Alle Artikel mit dem Schlagwort " Leserbriefe"

Ein Leser schaut zurück auf die Leserbriefe des Jahres: Das ist gelebte Demokratie!

Geschrieben am 30. Dezember 2014 von Paul-Josef Raue.

Wolfgang Jörgens, Leser der Thüringer Allgemeine, liest jeden Leserbrief und notiert ihn in seiner Statistik: Welche Themen interessieren die Leser am meisten? In einer der letzten Ausgaben des Jahres schreibt Jörgens auf der „Leser-Seite“, was ihm aufgefallen ist – und tadelt die Redaktion, dass sie nicht jeden Brief der Leser auch beantwortet:

Da findet in Kürze ein Symposium in Erfurt statt, wo u. a. die Frage aufgeworfen und möglicherweise eine Antwort gesucht wird, die da lautet: „Was wollen die Leser?“ – „Und was bekommen Sie“ . . .von ihrer Heimatzeitung, der Thüringer Allgemeinen? Meine Antwort, als interessierter Leser: Sie, die Leser, wollen gehört und ernst genommen werden. Sie bekommen seit nunmehr fünf Jahren „Ihre“ Leserseite!

An dieser Stelle wiederhole ich mich gern und sehr bewusst: Das ist gelebte Demokratie. Kritiker an dieser Aussage mögen die Frage beantworten, welche regionale Tageszeitung bringt es in fünf Jahren fertig, über 6800 Meinungen von Lesern, ob zustimmende oder ablehnende, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ich denke, da gibt es nicht viele vergleichbare Beispiele.

Auch das abgelaufene, sehr turbulente Jahr 2014 belegt dies sehr deutlich. Immerhin wurden 1933 Leserbeiträge in Gedichtform, als Bildunterschrift oder als Textbeitrag zu den unterschiedlichsten Tagesthemen veröffentlicht. Mit der großen Politik, der Bundespolitik, befassten sich 732 Beiträge. Mit der Landespolitik des Freistaates 369. Auch mit 195 Beiträgen zum Thema DDR und einem Anteil von rd. 10 Prozent wurde sich befasst und schließlich 637 Beiträge, das sind rd. 33 Prozent aller Beiträge, brachten u. a. Meinungen zum Sport, der Kultur, dem Umweltschutz, der Landwirtschaft und dem Jagdwesen zum Ausdruck.

Sicher haben sich manche Leserbriefschreiber darüber geärgert, oder gewundert, dass ihr Beitrag nicht veröffentlicht wurde. Ich bin mir sicher, dass alle eingegangenen Leserbriefe von der Redaktion gesichtet, gelesen und in die redaktionelle Arbeit einbezogen wurden. Durch Lesergedichte und Fotos mit Bildunterschrift stand möglicherweise weniger Platz zur Verfügung. Aber, diese Beiträge bringen ebenfalls Emotionen und Meinungen und das Zugehörigkeitsgefühl zu ihrer Heimatzeitung zum Ausdruck.

Also haben sie einen berechtigten Platz auf der Leserseite. Ich erspare mir einen näheren Blick auf die „große“ und „kleine“ Politik. Hier würde ich möglicherweise zu viel Subjektivismus rein formulieren. Da mag sich jeder Leser seine eigene Meinung bilden. Etwas erstaunt bin ich jedoch darüber, dass man auf Anfragen an einzelne Redakteure zu bedeutsamen Themen, die die Menschen in unserem Land bewegen, keine Antwort erhält. Lobenswert hierbei sind die rund 50 Beiträge des Chefredakteurs Paul-Josef Raue auf gestellte Fragen, die teilweise unter die „Gürtellinie“ gegangen sind. Respekt vor soviel Mut. Aber Mut zur Wahrheit gehört eben auch zu einem guten Journalismus und einer dynamischen Redaktion im Land und in den Landkreisen. Hier beziehe ich mich gern auf den Landkreis Nordhausen.

Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass die Leserbeiträge, da diese nicht anonym bleiben, einen gewissen Mut zur Wahrheit belegen. Alles in allem eine gute Kombination von Professionalität, Sachkenntnis, auch im Ehrenamt, und Leidenschaft auf beiden Seiten. Das führt letztlich zu einer guten Tageszeitung, unserer Thüringer Allgemeinen.

In diesem Sinn allen Beteiligten ein glückliches neues Jahr, hoffentlich in Frieden und dem Willen, aufeinander zuzugehen, dem anderen zuzuhören und möglichst miteinander unser schönes Land weiter zu entwickeln und zu gestalten.

**
Das Symposium, das Jörgens eingangs erwähnt, findet am 12. Januar zum 25-Jahr-Jubiläum der Thüringer Allgemeine statt: „25 Jahre Einheit – 25 Jahre Demokratie im Osten – 25 Jahre TA“

Thüringer Allgemeine, 30. Dezember 2014

Was sind Leserbriefe wert ? Was verändern sie?

Geschrieben am 7. Dezember 2014 von Paul-Josef Raue.

