Joachim Fuchsbergers letzter Traum
Wenn es doch etwas gibt wie einen letzten Traum, dann wurzelt der in einer alten phrygischen Sage: Sie erzählt von Philemon und Baucis, einem alten Ehepaar, dem die Götter einen Wunsch gewähren. Die beiden wünschen sich, gemeinsam sterben zu dürfen. Im hohen Alter werden sie von Jupiter in zwei Bäume verwandelt.
In unserem Garten stehen zwei alte Bäume, eine Buche und eine Birke. Meine Frau und ich sitzen oft auf unserer Bank im Garten, halten uns an der Hand und sehen diese Bäume an. In so einem Moment gemeinsam zu sterben ist mein Traum. Aber dieser wunderbare Traum wird wohl unerfüllt bleiben.
Bisweilen veröffentlichen Zeitungen einen Nachruf zu Lebzeiten. Vor drei Jahren sprach das Zeit-Magazin mit Joachim Fuchsberger in der Reihe „Ich habe einen Traum“ (17/2011) Fuchsberger starb heute (11. September 2014) mit 87 Jahren – in seinem Haus, vielleicht mit Blick auf den Garten.
Epische Diskussionen über Print und Online sind vergeudete Zeit (Zitat der Woche)
Journalisten wie Verlagsmanager haben zu spät damit begonnen, die eigene Rolle unter den veränderten Rahmenbedingungen neu zu definieren. Die epischen Diskussionen der letzten Jahre zwischen «Print» und «Online», zwischen «gut» und «böse» haben uns alle in der Medienbranche Zeit und Energie gekostet – und Innovation und Reformen verlangsamt. Das muss sich ändern.
NZZ (Neue Zürcher Zeitung)-Verwaltungsratchef Etienne Jornod in der eigenen Zeitung am 6. September 2014
„Die Medienbranche hat ihre eigene Revolution verschlafen“ – NZZ-Chef über guten Journalismus und Geldverdienen
Diversifizierung des Kerngeschäfts, also Verkauf von Konzertkarten und Handel mit Gebrauchtwagen, contra Fokussierung auf das Kerngeschäft, also erstklassiger Journalismus? Welches Geschäftsmodell wählen Zeitungsverlage? „Fokussierung auf hochwertige Publizistik“ antwortet Etienne Jornod von der NZZ und überschreibt so auch seinen Beitrag zur Krise der Medienindustrie; er ist Präsident des Verwaltungsrats der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). Im letzten Satz seines Beitrags, der eine Seite der NZZ füllt, dankt er seinen Aktionären, dass sie den Kurs unterstützen, hochwertige journalistische Angebote anzubieten.
Statt immer neuer Spar-Runden auf Kosten der journalistischen Qualität wählt die NZZ den Weg der Fokussierung. „Wir sind überzeugt, dass hochwertiger Journalismus auch im digitalen Zeitalter unerlässlich ist. Seit spätestens der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts besitzt der Journalismus neben der Nachrichtenhoheit auch eine Deutungshoheit.“ Er nennt als Beispiel Kurt Tucholsky, der mit seinen scharfen Worten auch eine öffentliche Auseinandersetzung bewirkte. „Der Journalismus war eine gestaltende gesellschaftliche Kraft.“
Das soll so bleiben, gerade „in einer endlos ausufernden Informationswelt gewinnen Relevanz, profilierte Meinungen und Recherche neue Bedeutung“. Die NZZ sei überzeugt, dass man mit hochwertigem Journalismus auch weiter Geld verdienen könne. Als Beispiel dient die französischen Online-Zeitung Mediapart mit ihrem kostenpflichtigen Journalismus.
Der NZZ-Verwaltungsrats-Chef kritisiert: Wir haben zu viel Zeit verloren. „Ich kenne keine andere Industrie, die so wenig in Forschung und Entwicklung investiert wie die der Medien. Die Medienbranche hat ihre eigene Revolution verschlafen.“
Wie sieht der neue Journalismus aus, für den die Leser gern bezahlen, und der neue Verlag, der das Geld dafür beschafft:
1. Eine einfache Website reicht nicht, also das Befüllen allein durch Redakteure. Vielmehr müssen über soziale Medien die Kunden eingebunden werden – „als Verstärker und Transmissionsriemen zugleich. Sie helfen den Journalisten, Nachrichten zu sammeln, zu bewerten und zu teilen.“
2. „Soziale Medien ermöglichen eine rasche und kritische Auseinandersetzung mit journalistischer Arbeit.“ Es sei klug, auch nicht immer angenehm, „sich dieser neuen Konkurrenz zu stellen und sich ihrer positiven Seiten zu bedienen“.
3. „Nichtstun bedeutet Misserfolg“, also: Investieren in redaktionelle Projekte, die den Erfordernissen der digitalen Welt gerecht werden (zum Beispiel ein innovatives Produkt in Österreich) sowie Investieren in verwandte Gebiete mit Bezug zum Kerngeschäft (zum Beispiel in Konferenzen).
