Wolf Schneider: Journalistische Texte werden schludriger
Die „Drehscheibe“, das Lokaljournalisten-Magazin, veröffentlicht auf ihrer Webseite Interviews mit den Autoren des Handbuchs. Stefan Wirner sprach mit Wolf Schneider. Auszüge aus dem Interview:
Die Entwicklung im Online-Bereich ist rasant. Finden Sie, dass deutsche Zeitungen damit geschickt umgehen?
Nein. Eine alte Krankheit großer Blätter – an zwei von drei Tagen ist ihr Aufmacher identisch mit der ersten Nachricht der „Tagesschau“ – ist im Online-Zeitalter geradezu grotesk geworden. Die Sportjournalisten liefern schon seit 50 Jahren keine Überschrift mehr von der Art „Bayern siegt 3 : 1“, sie haben aus dem Fernsehen beizeiten gelernt. Die nackte Nachricht gibt keinen Aufmacher mehr her.
Glauben Sie, die Verlage sollten ihre Präsenz in sozialen Foren wie Facebook, Google oder Twitter intensivieren? Muss man alles mitmachen?
Intensivieren müssen sie wohl. Alles mitmachen müssen sie nicht.
Raufen Sie sich eigentlich zuweilen die Haare, wenn Sie den flapsigen Umgang mit Sprache in sozialen Foren beobachten?
Ja.
Wie hat sich die sprachliche Qualität von journalistischen Texten in den vergangenen Jahren entwickelt?
Sie werden schludriger.
(zu: Handbuch-Kapitel 54 „Die neue Seite 1“ + Kapitel 5 „Die Internet-Revolution“ + Kapitel 11ff „Verständliche Wörter“
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