Vor allem eifrige Leserbrief-Schreiber fragen immer wieder: „Was verändern unsere Leserbriefe? Werden Leserbriefe seitens der Redaktion ernst genommen?“ In der aufgewühlten Atmosphäre vor der Wahl Bodo Ramelows (Die Linke) zum Ministerpräsidenten Thüringens fragt zudem ein Leser der Thüringer Allgemeine nach der „Kultur der Kommunikation“, wenn er die Leserbriefe liest:

Ich kann mich des Eindrucks nicht verschließen, dass seit Wochen und Tagen – insbesondere was die Regierungsbildung in unserem Land betrifft – Hasstiraden zu lesen sind. Es ist aus meiner Sicht lediglich eigene Frustbewältigung in der Öffentlichkeit?! Die Wortwahl total daneben, die gute Schule der Manieren vergessend? In was für einer Gesellschaft leben wir?“

In seiner Samstag-Kolumne „Leser fragen“ antwortet der TA-Chefredakteur:

Es gibt meines Wissens keine Zeitung in Deutschland, die jeden Tag ihren Lesern eine komplette Seite zur Verfügung stellt – als Seite für die Leser und von den Lesern. So wertvoll sind uns unsere Leser, so wertvoll sind unsere Leser und Bürger für die Gesellschaft – und so wertvoll sind die Bürger und ihre Gedanken für unsere Demokratie.

Was sie verändern? Wir sind uns sicher: Sie verändern viel in den Köpfen der Mächtigen, die schon lauschen, wie das Volk denkt – vor allem um ihre Macht zu sichern oder die Macht zu bekommen.

Veränderung hat immer etwas mit der großen Zahl zu tun: Den größten Einfluss nimmt der Bürger, der sich direkt in der Politik engagiert – ob in seinem Ortsteil oder im Kreis, im Landtag oder im Bundestag. Wer abstimmen kann, der regiert mit und hat die Macht. Die Chance mitzuregieren hat jeder.

Wer nicht regieren will, der kann seine Stimme erheben – aber er hat nur die Macht der Argumente auf seiner Seite und die Macht der Überzeugung, so andere sich überzeugen lassen. Die Macht des freien Wortes ist in einer Demokratie so wichtig wie die Kontrolle der Macht. Deswegen ist sie so wertvoll in der Zeitung der Bürger.

Und die Kultur der Kommunikation? So ist es eben: In dieser Gesellschaft mit ihren vielen Stimmen leben wir. Und wir verändern sie nicht, wenn wir die Frustbewältiger nicht zur Kenntnis nehmen. Im Übrigen ist auch die Sprech-Kultur der Volksvertreter nicht immer vorbildlich.

„Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch, mit Verlaub!“, pöbelte sagte Joschka Fischer im Bundestag. Also halten wir es mit Martin Luther und schauen dem Volk, dem „Pöbel“, aufs Maul.

Und – in einer Demokratie hat eben jeder eine Stimme – nicht nur bei der Wahl.

**

Thüringer Allgemeine 6. Dezember 2014

Was antwortet man einem Leser, der die Zeitung wegen „grottenschlechter Leserbriefe“ abbestellt

Geschrieben am 29. Juni 2014 von Paul-Josef Raue.

Mir gefallen die Leitartikel auf der Titelseite, aber ich möchte die Zeitung nicht länger lesen – weil mir die Kommentare anderer Leser ärgern: „Oft grottenschlecht unter dem Stammtischniveau.“ So schreibt ein Leser der Thüringer Allgemeine, und so antwortet der Chefredakteur:

Es wäre blamabel für uns Redakteure, wenn wir unsere Kommentare nicht gut formulieren, logisch begründen und pointiert zuspitzen könnten. Das ist unser Handwerk.

Die meisten Leser haben anderes zu tun, als sich den gesamten Tag über mit den kleinen Wirren im Thüringer Kabinett und den großen Wirren der  Welt zu beschäftigen. Aber sie bilden sich eine Meinung dazu, und diese Meinung hat in einer Demokratie einen Wert – unabhängig ob einer Redakteur ist oder Professor, Angestellter oder Arbeitsloser.

In feudalen Zeiten, ob im Kaiserreich oder unter roten Zaren, haben die Mächtigen bestimmt, was das Volk zu denken hatte – und Journalisten, als Propagandisten der Macht, gaben das vorbestimmte Denken weiter. In einer Demokratie gibt es keinen, der das Denken vorschreiben kann.

Zu SED-Zeiten hieß unsere Zeitung „Das Volk“, aber das Volk kam nicht zu Wort. So haben wir vor fünf Jahren, zum 20. Jahrestag der neuen „Thüringer Allgemeine“, die Leser-Seite eingeführt.  Denn eines der großen Anliegen der Revolution war: Wir lassen uns den Mund nicht verbieten! Wir wollen wissen, wie die anderen denken – auch wenn sie anders denken!