4. Es gibt zwei sehr unterschiedliche Gruppen von Kunden, die wir bedienen müssen: Die Leser der gedruckten Zeitung, so wie sie schon immer war, und die Menschen, die weder heute noch morgen eine Zeitung lesen. „Wir müssen Vorstellungen und Erwartungen von Qualität auch in den digitalen Medien gerecht werden.“
5. Im Vordergrund steht: Unser hochwertige Inhalt kann mehrfach verwertet werden, einfach und kostengünstig verkauft werden. „Wir überlassen die Wahl der Nutzung unseren Kunden.“
6. Digitale Medien erreichen nicht nur die Jungen. Das Wachstum bei Twitter und Facebook in der Schweiz generieren hauptsächlich die über Fünfzigjährigen.
7. Trotzdem muss die Sicherung einer angemessenen Rendite das oberste wirtschaftliche Ziel bleiben. „Nur diese bildet eine nachhaltig solide Basis für unabhängigen und seriösen Journalismus.“
8. Journalisten können durch ihre Einstellung den Wandel beschleunigen und fördern.
9. Der Journalismus muss unabhängig bleiben.
FACEBOOK-Kommentare
Joachim Dege
Das Rennen ist noch nicht gelaufen. Wie zum Beispiel AmAbend aus Aachen zeigt. Im Gegenteil. Das Beste kommt noch. Und damit meine ich nicht nur die Krautreporter. Aber auch die. Und andere, die längst in den Startlöchern sitzen. Der wirtschaftliche Druck macht’s möglich. Und siehe da: Am Ende wird sich die Qualität durchsetzen.
Wahlprogramme im Osten: Bürgerfern. Der Experte: „Wer nicht verstanden wird, kann nicht überzeugen“ (Friedhof der Wörter)
Was sind „revolvierende Fonds“? Wer sind „LSBTTIQ-Menschen“? Und was bedeuten „Trittsteinbiotope“, „Kaskadenmodelle“ und „Außenwirtschaftsgutscheine“? Genug! Genug!
Alle Jahre wieder schauen sich Wissenschaftler aus Hohenheim die Wahl-Programme an.
Und alle Jahre wieder, so auch bei den ostdeutschen Landtagswahlen, lautet ihr Fazit: Unverständliche Wörter, Fachbegriffe und Anglizismen und viel zu lange Sätze und Schachtelsätze. Kurzum: Die meisten Programme sind unverständlich, bürgerfern und nähren die Verdrossenheit der Wähler.
Offenbar können sich die Experten in den Parteien austoben und Sätze schreiben, die nur sie verstehen. Oder haben die Parteien den Wähler schon abgeschrieben? Denken sie: Programme liest doch keiner, allenfalls die Mitglieder?
Die Wissenschaftler um Professor Frank Brettschneider fanden in Thüringer Programmen Wörter wie
„Contractings“ (Linke), „Public-Private-Partnership-Verträge (PPP)“ (Piraten), Clustermanagement, Green-Tech, Spin-Offs oder Racial Profiling (alle SPD). Trotzdem kommt die SPD zusammen mit den Grünen auf dem zweiten Platz der Verständlichkeits-Parade.
Sieger im Verständlichkeits-Wettstreit ist die CDU, die von 20 möglichen Punkten immerhin 11 holte. Auf den letzten Platz mit knapp 4 Punkten kommt die Linke. „Ihre Wahlprogramme in Sachsen und in Thüringen sind noch unverständlicher als politikwissenschaftliche Doktorarbeiten“, sagt Professor Brettschneider.
„Wer nicht verstanden wird, kann auch nicht überzeugen“, fasst der Hohenheimer Professor zusammen. „Ohne ein hohes Bildungsniveau oder politisches Fachwissen sind einige Inhalte schwer verständlich. An den Bedürfnissen der Leser, die sich nicht tagtäglich mit diesen Themen beschäftigen, schreiben Parteien damit vorbei.“
Warum hat die ständige Kritik an den Programmen kaum eine Resonanz? Schon ein Deutsch-Leistungskurs wäre in der Lage, etwa einen 54 Wörter-Satz im Linken-Programm lesbarer und somit verständlicher zu machen; ein Doppelpunkt und die Auflösung des Endlos-Nebensatzes reichte:
Wir machen uns dafür stark, dass die Koordination von Kriegen der Bundeswehr in anderen Staaten so schwer wie möglich gemacht wird, offizielle Vertreterinnen und Vertreter des Landes sich der militärischen Traditionspflege und bei Gelöbnissen enthalten, internationale Friedensinitiativen auch von Thüringen aus gestartet werden und die Bundeswehr nicht in Schulen für ihre Rekrutierung werben darf.
