach Regeln – in der Tat nach Regeln der Wahrhaftigkeit (die ist so eine Art kleine Schwester der Wahrheit). Diese Regeln stehen im Pressekodex; darin lautet das erste Wort in der ersten Regel auch „Wahrhaftigkeit“ und dann folgt „die Achtung der Menschenwürde“.

      Subjektivität bedeutet: Jeder fummelt sich seine Regeln nach Gusto zusammen. Im besten Fall handelt er moralisch gut, in den meisten Fällen handelt er nach Gelegenheit und Bedarf. Wahrhaftigkeit und subjektiv schließen sich aus. Eine Gesellschaft braucht Regeln, und der Journalismus, der wesentlich zu einer demokratischen Gesellschaft zählt, braucht für jedermann nachvollziehbare Regeln.

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