Aufgabe von Redakteuren ist auch, eine Auswahl zu treffen und das Gespräch der Leser zu moderieren. Deshalb prüfen wir schon, welche Briefe auf dieser Seite erscheinen – nach diesen Regeln:

> Wir wählen die Briefe nicht nach unseren Vorlieben aus, auch wenn es der Redaktion bisweilen schwer fällt. Vielmehr kommt jedes Thema, das unsere Leser offensichtlich bewegt, in die Zeitung.
> Wir manipulieren nicht: Kommen etwa zur „Ukraine“ zehn Briefe, die Putin verehren, und fünf Briefe, die ihn kritisieren, dann stehen  Briefe im Verhältnis 2:1 in der Zeitung.
> Wir ignorieren Beleidigungen und falsche Behauptungen, Schmähungen und üble Nachrede – wohl wissend, wie schmal der Grat ist. Dies ist der entscheidende Unterschied zu den Internet-Kommentaren, die in der Tat meist schwer zu ertragen sind. 
> Wer Kritik übt, darf allerdings scharf formulieren, darf übertreiben, darf sich der Mehrheit widersetzen, darf grottenschlecht formulieren. Die Meinung ist frei.

Eine Meinung verschwindet übrigens nicht, wenn sie nicht öffentlich wird. Spätestens bei einer Wahl wird sie sichtbar, denn in einer Demokratie hat jeder Bürger eine Stimme.

Diese Seite der Leser hat zudem einen unschätzbaren Vorteil: Unsere Leser kommen untereinander ins Gespräch, sie sprechen und widersprechen, bisweilen gar nicht nett. Unlängst schrieb eine Frau  einem Leser zu seinem Internet-Kommentar: 

„Ich heiße Sie in meiner ehemaligen Heimat Kasachstan willkommen heißen, um Ihnen einen Einblick in die ausländische Willkommenskultur zu ermöglichen. Dort ist jeder willkommen, auch einer wie Sie mit verquerem Denken, unlogischen Argumenten und brauner Propaganda.“ Recht so.

**

Thüringer Allgemeine, Kolumne „Leser fragen“ 28. Juni 2014 (hier ausführlichere Fassung)

Sind Leserbrief-Schreiber eher unglückliche Menschen?

Geschrieben am 7. Juni 2014 von Paul-Josef Raue.

Ein Leser fragt sich: Bin ich ein unglücklicher Mensch? Er ist sich sicher: Nein! Er stellte diese Frage, als er am Sonnabend vor der Europa- und Kommunalwahl den Leitartikel in der Thüringer Allgemeine las, der so begann:

„Wer mit Glücks-Genen auf die Welt kam, ist schon mit wenig zufrieden; wer zum Pessimismus neigt und gerne Leserbriefe schreibt, der ist unglücklich, ob er viel hat oder noch mehr.“

Der Leser aus Weimar macht sich seine Gedanken: 

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Bürger, die gern Leserbriefe schreiben, Pessimisten und unglücklich sind. Ich schätze es sehr, wenn Menschen ihre politischen Standpunkte einer größeren Öffentlichkeit vorstellen und somit auch zur Diskussion anregen. Dazu gehören sicher Mut, Einfühlungsvermögen und Überzeugtheit. 

Wenn dabei mitunter ein gewisses Maß an politischer Weitsicht fehlt, so ist doch ein hoher Grad an Vertrauen gegenüber der Zeitung zu erkennen.

Ich bin glücklich, in einem Land zu leben, das mir nicht nur verfassungsmäßig Meinungsfreiheit garantiert, sondern diese auch in vieler Hinsicht fördert. Das ist gut so und kann noch besser werden, wenn die Gedanken der Bürger in Wort und Schrift eine gewisse Wirksamkeit erreichen. 

So sehe ich in vielen „Leserbriefschreibern“ Optimisten, die an Veränderungen im positiven Sinne glauben und zum weiteren Nachdenken anregen. Wenn ich morgens meine „Thüringer Allgemeine“ aufschlage, interessieren mich zunächst die Meinungen meiner Mitbürger in ihren Leserbriefen, und wende mich dann intensiv den Kommentaren zu. 

Natürlich sehne auch ich mich in der Zeitung nach mehr Beiträgen, die Optimismus und auch Freude ausstrahlen.

In seiner Samstag-Kolumne „Leser fragen“ antwortet der Chefredakteur:

Ihr Brief beschämt mich. Ich bin offenbar zu sehr von uns Redakteuren ausgegangen: 

Wir sehen, oft notgedrungen, die dunklen Seiten der Welt. Wir decken auf, wenn die Mächtigen übermütig werden, und schreiben selten nur, dass sie – wie die meisten Menschen – ihre Arbeit anständig erledigen.   Es ist wie beim Klempner: Er kommt, wenn der Wasserhahn tropft – und nicht, wenn alles in Ordnung ist. 

Uns irritiert schon, dass unsere Recherchen in vielen Leserbriefen zu Verdruss, Verdrossenheit und Pessimismus führen – statt zu der Meinung: Gut,  dass wir in einem Land leben, in dem Redakteure den Mächtigen auf die Finger klopfen und in dem sich vieles ändern kann.

Sie haben uns überzeugt, dass Leserbriefschreiber eigentlich optimistisch sind. Wir stellen uns nun den Leserbriefschreiber als einen glücklichen Menschen vor.