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Thüringer Allgemeine, Friedhof der Wörter 8. September 2014
Die Debatte geht weiter: Wieviel Mantel braucht eine Regionalzeitung? (Interview der „Drehscheibe“)
Viele Besucher kamen in meinem Blog, um die Eröffnung einer Debatte über Newsdesk, Lokales, Qualität und die richtige Gewichtung in einer Regionalzeitung zu lesen. Eine Debatte ist nicht aufgekommen. Noch nicht? Die Drehscheibe ist jetzt eingestiegen mit einem Interview:
Herr Raue, Sie fordern auf Ihrem Blog einen anderen Umgang mit dem Desk. Wie sieht für Sie der ideale Desk aus?
Es gibt keine gängigen Modelle in deutschen Zeitungen, nahezu jeder Desk ist ein Unikat. Das verwirrt Redaktionen, Verleger und Manager. Der klassische Desk ist einfach: Am Tisch, den der Boulevard „Balken“ nennt, sitzen die „Editors“, die Blattmacher: Sie sind die Textchefs, die auf Verständlichkeit, Logik und Korrektheit achten ebenso wie auf das Einhalten von rechtlichen und ethischen Normen, auf die Linie des Blatts usw.
Die Reporter recherchieren und schreiben, sie sind die Streetworker der Redaktion, befreit von den zu Recht beklagten Einschränkungen durch Technik: Sie sind keine Layouter und Redaktionshocker mehr, sie brauchen nur noch ihren Laptop, eine kleine Kamera und ein Smartphone für die schnellen Meldungen ins Netz. Das ist der eigentliche, wohl auch der ideale Desk.
Wäre damit der klassische Mantelteil, gefüllt mit dpa-Material, überholt?
„Mantel“ ist ein Begriff aus der alten Zeit der zwei Welten: Hier die große Welt, die eigentliche; dort die kleine Welt, die lokale. Heute verlangt der Leser, dass die Zeitung die Welt, die komplette Welt, aus seiner Perspektive sieht, dass sie ihm die Welt ordnet in wichtig und unwichtig für sein Leben – und nicht für das Leben des Redakteurs.
Jede Regional-Zeitung muss selber erkennen, wie viele nicht-lokale Seiten sie bietet, das wird in Flensburg anders sein als in Düsseldort. Diese Seiten sind auch nicht die entscheidenden für Abo und Kiosk. Die Entscheidung fällt im Lokalen, dort muss die Qualität zu Hause sein.
Die Bedeutung des Lokalen für die Zeitung der Zukunft dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Was hindert viele Verlag noch daran, diesen Weg – die Stärkung des Lokalen – entschlossen zu gehen?
Nichts hindert sie. Aber dem Denken und vor allem dem Handeln eine neue Richtung zu geben, fällt vielen schwer. Im Zweifelsfall holt sich der Verleger doch einen Korrespondenten als Chefredakteur, weil er eben stolz ist, wenn die Kanzlerin auch seinem Blatt ein Interview gewährt.
Vielleicht gibt es auch zu wenige, die aus dem Lokalen kommen und zum Chefredakteur taugen. Da rächt sich, dass über Jahrzehnte das Lokale kaum beachtet und oft belächelt wurde. Vielleicht fehlt auch immer mehr Chefredakteuren die Leidenschaft für den schönsten Beruf in einer Demokratie: Sie lassen sich eher von Excel-Tabellen faszinieren als von starken Themen und guten Recherchen.
Interview: Stefan Wirner
Link zur Drehscheibe:
http://www.drehscheibe.org/im-lokalen-muss-die-qualitaet-zu-hause-sein.html
Facebook-Kommentare
von Frank Fligge
Provokant wäre die Fragestellung: Braucht Regionalzeitung einen Mantel?
Joachim Widmann
Eine Regionalzeitung, die im klassischen Sinne einen Mantel hat (z.B. weil sie ihn als typischen dpa-Sampler von einem anderen Anbieter bezieht), vergibt ihre Chance, mit blattmacherisch überzeugender regionalisierter Berichterstattung über nationale und internationale Top-Themen Lesern in ihrem Verbreitungsgebiet nahe zu kommen. Das heißt, dass sie bei relevanten Themen Verzicht übt oder schwächelt, was gerade das kritische jüngere Publikum fernhalten dürfte. Ergo: kein Mantel (im klassischen Sinne) ist besser, aber die wichtigsten Mantelthemen gehören unbedingt mit eigenem Dreh und Inhalt sowie hoher Erklärqualität in die Zeitung und müssen von ihr kommentiert und auf Social Media auch mit ihren Lesern diskutiert werden.
Raimund Hellwig:
Provokant wäre: Brauchen wir Regionalzeitungen. Oder tun`s Lokalblätter auch?
