Eine Satire: Shitstorm für 200.000 Euro kaufen

Geschrieben am 5. April 2013 von Paul-Josef Raue.

Wir sind auf eine fiktive Shitstorm-Agentur hereingefallen, wir entschuldigen uns – so die SZ in ihrem Feuilleton vom 6. April über ein Interview, das sie am 5. April veröffentlicht hatte und das Grundlage dieses Blog-Eintrags war:

Oliver Bienkowski heuert Obdachlose an, nennt sie „Partner“, setzt sie vor einen Computer und lässt sie Mails oder Tweets schreiben – für Menschen oder Organisationen, die einen Shitstorm brauchen und dafür zahlen. Die kleine, die S-Version, kostet 4999 €, die größte, die XL-Version, 199.000 €. Die Süddeutsche führt in der Ausgabe vom 5. April ein Interview mit Bienkowski, der Geschäftsführer von „Caveman Guerilla Marketing Agentur“ ist.

Kunden sind mittelständische Unternehmen und Privatleute. Die Agentur passt auch auf, dass der Sturm nicht in die falsche Richtung bläst.

Läuft die Diskussion einmal in eine Richtung, sorgen unsere Partner dafür, dass sie auch dort bleibt. Sie kippen ja immer wieder neues Öl ins Feuer. Aber es ist ja auch ganz einfach: Wenn auf einem Marktplatz zehn Leute mit dem Finger auf den Himmel zeigen, dann gucken alle nach oben. Das ist das deutsche Lemming-Prinzip. Einer läuft über die Klippe, dann laufen alle anderen hinterher.

Auch die Parteien und seriösen Medien bekommen von Bienkowski ihr Fett ab. Vor der Wahl sammelten die Parteien Follower und Likes, aber kommunizieren nicht wirklich mit ihnen – und nach der Wahl lassen sie Social Media wieder einstauben.

Und der Dialog der klassischen Medien mit ihren Lesern?

Gucken Sie sich nur die sogenannten Diskussionsforen an, in denen sich Menschen anonym beschimpfen oder auch viele Nutzerkommentare unter Artikeln von klassischen Medien. Das sind doch keine Dialoge. Da toben sich nur Trolle aus.

Ist es nicht zynisch, was Sie anbieten?, fragt Bernd Graff von der SZ zum Schluss:

Guerilla-Marketing arbeitet immer in einer Grauzone. Und solange nicht höchstrichterlich entschieden ist, dass das verboten ist, solange machen wir das.

1 Kommentar

  • Ich gehe davon aus dass die dunkelziffer der gekauften Shtistorms ziemlich gross ist. Diese fragwürdige Dienstleitung wird offiziell auf diversen Webseiten zum Kauf angeboten. Beispiel: http://www.mswebmedia.de/shitstorm-kaufen/jetzt-sthitstorm-kaufen.html
    Ich habe einen Artikel gefunden mit den 10 bekanntesten “narürlichen” Shitstorms, wobei ich glaube dass einer künstlich erzeugt wurde. Es geht dabei um den ing diba Spot mit Dirk Nowitzki wo er in einer Metzgerei eine Scheibe Wurst isst. Im Anschluss gab es eine Empörungswelle, ausgelöst von Vegetarier. Die Werbung ist voll mit tierischen Produkten, aber ausgerechnet bei einer Bank wird ein Shitstorm ausgelöst?!?

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