Thüringer Allgemeine 7. Juni 2014

Der Leitartikel vom 24. Mai, auf den sich der Leser bezieht:

Vertreibung aus dem Paradies

Geht es uns gut? Darauf gibt es keine Antwort, welche die meisten akzeptieren könnten: Wer mit Glücks-Genen auf die Welt kam, ist schon mit wenig zufrieden; wer zum Pessimismus neigt und gerne Leserbriefe schreibt, der ist unglücklich, ob er viel hat oder noch mehr.

Was wir eher akzeptieren, ist der Vergleich: Geht es uns besser? Wenn die Menschen in der DDR Westfernsehen schauten, fiel der Vergleich leicht: Denen drüben geht es besser – größere Autos, schönere Reisen und freie Wahlen.

Und heute? Uns Deutschen geht es besser als den meisten in Europa: Unser Wohlstand, viele Arbeitsplätze, offene Grenzen – und vor allem ein fast siebzigjähriger Frieden waren vor einigen Generationen noch ein Traum, der als unerfüllbar galt.

Uns Thüringern geht es besser als den meisten im Osten und sogar als vielen im Westen: Auch bei uns ist ein Traum wahr geworden. Einspruch!, rufen viele. Was läuft nicht alles schief – und sie präsentieren eine lange Liste des Schreckens von den niedrigen Renten bis zum Regelungseifer in Brüssel.

Doch ein Denken und Reden, das nur Schwarz-Weiß und Gut-Böse kennt, macht uns das Leben schwer. Wir sind aus dem Paradies vertrieben und werden es niemals wieder erreichen. Aber wir können dafür sorgen, dass es besser für uns wird – in unserem Dorf, in unserer Stadt, im Kreis und in Europa.

Die Demokratie hat viele Mängel, aber sie ist die einzige Form des Zusammenlebens, in der jeder über seine Zukunft, die seiner Kinder und der Gesellschaft mitreden und mitentscheiden kann. Geht er nicht zur Wahl, entscheiden andere über ihn. Wer will das schon?

Wie intensiv soll eine Zeitung über den NPD-Wahlkampf berichten? (Leser fragen)

Geschrieben am 30. Mai 2014 von Paul-Josef Raue.

„Wo waren Sie, als der berüchtigte Thorsten Heise auf dem zentralen Obermarkt der Stadt Mühlhausen auf Stimmenfang ging?“, fragt eine Leserin den Chefredakteur der Thüringer Allgemeine und bedauert, dass – obwohl durch Bürger informiert – „niemand zur Berichterstattung erschienen ist“.

In seiner Samstag-Kolumne „Leser fragen“ antwortet TA-Chefredakteur Paul-Josef Raue:

Wir wussten in der Tat, dass die NPD praktisch vor den Türen unserer Lokalredaktion Wahlkampf führte. Aber wir haben bewusst auf eine Berichterstattung verzichtet – aus drei Gründen:

1. Eine Fülle von Parteien und Wählervereinigungen trat zu den Wahlen am 25. Mai an. Wir haben alle kurz vorgestellt, auch die NPD und ihre Kandidaten. Dies ist in der Redaktion durchaus umstritten, aber unser Pressekodex, die Berufsethik der Journalisten, mahnt gleich in Ziffer 1 „zur wahrhaften Unterrichtung der Öffentlichkeit“ und noch konkreter in einer Richtlinie:

 „Zur wahrhaften Unterrichtung der Öffentlichkeit gehört, dass die Presse in der Wahlkampfberichterstattung auch über Auffassungen berichtet,die sie selbst nicht teilt.“

Dies bedeutet aber nicht, dass wir über jeden Auftritt einer Splitterpartei berichten müssen.

2. Wir haben niemals zuvor so intensiv über eine Wahl berichtet wie über diese Kommunalwahl: Einige tausend Kandidaten, etliche Programme und viele Reportagen über den Wahlkampf kamen in die TA, dazu  luden wir zu Diskussionen ein. 

Auf Hunderten von Seiten konnten sich unsere Leser informieren. Für manche Politiker war dies zu wenig, für die Mehrheit unserer Leser aber genau das richtige Maß: Die Wahlbeteiligung ist jedenfalls spürbar gestiegen.

3. Unter Werbe-Strategen gilt der Satz: Hauptsache, mein Kandidat und meine Partei wird beachtet! Auch eine negative Werbung kann eine Werbung sein – besonders für eine radikale Partei,  die sich gerne als verfolgte und unterdrückte stilisiert.

Das Programm der NPD ist eindeutig: Sie will die Demokratie zerstören und die Pressefreiheit gleich mit. Kämen die Neonazis an die Macht, wäre eine Wahlberichterstattung wie zum 25. Mai nicht mehr möglich. 

Bei aller Toleranz gegenüber intoleranten Feinden der Freiheit: Worüber sollen wir also berichten, wenn ein mehrfach vorbestrafter Neonazi spricht? 