Lars Reckermann
Lokalblätter klingt so abwertend gegenüber RegionalZEITUNGEN. Lokales macht auch Zeitung. Ihnen, lieber Herr Raue, pflichte ich bei: Desk ist nicht gleich Desk. Ich muss auf der Ostalb nicht 18 Lokalredaktionen vereinen. Ich muss durch den Desk wieder unsere Reporter zu Reportern machen und sie von Verwaltern zu Gestaltern machen. Damit beginnen wir intensiv im Oktober. Und wir bleiben brutal lokal. Ja, auch mit Vereinen. Ja, auch mit Berichten aus jeder Ecke der Ostalb, in der wir täglich Nachrichten finden (müssen). Wir sind digital auch nicht mehr kostenlos. Wir sind so selbstbewusst, dass wir unsere Lokalnachrichten nicht verschenken. Auch diese Koordination muss ein Desk, nein, muss UNSER Desk übernehmen. Eine Online-Redaktion haben wir nicht. Wir haben EINE Redaktion für unsere Nachrichten. Ich glaube zudem, dass wir mir all dem „alles-muss-sich-ändern“ unseren treuen Leser vor den Kopf stoßen. Lasst uns gute Geschichten schreiben, die gefallen treuen und neuen Lesern. Mir kommt es immer so vor, als hätten wir vor der Einführung von Desks nur schlechte Nachrichten geschrieben – das ist Blödsinn. Ein Desk sorgt nur für bessere Koordination, nicht für bessere Geschichten.
Frank Fligge
DER Desk ist eine Erfindung von Unternehmensberatungen, die vorgeben, von außen kommend, Universallösungen parat zu haben. Das ist Bullshit, den phantasielose Verlagsmanager in ihrer Einfallslosigkeit allerdings sehr gerne glauben. Ein Desk muss auf die ganz speziellen Bedürfnisse der Redaktion/en, für die er arbeitet, ausgerichtet sein. Dann, und nur dann, macht er Sinn. Im Optimalfall arbeitet ein Desk auch nicht FÜR Redaktionen, sondern HAND IN HAND mit ihnen.
Paul-Josef Raue
Der Desk ist älter als jede Unternehmensberatung: Desks gibt es im angelsächsischen Raum seit langem, die Trennung von Editor und Reporter ist weltweit die normale Redaktions-Organisation. Nur Deutschland und die deutschsprachigen Nachbarn gingen nach dem Krieg einen Sonderweg – außer Zeitschriften und Boulevard (der Balken bei Bild).
Frank Fligge
. . . und dann haben findige Berater den Desk zum Sparmodell erklärt, sich selbst ein wunderbares Geschäftsmodell erschlossen und zur weiteren Irritation Begrifflichkeiten wie „Producerdesk“ und „Entscheiderdesk“ eingeführt. Da krieg‘ ich Pickel, wenn ich das höre.
Lars Reckermann
Also ich habe sogar selbst als Volo layoutet und getextet – ich wusste, welches Layout das Blatt hat (4:3) und das jede Seite einen Aufmacher mit harten Facts und eine bunte Geschichte benötigt. Da war mir der angelsächsische Raum, ehrlich gesagt, ziemlich Schnuppe.
Frank Fligge
Als ich Ende der 90er als Jungredakteur in der Lokalredaktion Unna eine zentrale Produktion der Seiten für Unna, Fröndenberg, Holzwickede und Bönen eingeführt habe, also so eine Art internen Mini-Desk, muss Angelsachsen auf einem anderen Planeten gelegen haben.
Frank Jungbluth
Da fällt mir mein geschätzter früherer Kollege #Hans-Albert Limbrock ein, mit dem wir in der WP-Lokalredaktion Soest 1994 eine Revolution veranstaltet haben, die nicht allen Kollegen gefiel: Er spiegelte als stellv. Lokalchef fünf bis sechs Seiten, wir drei anderen Lokalredakteure waren Draußen und recherchierten, schrieben, teilweise auch Zuhause, weil’s manchmal schneller ging. Abends wurde vorgeplant: Wie sieht’s mit der und der Geschichte aus? Rat machen wir aktuell! Ich fand’s großartig, konnte unterwegs sein, mit den Leuten reden, alles einsammeln, was alle „offiziellen“ Verlautbarer uns nie erzählt haben und hätten. Wir sind schlicht und ergreifend hingefahren zu den Leuten und haben nicht nur angerufen. Wir waren nahe dran und besser als die weitaus auflagenstärkere Konkurrenz … Layouten konnten wir alle, auch Filme entwickeln und Negative scannen oder vorher Positive abziehen, im Sonntagsdienst musste man das auch, aber mit dem „Lokaldesk“ 😉 war einfach mehr Zeit für das Wesentliche: Den Journalismus!
Paul-Josef Raue
Der Desk ist einfach ein Tisch, mehr nicht. Es geht um die Organisation der Arbeit, es geht um den Journalismus: Die einen recherchieren, die anderen machen das Blatt. Frank Jungbluth beschreibt es sehr genau, und er beschreibt es so, dass selbst eine kleine Lokalredaktion davon einen großen Nutzen hat. Der Redaktroniker war nie das Ideal des Journalismus: Layouter, Fotograf, Planer, Rechercheur und Schreiber in einem. Sicher gab es begnadete Redakteure, die 12 Stunden im Einsatz waren und alles gestemmt haben; aber ich bin mehr für Professionalität statt für Gnade. In zu vielen Redaktionen sind die meisten nicht mehr rausgegangen: Sie haben mühsam layoutet, auf die Freien gewartet, zwischendurch ein paar Mal telefoniert, Pressemitteilungen umgeschrieben usw. Der Desk macht aus Redaktronikern wieder Journalisten.
