Cordt Schnibben: Die meisten Journalisten sind zu satt und zu zufrieden (Zitat der Woche)

Geschrieben am 3. Dezember 2014 von Paul-Josef Raue.
Geschrieben am 3. Dezember 2014 von Paul-Josef Raue in 53 Was die Leser wollen, Aktuelles, B. Die Journalisten, C Der Online-Journalismus, O. Zukunft der Zeitung, R. Welche Zukunft hat der Journalismus.

Ich bin tief beunruhigt. Wir stecken in einer schweren Strukturkrise. Mich sorgt, dass die meisten meiner Kollegen noch zu satt und zu zufrieden sind. Und ich weiß, dass der entscheidende Punkt für alle ist – werden wir es schaffen, unsere tollen Inhalte so ins mobile Netz zu kriegen, dass wir dafür Geld bekommen. Wenn das nicht gelingt, wird es in zehn Jahren diese Form von Qualitätsjournalismus nicht mehr geben.

Cordt Schnibben, Spiegel-Reporter und Juror des Deutschen Reporterpreises – nach der Verleihung am Montag in einem Interview mit Christian Meier (meedia.de, 2. Dezember 2014)

1 Kommentar

  • Joachim Dege 3. Dezember 2014 um 17:34 Uhr

    Diät? Nein danke!
    Ständig alles schönreden und dann so weitermachen wie bisher hilft ja auch keinem weiter. Ich wünsche mir jedenfalls, dass die Verlage mehr tun, als ihre ahnungslosen Controller auf den Journalismus loszulassen. Wie wäre es denn, wenn die Verlage ihre Journalisten ständig fortbildeten, sie mit Smartphones und Tablets ausstatteten, ihnen die Tools fürs crossmediale Storytelling an die Hand gäben? Und so weiter und so fort. Das freilich tun die wenigsten. Leider. In meinen Augen resigniert Schnibben nicht, er legt nur den Finger in die Wunde. In einem Punkt allerdings hat er wohl zu sehr die Spiegel-Brille auf und irrt: Nicht die Journalisten sind satt, sondern all jene Verlage, die ihren Journalisten gar nicht die Möglichkeit geben, einen zeitgemäßen Journalismus zu machen. Kommt ja nicht von ungefähr, dass die meisten Inhalte-Innovationen Branchenfremde oder Journalisten außerhalb der Verlage ausbaldowern. Ich jedenfalls bin kein bisschen satt und zufrieden. Ich bin nach wie vor hungrig. So hungrig wie die Prenzlauer-Berg-Nachrichten-Macher, die Krautreporter, die Talwaerts-Wupper, die DaHognNianer und die Nachdruck-Wissenschaftserzähler. Wenn noch einer Hunger hat, lasst uns doch mal gemeinsam tafeln. Statt zu diätisieren. Guten Appetit allerseits.

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