Das bedeutet nicht, dass wir die Feinde der Demokratie nicht aufmerksam beobachten. Wir bleiben wachsam, aber halten es  mit dem Politikwissenschaftler Jesse: Der warnte am Mittwoch in unserer Zeitung, die NPD wichtiger zu machen, als sie ist.

 

   

**

Thüringer Allgemeine 31. Mai 2014

Wie viel Leser-Meinung verträgt eine Zeitung im Osten? Oder: Wer sehnt sich nach der DDR zurück?

Geschrieben am 1. März 2014 von Paul-Josef Raue.

In der Thüringer Allgemeine erschien am 24. Februar 2014 auf der Leser-Seite ein großer Beitrag eines Lesers aus Erfurt, der sich „gerne und dankbar“ an seinen beruflichen Werdegang in der DDR. Er endete mit den Worten: „Ich bereue nichts.“

Mit leisem Humor reagiert darauf ein anderer Leser:
„Aus Versehen habe ich heute wohl eine Ausgabe ,Das Volk‘ vom 24.2.1984 mit dem Leserbrief vom Genossen Otto Semmler erhalten. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir die TA-Ausgabe von heute nachsenden würden.“

In der Samstagausgabe reagiert Chefredakteur Paul-Josef Raue in seiner Kolumne so:

Ich mag solch feine Ironie, auch wenn sie nicht für jeden verständlich sein wird. In der Tat mutet der Leser-Beitrag an wie ein Text aus längst vergangenen Zeiten – als unsere Zeitung „Das Volk“ hieß und den Verfassungs-Auftrag hatte, Propaganda für die Partei zu machen.
Selbstverständlich war die TA auch am Montag eine aktuelle Zeitung, die den Verfassungs-Auftrag ernst nahm, die Mächtigen zu kontrollieren und die Leser umfassend und objektiv zu informieren. Zu unseren Pflichten gehört auch die Meinungsbildung.

In einer Demokratie ist nicht nur die Mehrheits-Meinung entscheidend und druckbar, die man gerne als die öffentliche Meinung bezeichnet, sondern sind auch Meinungen von Minderheiten und Querdenkern wichtig. Der Ort für all diese Meinungen ist diese Leserseite – auch wenn manche Positionen bisweilen nur schwer zu ertragen sind.

In der nachrevolutionären Epoche im Osten ist die Gesellschaft gespalten; es gibt eine starke Minderheit, die sich nach der DDR zurücksehnt – und diese Minderheit scheint besonders meinungsstark zu sein. Gut zwanzig Prozent der Thüringer stimmt der Aussage zu: Wir sollten zur sozialistischen Ordnung zurückkehren. Sogar die Hälfte ist überzeugt, dass die DDR mehr gute als schlechte Seiten hatte.

Man könnte der Hälfte der Gesellschaft also den Mund verschließen. Ein überzeugter Demokrat will das nicht, eine gute Zeitung macht das nicht. Zumindest sollten alle zur Kenntnis nehmen, wie Thüringen denkt.

In einer offenen, einer freien Gesellschaft überwiegen die Vorteile gegenüber einer geschlossenen Gesellschaft. Wenn es viele Meinungen gibt, wird es immer Meinungen geben, über die man sich ärgert: Der eine schimpft auf den Professor, der über die DDR forscht; der andere über den Genossen, der über sein schönes Leben in der Diktatur schreibt. Aber das ist eben Thüringen, ein Vierteljahrhundert nach der Revolution.

Karl-Heinz Schmidt, der verantwortliche Redakteur der Leserseite, kommentiert die Kritik an seiner Entscheidung mit einem Satz des Philosophen Voltaire: „Denken Sie, was Sie wollen, und lassen Sie andere sich daran erfreuen, es auch zu tun“. Und er fügt an: „Warum nur werden solche Sätze gern vergessen? Nach dazu in einer Gegend, in der sie jahrzehntelang nicht hochgehalten wurden.“

**

Auszüge aus dem Leserbeitrag von Otto Semmler (24.2.14):

Der Leserbrief von Karl Heinz Schmidt aus Nordhausen zum Thema „20 Jahre Abriss und Diebstahl“ ist mir zu Herzen gegangen, weil er die Wahrheit über den Staat Deutsche Demokratische Republik zum Ausdruck brachte.

Ich sage das, weil der Staat DDR mir von der Kindheit an alles in der Entwicklung meiner Person gegeben hat, was ich heute auch im Jahr 2013 noch bin. Ich bin ein Nachwuchskader der DDR, der vom VEB Bau (K) Sömmerda, als späterer Nachfolger eines juristisch selbstständigen Kombinatsbetriebes des VEB Wohnungsbaukombinat Erfurt, nach der Abschlussprüfung als Maurer auf eine Laufbahn der Weiterentwicklung zum Leitkader geschickt wurde.

Diese Weiterentwicklung begann für mich im Jahr 1959 an der „Arbeiter- und-Bauern-Fakultät“ als gesonderte Fakultät der „Hochschule für Architektur und Bauwesen“ in Weimar.