Zudem: Die Talente sind in der Regel auch ungleichmäßig verteilt, der eine kann gut recherchieren und mag die Menschen; der andere kann gut redigieren und organisieren und mag seine Kollegen.Und ich bin sicher, verehrter Herr Reckermann: Wenn Sie immer schon wie in der NewYork Times gearbeitet hätten, wären Sie in der Chefredaktion des Spiegel.
Frank Fligge
Ich glaube, den Widerspruch, auf den es hier gerade hinaus läuft, gibt es in Wahrheit gar nicht.
Lars Reckermann
Paul-Josef Raue Es gibt keinen Widerspruch. Ich bin ganz bei Ihnen, wie ich es auch jüngst in meinem Blog beschrieben haben. Den Kollegen das vor-Ort-sein ermöglichen -das muss der Desk. Aber dennoch sei mir, verehrter Herr Raue, erlaubt zu ergänzen: Wer sagt denn, dass ich zum SPIEGEL will. Ich bin Lokalredakteur und das gerne.
Frank Fligge
Wer will schon zum Spiegel?
Paul-Josef Raue
Lieber Herr Reckermann, es war pure Wertschätzung – in jeder Hinsicht.
Auch das noch! Mitleid mit Chefredakteuren: Ob es solche Menschen überhaupt geben sollte (Zitat der Woche)
Mittlerweile sind Chefredakteure die bedauernswertesten Kollegen an Bord, noch schlimmer dran als Fußballtrainer… Als Mitspieler im Betrieb fragt man sich manchmal, wie jemand beschaffen sein müsste, der das alles wuppt – und ob es solche Menschen überhaupt geben sollte. Manche schaffen es ja einigermaßen. Aber es gibt nicht mehr so viele auf den Kommandoständen, die man nicht immer mal wieder bedauert.
Peter Praschl „Nachruf auf den Chefredakteur“ in der Welt am Sonntag, 31. August 2014
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Wolfgang Molitor Facebook-Kommentar:
Chefredakteure brauchen Stehvermögen und kein Mitleid!
Volker Hagenauer auf Facebook:
Chefredakteure braucht es genau in einem Punkt: für die Justierung der Schreibe aller Redakteure und dem richtigen Gefühl für Kritik und Menschen. Oftmals erleben wir aber einen Stil, der eher dem Vorgehen mit dem Bohrhammer gleicht. Worte können doch auch extrem verletzen; so manche Zeitung (!) ist dann nicht mehr Bestandteil der Community, sondern eher das Feindbild par excellence.
Wahl-Slogans: Besser gut geklaut als selbst schlecht erfunden (Friedhof der Wörter)
Wahl-Slogans sind selten sprachliche Edelsteine. Wenn sich Freunde der deutschen Sprache und Skeptiker des politischen Geschäfts über die Slogans hermachen, wird der Untergang des Abendlands beschworen wie bei Rainer Link:
Ein erfolgreicher Politiker muss nicht nur ein guter Redner sein, er muss ein Verkäufer sein, der die Kunst des Schönredens, notfalls des Verschleierns beherrscht.
Doch die Slogans werden erfunden von Werbe-Managern, die zu anderen Zeiten für Wirtschafts-Unternehmen dichten, wobei ihnen bisweilen Sätze einfallen, die sprichwörtlich werden wie „Alle reden vom Wetter. Wir nicht“ oder „Geiz ist geil“.
Was ist ein guter Werbespruch? Er fällt auf, zielt aufs Gemüt und hat im besten Fall sogar eine Aussage, die zum Parteiprogramm passt – und sich deutlich vom politischen Gegner abhebt.
„Mut zu Thüringen – Unser Land geht vor“, plakatiert die CDU zur Landtagswahl in Thüringen. Aber baumelte ein ähnlicher Spruch nicht vor wenigen Monaten schon an den Laternen? „Mut zu Deutschland“ lautete der Slogan der AfD in der Europawahl.
Der „Mut für Deutschland“ deutete bei der AfD auf den Unmut über Euro und Europa hin. Nun plant die Thüringer CDU sicher keinen eigenen Staat mit Sitz in der UN, aber die Werbemanager haben zumindest ungeschickt einen Slogan geborgt und die Nähe zu einer Partei angedeutet, mit der die Ministerpräsidentin nichts zu tun haben will.
Besser geborgt hat die Linke. Neben dem Bild des Spitzenkandidaten Bodo Ramelow lesen wir: „Es muss nicht alles anders werden, aber wir können vieles besser machen.“ Ähnlich lautete der Slogan von Gerhard Schröder im erfolgreichen Wahlkampf 1998. Der Satz gefiel dem neuen Kanzler so gut, dass er ihn gleich eingangs seiner Regierungserklärung wiederholte.