Für diese Entwicklung legte der Staat DDR für mich bis 1962 mit Sicherheit mehr als 150.000 Mark auf den Tisch. Nun hatte ich neben dem Beruf als Maurer auch noch die Ausbildung als Student mit einem Prädikat „Hochschulreife“ in der Tasche. Es folgten weitere Jahre Ausbildung zum Erwerb der Berufsbezeichnung „Bauingenieur“. Diese Urkunde, nach der ich die Berufsbezeichnung „Bauingenieur“ tragen darf, erhielt ich 1967 von der „Ingenieurschule für Bauwesen“ Gotha.

All das geschah für mich als Arbeiter- und Bauern-Kind der DDR, wobei ich vermerken möchte, dass ich als Kind ohne Eltern diese Entwicklung erhalten habe. Heute im vereinigten Staat Deutschland unvorstellbar. Ich habe auch über sieben Ausbildungsjahre hin Stipendium und Leistungsstipendium erhalten…

Das Fazit ist: Ich habe mit Freude am Aufbau der DDR im wahrsten Sinne des Wortes als Bauingenieur aktiv mitgewirkt und bereue es nicht. Weil das alles nur geschehen konnte – weil die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beseitigt worden war.

Ein Leser ist empört, weil sein Brief über das Versagen der Politik gekürzt wurde

Geschrieben am 16. Dezember 2013 von Paul-Josef Raue.

„Es ist zum Kotzen!“ schreibt ein Leser über Politiker und ihre Politik – und beschwert sich darüber, dass die Redaktion diesen Ausspruch und andere Sätze mehr gekürzt hat in seinem rund 3500 Zeichen langen Leserbrief:

„Ich muss unterstellen, dass der Inhalt aus Gründen eben der Political Correctness absichtlich „entschärft“ wurde, so wird z. B. keiner der Namen aktiver Politiker, um die es in meiner Zuschrift ging, nach der Kürzung noch erwähnt. Das, was vom eigentlichen Anliegen übrigblieb, war nicht nur gleich Null.

Der veröffentlichte Rest erscheint, da aus dem Kontext gerissen, banal bis albern, so dass ich mich dafür schäme, dass mein Name darunter steht. Ein weiterer Grund, diese kastrierte Zuschrift zu veröffentlichen, mag evtl. Ihrerseits der Zwang sein, einen noch leeren Platz auf der Leserseite zu füllen.

Das war in der Thüringer Allgemeine die Antwort des Chefredakteurs:

Sehr geehrter Herr Richter,

ich bin nicht erbost, möchte mich aber bei Ihnen noch unbeliebter machen: Mir ist diese Art von Kritik an unseren Politikern zu billig.

Sie schreiben in den nicht abgedruckten Teilen Ihres Briefes zum Beispiel über die SPD-Generalsekretärin Nahles:

„Eine Frau, die noch nie etwas anderes getan hat, als auf Beratungen und Konferenzen rumzusitzen, weil gar nicht, was Verantwortung heißt, geschweige denn hat sie jemals welche tragen müssen.“

Woher wissen Sie das, Herr Richter? Haben Sie schon einmal einen Tag mit der Politikerin verbracht?

Über Carsten Schneider schreiben Sie in Ihrem Brief:

„Ihn qualifiziert eine Lehre als Schalterbeamter in einer Bank und einigen angelesenen Binsenweisheiten, die jeder Zeitungsleser auch in Talkshows vortragen könnte.“

Was haben Sie gegen einfache Bürger wie „Schalterbeamte“? Schadet es unserer Demokratie, wenn sie im Parlament sitzen? Wollen wir nur Professoren und hochbezahlte Manager im Parlament, um die Finanzkrise zu bewältigen?

Wie gesagt: Populistischen Ausbrüche sind mir zu billig, politische Korrektheit hin oder her. Ich frage dagegen: Machen wir nicht unsere Demokratie verächtlich, wenn wir alle Politiker verspotten?

Ich bin überzeugt: Wir stärken unsere Demokratie, wenn wir unsere Volksvertreter ernst nehmen und beim Wort; wenn wir sie kontrollieren und nichts durchgehen lassen; wenn wir sie bei kleinen und großen Verfehlungen, die wir aber klar aufdecken müssen, dem Urteil der Öffentlichkeit aussetzen – und notfalls auch den Ermittlungen von Staatsanwälten und den Fragen von Richtern.

Wir alle tragen in einer Demokratie Verantwortung, das Volk ebenso wie die Volksvertreter. Es hilft keinem, Politiker abzuwatschen – wie in Ihrem Brief: „Keinerlei Lebenserfahrung, keinerlei Ahnung davon, was es heißt, Verantwortung für irgendetwas zu tragen! Es ist zum Kotzen!“

Übrigens bekommen wir viele Briefe unserer Leser, so viele wie nie zuvor – so dass wir niemals „leeren Platz“ füllen müssen, sondern nur einen kleinen Teil drucken können, in der Regel kurz und treffend.

Thüringer Allgemeine, Kolumne „Leser fragen“, 14. Dezember 2013

Was die Leser immer wieder stört: Das Elend der Fremdwörter

Geschrieben am 29. September 2013 von Paul-Josef Raue.