Allerdings war Schröders Erfolgs-Slogan einprägsamer: „Wir machen nicht alles anders, aber vieles besser“ – 8 Wörter statt 12 bei Ramelow: Je kürzer, desto besser, das ist ein Werbe-Gesetz.
Aber auch Schröders mehrfach imitierter Spruch findet keine Gnade bei Kritikern wie Rainer Link, der ihn allerdings als „einen der geschicktesten Slogans“ einschätzt:
Ja, was wollen Sie denn dann noch sagen? Das ist so inhaltsschwer und gleichzeitig leer, dass es eigentlich nicht mehr zu über- oder unterbieten geht.
Die Thüringer SPD wird sich ärgern, dass die Linke ausgerechnet einen SPD-Erfolgs-Slogan ausgeliehen hat. „Besser bleiben“ heißt ihr leicht rätselhafter Spruch: Will Mensch oder Partei nicht besser werden? Oder gut bleiben?
Immerhin borgte die SPD bei einer thüringischen Geistes-Größe, die im West-östlichen Divan im „Buch des Unmuts“ schrieb:
Denn die Menschen die sind gut
Würden besser bleiben
Sollte einer wie’s einer tut,
Auch der Andre treiben
**
> Quelle Rainer Link: „Es gilt das gesprochene Wort“ DLF 7. Juni 2005
> Erweiterte Fassung des „Friedhof der Wörter“, Thüringer Allgemeine 1. September 2014
„Achtet darauf, zu welchem Inhalt die Leute zurückkehren!“ (Zitat der Woche)
Seid nicht so fixiert auf die Klicks, das bringt viel Leid in die Branche. Die meisten Klicks haben immer die billigsten Inhalte und provokantesten Schlagzeilen. Achtet darauf, zu welchem Inhalt die Leute zurückkehren, nur mit Geschichten auf hohem Niveau gewinnt Ihr eine treue Leserschaft.
Die New Yorker Firma chartbeat in der Arte-Sendung „Journalismus von morgen“, die am 9.November um 8,55 Uhr in Arte wiederholt wird. Zitat nach Lothar Müllers Besprechung in der SZ „Bleibt alles anders“ (26.8.14)
FACEBOOK-Kommentar
Raphael Raue
Man sollte sich von chartbeat nicht irre leiten lassen, die haben ein Produkt zu verkaufen. Ein gutes, was die interaktionsrate wirklich gut darstellt aber eben auch zeigt, dass klickstrecken und boulevardesker Inhalt ebenso gute Interaktionsraten bekommt wie gute Hintergründe und Reportagen. Habe das überprüft. In chartbeat.
Die SZ lobt „das Kriegsfahrzeug des kleinen Mannes“, gemeint sind IS-Terroristen und der Toyota Hilux
Das Foto sticht ins Auge: Wenige Tage nach der Ermordung des Journalisten James Foley zeigt die Süddeutsche Zeitung am Samstag das AP-Bild eines IS-Terroristen mit schwarzer Fahne und Kalaschnikow, der an einer Sanddüne auf einen Toyota Hilux schaut. Die Bildzeile, offenbar ernst gemeint:
IS-Kämpfer und Taliban, somalische Piraten und libysche Milizionäre – alle fahren Toyota Hilux. Warum Aufständische in aller Welt besonders gerne den japanischen Geländewagen nutzen.
Die Autorin Luisa Seeling kommt ins Schwärmen, man spürt ihre Emphase, am liebsten ins nächste Flugzeug gen Irak oder Syrien zu fliegen – und zu staunen über das „Symbol der asymetrischen Kriegsführung“:
Ob Tundra oder Wüstensand – mit dem Toyota Hilux lässt sich widriges Gelände sogar mit schweren Lasten bezwingen, behauptet zumindest der Hersteller. Diese Qualitäten wissen auch die Kämpfer des Islamischen Staats (IS) in Syrien und Irak zu schätzen: Auf Fotos und Videos, die ihren Vormarsch dokumentieren, ist der Hilux oft zu sehen. Und nicht nur dort.
Afghanische Taliban, somalische Piraten, libysche Milizionäre – sie alle schätzen das Fahrzeug, das der US-Sicherheitsexperte Andrew Exum im US-Magazin Newsweek das „fahrende Pendant zum AK-47“ nannte. Die Zeitschrift hatte einmal die Länder aufgelistet, in denen schon Toyota-Pick-ups in bewaffneten Konflikten eingesetzt wurden: Libyen, Sudan, Pakistan, Ruanda, Liberia, Irak und Somalia waren etwa dabei. Pick-ups sind das Kriegsfahrzeug des kleinen Mannes und vor allem der Hilux ist zu einem Symbol der asymmetrischen Kriegsführung geworden.
Es ist keine Satire, es ist ernsthafter Journalismus in Deutschlands führender Zeitung. Also – nichts wie hin zum nächsten Toyota-Händler!