Die Leser klagen, die Leser zürnen, die Leser wenden sich ab – wie Silke Müller aus Erfurt, die seit 29 Jahren die Thüringer Allgemeine liest und sich immer wieder über die Fremdwörter ärgert. In einem Leserbrief schreibt sie:

In einer Kolumne habe ich bei „Allochthonen“ das große Fremdwörterbuch bemüht, heute bin ich in der Publikumskritik(!) zu „Don Carlo“ über „evoziert“ und „inauguriert“ gestolpert. Muss denn so etwas sein?

Ich habe nach dem Abitur studiert, kenne also etliche Fremdwörter. Aber die hier genannten Fremdwörter finde ich nicht mehr lustig, sondern nur noch ärgerlich und völlig fehl am Platz. Ich habe keine Lust, in der Zukunft ständig das Fremdwörterbuch oder „Google“ in der Nähe haben zu müssen, wenn ich Ihre Zeitung lese.

In seiner Samstags-Kolumne „Leser fragen“ antwortet TA-Chefredakteur Paul-Josef Raue:

Die Kenner der Schriften von Karl Marx werden die „Inauguraladresse der Internationalen Arbeiter-Assoziation“ von 1864 gelesen haben, die mit dem Satz beginnt: „Es ist Tatsache, dass das Elend der arbeitenden Massen nicht abgenommen hat.“

Die meisten werden die Schrift weder gelesen noch von ihr gehört haben. So unbekannt wie diese Schrift von Marx ist auch das Wort: Inaugural meint schlicht „Einführung“; inauguriert meint „eingeführt“ oder „angekündigt“.

Sie haben Recht, verehrte Frau Müller, es ist ein Elend mit den Fremdwörtern. Sie gehören nicht in eine Zeitung, die von allen verstanden werden will – und nicht nur von Bildungsbürgern mit Abitur, die beim „Allochthonen“ auch nur noch den Kopf schütteln.

Es gibt Zeitgenossen, besonders zahlreich in der Kultur, die wollen nicht verstanden werden: Sie wollen sich abheben vom einfachen Volk, sie sind stolz auf ihre Bildung und freuen sich, wenn nicht jeder sie versteht. Wir Redakteure denken anders – aber schreiben nicht immer so, leider.

Bisweilen scheut man sich, etwa „Ausländer“ zu sagen, und flüchtet in Begriffe wie „Allochthonen“, mit denen Sozialwissenschaftler Ausländer bezeichnen, die in Deutschland leben.

Wer „evoziert“, der beschwört oder ruft hervor. Es gibt also gute und verständliche deutsche Wörter statt der fremden. Wir müssen nur den Mut haben, uns der deutschen Sprache zu bedienen.

Thüringer Allgemeine, 28. September 2013

Wann wird ein Gesicht gepixelt? (Frage eines Lesers)

Geschrieben am 7. September 2013 von Paul-Josef Raue.

Warum werden Straftäter, auch wenn sie eindeutig gesucht werden und entlarvt sind, in Videos und Fotos oft verpixelt dargestellt?

Ein Leser fragt, in der Samstag-Kolumne antwortet der TA-Chefredakteur:

Solange ein Bürger nur angeklagt und nicht verurteilt ist, gilt die Vermutung der Unschuld. Also dürfen weder Polizei noch Zeitungen die Gesichter zeigen, es sei denn die Angeklagten sind öffentlich bekannte Persönlichkeiten wie beispielsweise der ehemalige Bundespräsident Wulff, der sich bald vor Gericht verantworten muss.

Wäre Wulff ein einfacher, kaum bekannter Bürger, käme sein Bild nicht in die Zeitung – bei einem relativ geringen Vorwurf wie der Vorteilsnahme.

Wer nur für kurze Zeit ins Gefängnis geht, hat auch ein Recht, dass sein Gesicht nicht öffentlich gezeigt wird: Hat er seine Strafe abgesessen, soll er ein normales Leben führen dürfen. Kennen viele Menschen sein Gesicht, wirkt ein Foto wie ein lebenslanger Pranger und eine lebenslange Strafe.

Sucht die Polizei einen mutmaßlichen Gewaltverbrecher, der auf der Flucht ist, gibt sie zur Fahndung ein Foto heraus, das auch von unserer Zeitung gedruckt wird ohne eine Verfremdung des Gesichts.

Unproblematisch ist dies nicht: Im Internet wird dies Foto für alle Zeiten sichtbar sein, auch wenn sich die Unschuld herausstellen sollte.

Dankbar bin ich Ihnen für diese Zeilen am Ende Ihres Briefs:

Die TA schreibt meinen Namen unter meinen Leserbrief, weil ich mit meinem Namen auch zu dem stehe, was ich sage. Das aber beweist meine Naivität. Schlaue Kommentatoren schreiben nämlich unter Pseudonym oder verfassen böse Briefe mit falschem Namen. Leider ist in solchen Fällen eine ehrliche mutige Diskussion nicht möglich.