In derselben Ausgabe der SZ ist ein exzellenter Essay von Tomas Avenarius zu lesen – über den Kriegsreporter. Ob der auch den Toyota Hilux fährt?
Mehr über den Kriegsreporter bald in diesem Blog.
Quelle: SZ 23. August 2014
Die ideale Organisation einer Regionalzeitung! Eine Provokation zu einer notwendigen Debatte
Lasst die Provinz hochleben! Schafft den Zentralismus ab! Habt Mut, Euch Eures eigenen Verstandes zu bedienen – statt das Massenprodukt aus Zentralredaktionen den Lesern überzustülpen!
Jahrzehntelang hatten wir eine Organisation in der Redaktionen, die auf die Ewigkeit ausgerichtet war: Ressorts im heiligen Mantel, die in Tarifverträgen festgeschrieben waren (und noch sind, aber immer seltener beachtet werden, weil im Norden kaum mehr Verlage noch im Tarif sind); daneben gab es noch die meist belächelten Lokalredaktionen, in denen fast alle vom sozialen Redaktions-Aufstieg träumten, und das war ein Platz in den Konferenzen des Mantels.
Seit Jahren ist nichts mehr von Ewigkeit. Da keiner so recht weiß, wie die Zeitung der Gegenwart, erst recht die der Zukunft aussehen muss, bastelt man an den Organisationen. Kein Verleger kann noch auf den Desk verzichten, und so stellen ihre Chefredakteure einen großen teuren Tisch in die Redaktion. Oft bleibt es beim Holzstück.
Die ersten entsorgen schon das gute Stück, meist mit der Begründung: Der Desk hat keine Kosten gespart! Als ob der Desk zum Sparen gedacht war und ist! Nein, er sollte die Redaktion besser organisieren, die Kräfte bündeln, die Qualität heben und so den Leser erfreuen und halten.
Wer Kosten sparen will oder muss, der braucht keinen Desk. Er kehrt die Ecken aus, in die seit Ewigkeiten keiner mehr geschaut hat; es soll noch Redaktionen geben, die eine Texterfassung haben oder Sekretärinnen, die Mails ausdrucken. Oder er sagt einfach: Zwanzig Prozent auf alles, koste es, was es wolle – dafür braucht man keinen Desk, sondern den Rasenmäher im Kopf.
Die Verachtung des Desks hat einen zweiten Grund: Er wird zu einer grobschlächtigen Zentralisierung missbraucht. Vorzugsweise in Berlin produziert ein Zentraldesk sogenannte überregionale Seiten und beglückt damit Redaktionen in Nord und Süd, sogar in Ost.
Dieser Desk redigiert dpa und andere Agenturen, gießt einen Zuckerguss aus hübschen Reportagen darüber und kredenzt als Sahnehäubchen einmal im Jahr ein Exklusiv-Interview mit der Kanzlerin, das in Kurzform dann wieder von dpa zitiert wird – ohne dass sich eine Zeitung damit schmücken kann („Wie die Redaktionsgemeinschaft Müller-Meier-Schulze in einem Interview mit der Kanzlerin…“)
Diese Desks sind nicht besser, meist deutlich schwächer als dpa. Alles, was diese Tische produzieren, probiert dpa schon lange aus, ist dabei immer besser geworden und arbeitet an immer neuen Formaten, auch in der Desk-Organisation. Dpa reicht für alle Regionalzeitungen locker aus, wird sowieso von allen Redaktionen bezahlt und hat mit „dpa-News“ eine vorbildliche Plattform geschaffen: Exzellenter und schneller Überblick, Kommentar- und Frage-Funktion (auf die in spätestens 15 Minuten eine Antwort kommt) – Redakteursherz in der Provinz, was brauchst du mehr aus der großen weiten Welt?
Der größte Nachteil der zentralen Desks: Er verhindert, dass sich die angeschlossenen Redaktionen noch mit der Welt beschäftigen! Regionalzeitung bedeutet ja nicht: ich berichte nur noch aus meinem Beritt. Regionalzeitung bedeutet: ich schaue auf die Welt aus der Perspektive meiner Leser. Des Lesers Perspektive ist die einzig gültige.
Wenn ein Politiker fordert, wir müssen eine halbe Million Flüchtlinge aus dem Irak aufnehmen, dann fragt die Regionalzeitung Wie viele haben wir schon? Wie viele können wir unterbringen? Wie bereit sind die Bürger? Das ist nicht neu: Runterbrechen auf meinen Leser; aber eine Zeitung muss es auch tun, bei allen Themen, so aktuell wie möglich.
Ein Vorschlag zur Debatte: So könnte die ideale Organisation einer Regionalzeitung aussehen:
> In den Lokalredaktionen arbeiten die Redakteure als Reporter und nur als Reporter – abgesehen vom Lokalchef, der auch Reporter ist, aber zudem die Themen gewichtet und verteilt und bestimmt, wie seine Seiten aufgemacht werden.