Ich versichere Ihnen: Sie sind nicht naiv, Sie beweisen im Gegenteil Zivilcourage! Wer sich in die öffentliche Diskussion einmischt, sollte sein Gesicht zeigen – von wenigen Ausnahmen abgesehen, wenn sich ein Leser sorgt um Leib und Leben.

Auch wenn uns ein Leser informiert über Machenschaften, beispielsweise in einer Behörde, dann garantieren wir ihm Anonymität – auch gegenüber Staatsanwalt und Polizei.

Leser, die unter falschem Namen schreiben, sind nicht schlau, vielmehr betrügen sie die anderen Leser unserer Zeitung. Doch kommt dieser Betrug nur sehr selten vor, weil wir in der Regel die Identität prüfen.
Dass Leser mir ihrem guten Namen für ihre Meinung einstehen, ist der große Vorzug der Zeitung vor dem Internet. Dort wird zu oft beleidigt, beschimpft, besudelt – von Menschen, die sich hinter einem Pseudonym verstecken. Ich stelle mir eine Demokratie anders vor, eben so wie wir in der Zeitung miteinander umgehen und diskutieren.

Thüringer Allgemeine, Kolumne „Leser fragen“, 7. September

Was Leser fragen: Apostrophen, Anwälte und der Viadukt

Geschrieben am 23. August 2013 von Paul-Josef Raue.

B. B. aus Weimar arbeitet auch als Korrektorin und ärgert sich über den falschen Apostrophen in unserer Zeitung. Worum geht’s: Wenn in einem Wort ein oder mehrere Buchstaben ausgelassen werden, setzen wir einen Beistrich –wie eben in „geht’s“:

„Ich weiß nicht, ob man hier der Technik die Schuld in die Schuhe schieben kann, denn in der Online-Version stellt sich der Apostroph völlig unauffällig dar.
In der Druckversion jedoch verkommt der Apostroph zu einem einfachen Ausführungszeichen: Er wird regelmäßig falsch herum gedruckt.“

Chefredakteur Paul-Josef Raue antwortet:

Sie haben Recht, wir werden es ändern: Der korrekte Apostroph ist ein Bogen der sich von rechts oben nach links unten neigt.

Bei Mails kommt in der Tat meist ein einfacher Strich zum Vorschein. Aber auf gedruckten Seiten, ob im Buch oder der Zeitung, sollten wir die Kultur der Schrift, die Typografie, in Ehren halten.

**

D. K. aus Friedrichroda fragt:
Wer bezahlt die Gelder für die Anwälte im Zschäpe-Prozess?

Chefredakteur Paul-Josef Raue antwortet:

Der Angeklagte bezahlt seine Verteidiger. Wird er freigesprochen, zahlt der Staat, weil er folgenlos angeklagt und den Prozess provoziert hatte. Fehlt den Angeklagten das Geld, wie wohl im Zschäpe-Prozess, zahlt auch der Staat, weil er allen Bürgern die gleichen Chancen in der Verteidigung bieten muss – unabhängig ob einer reich ist oder arm.

**

F.K. aus Eisenach kritisiert das Geschlecht des Viadukts: „Das historische Viadukt in Angelroda“ schrieben wir im Thüringenteil. „Laut Fremdwörterbuch ist ein Viadukt männlich und nicht sächlich.“

Chefredakteur Paul-Josef Raue antwortet:

Sie haben Recht, Herr Kalkbrennen. Der Viadukt ist die korrekte Form, aber – wie so oft – lässt der Duden auch das Viadukt gleichberechtigt zu.
Über Jahrhunderte war die hohe Brücke über ein Tal männlich, abgeleitet aus dem lateinischen Wort „aquaeductus“, das auch ein männliches Geschlecht hat. Aber ein Wort muss nur lange genug falsch gebraucht werden, dann lenkt der Duden ein.


Thüringer Allgemeine
, Samstagskolumne „Leser fragen“, 24. August 2013

Seiten:«123»

Journalisten-Handbuch.de ist ein Marktplatz für journalistische Profis. Wir debattieren über "Das neue Handbuch des Journalismus", kritisieren, korrigieren und ergänzen die einzelnen Kapitel, Thesen und Regeln, regen Neues an, bringen gute und schlechte Beispiele und berichten aus der Praxis.

Kritik und Anregungen bitte an: mail@journalisten-handbuch.de

Rubriken

Letzte Kommentare

  • Daniel Grosse: Die Sendung mit der Maus sollte uns „ja so erwachsenen und klugen“ Autoren und...
  • Sportreporter: In meiner Redaktion kommt es vor, dass Lokalsport-Redakteure sonntags für zehn bis zwölf Seiten...
  • Udo Heinze: Ich kam Anfang der 70-er von Gesprächen mit der amerikanischen Newspaper-Association zurück. Dort...
  • Härtel: Ich bin von den viel verwendeten Anglizismen genervt. Im Berufsleben begegnet mir jetzt „content“, „hashtag“,...
  • Oliver Horvath: Männliche Zuschauerinnen sehen wohl aus wie weibliche Zuschauer – wie eine Gruppe eben...

Meistgelesen (Monat)

Sorry. No data so far.