Im Lokalen und nur im Lokalen werden die Nachrichten und die Geschichten recherchiert und geschrieben, die unsere Leser wollen, die sie brauchen und die sie als unverzichtbar erkennen; nur hier wird kommentiert, was die Meinungsbildung der Leser wirklich beeinflusst; nur hier beginnen die großen Debatten, die die Menschen bewegen; nur hier starten die Initiativen, die Ehrenämter, die Gründer. Der Lokalteil ist das bedeutendste soziale Netzwerk, wenn wir es nur wollen, wenn wir es können, wenn wir es richtig organisieren.
> In der Zentrale werden an einem Desk – oder an regionalen Standorten, an denen mehrere Lokalteile zusammenfließen – die Seiten gestaltet, die Meldungen sortiert und geschrieben (auch schon für den Online-Auftritt), die Texte der Reporter redigiert. Der Blattmacher ist vor allem Textchef, er ist der Qualitäts-Manager und ein bisschen Gestalter, wobei das Layout und all die Relaunches weit überschätzt werden: Es kommt auf den Inhalt an; stimmt der nicht, ist alles andere Schnickschnack.
Im Regionalen ist Zentralisierung zweckmäßig. Die Nachbarschaft unserer Leser deckt sich selten mit dem Zuschnitt unserer Lokalredaktionen; zu schnell haben wir den Unsinn von Politikern übernommen, die Kreise ohne Sinn und Verstand am Bürokraten-Tisch entwarfen.
Der Zentral-Desk kann ohne lange Konferenzen wieder zusammenbringen, was zusammengehört; er kennt die Historie einer Region, weiß um Pendler- und Einkaufs- und Schul- und Freizeit-Ströme, er kennt Zuneigung und Animosität von Nachbarn. Was Facebook kann, kann ein Desk schon lange (zumindest kann er es lernen). So überwinden wir auch den Nachteil von Lokalredaktionen, die sich gerne wie in einer Burg fühlen und die Zugbrücke hochziehen.
> Am Desk schaut der Chef alles an, nimmt die besten Geschichten und Nachrichten aus dem Lokalen und sortiert sie – für die Titelseite, für Wirtschaft und Kultur, für den Regionalteil usw. Er regt an und manchmal auch auf; er ist Drehscheibe, der gute Themen einer Redaktion den anderen ans Herz legt; er hilft weiter mit Hintergrund-Stücken zu lokalen Geschichten (auch zusammen mit dpa), Info-Kästen, Grafiken u.ä.; er schaut in die Agenturen und das Netz, um aktuelle Themen zu entdecken, die schnell runterzubrechen sind.
Er verfügt über einige Reporter, die Themen recherchieren, die als Aufmacher der Titelseite taugen (so sie nicht schon lokal sind), sei es aus der Landespolitik, der Wissenschaft, der Wirtschaft, der Gesundheit usw. Im Idealfall hat er einen Korrespondenten in Berlin – am besten auch in Brüssel -, der ihm Nachrichten und Geschichten für seine Region, für seine Lokalteile bringt und nicht einen Zweitaufguss von Artikeln. wie sie auch dpa schreibt und die Tagesschau sendet.
> Am Desk werden schnell und unaufwändig auch die Seiten, meist aus dpa-Material, produziert, die unsere Leser wünschen, die aber nicht der Grund sind, warum sie unsere Zeitung abonnieren oder kaufen: Themen des Tages, Vermischtes usw. Was auf diese Seiten passt, ist aber auch von Region zu Region verschieden.
In Erfurt kommt auch ein Ex-DDR-Star aufs Vermischte, den in Düsseldorf keiner kennt; in Bremerhaven steht das Werften-Problem auf der Themen-Seite, wenn es in Berlin diskutiert wird, aber im Allgäu interessiert es keinen. Und auf der Ratgeber-Seite ist der Tipp des heimischen Chefarztes wichtiger als der einer Koryphäe, der ein paar hundert Kilometer entfernt operiert.
> Der Desk ist auch vorbereitet auf die Zeit, wenn wir die Zeitung im Internet verkaufen. Wenn „Online to Print“ kommt, geht es nur mit einem Tisch – erst recht lokal.
Es gibt einige gute Vorbilder. In Neubrandenburg trennte man sich von einem fremden Desk, weil er vielleicht Kosten sparte, aber Leser kostete. In den USA kaufte der Milliardär Warren Buffett für 350 Millionen Dollar Regional- und Lokalblätter, die sich der Gemeinschaft verpflichtet fühlen, eine richtige gute Provinzzeitung machen und nicht missionarischen Ideen selbsternannter Qualitäts-Journalisten folgen. „In Städten und Orten mit einem starken Gemeinschaftsgefühl gibt es keine wichtigere Einrichtung als die Lokalzeitung“, sagt Buffett. „Zeitungen haben eine gute Zukunft, wenn sie weiter Informationen liefern, die man nirgends sonst findet.“
Hören wir also auf den Milliardär! Hören wir auf, in Festreden die hohe Bedeutung des Lokalen zu loben! Organisieren wir es einfach, mit Herz und Verstand!
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