Alle Artikel der Rubrik "Aktuelles"

Risse im Rechtsstaat und Schwäche in der Demokratie

Geschrieben am 22. Juni 2016 von Paul-Josef Raue.
Peter M. Huber ist Richter im Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts (Foto: Bundesverfassungsgericht)

Peter M. Huber ist Richter im Zweiten Senats des Bundes-Verfassungsgerichts (Foto: Gericht)

Was tun Zeitungen und Magazine, wenn unsere Demokratie schwächelt? Was setzen Lokaljournalisten, Reporter und Korrespondenten dagegen, wenn der Staat in einer Sinnkrise steckt?

Die Diagnose stellt mit Peter M. Huber ein Verfassungsrichter, geschrieben in einem Essay zum 25-Jahr-Jubiläum der Einheit vor einem Jahr, noch einmal zitiert heute in einem FAZ-Huber-Porträt:

Ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung steckt der durch das Grundgesetz verfasste Nationalstaat in einer Sinnkrise, der Rechtsstaat zeigt Erosionstendenzen, die Demokratie schwächelt, das Gewaltenteilungsgefüge hat sich weiter zugunsten der Exekutive verschoben, und die Entwicklung des Bundesstaats lässt eine Orientierung vermissen.

Die Therapie in den Medien ist eine Debatte wert, auch jenseits von AfD und Pegida. Die Presse und ihre Freiheit zählen zu den Grundrechten, also zu den Pfeilern, auf denen Staat und Demokratie stehen: Wer durch ein Grundrecht privilegiert ist, hat nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Zu den Pflichten eines Journalisten zählt, die Demokratie zu stärken.

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Quelle: FAZ, 1.10.2015

 

Übt die Uefa „Zensur“ bei der EM? Vom falschen Gebrauch eines Wortes (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 18. Juni 2016 von Paul-Josef Raue.
WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn (Foto: WDR)

WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn (Foto: WDR)

Zensur! Wenn die Redaktion einen Leserbrief nicht druckt, regt sich der Leser auf: Zensur! Als Facebook die Seite einer AfD-Politikerin sperrt wird, schimpft einer: „Offene Zensur missliebiger Menschen“. Und nun die Uefa?

Unterdrückt sie bei der Europameisterschaft TV-Bilder von Krawallen im Stadion, so dass deutsche Zuschauer die Szenen der Gewalt nicht sehen können? Der Vorwurf  ist zu hören: Zensur!

Nein, sagt WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn, der auch EM-Teamchef der ARD ist. „Es geht darum,  uns künftig Bilder, die ohnehin vorliegen, schnell zur Verfügung zu stellen, damit wir entscheiden können, ob wir sie senden oder nicht“, erklärt Schönenborn der Süddeutschen Zeitung. Er kritisiert  den inflationären Gebrauch des Worts „Zensur“: „Den sollten Journalisten eigentlich für die Fälle reservieren, in denen er tatsächlich zutrifft.“

Das hindert TV-Moderatoren nicht, weiter von Zensur zu sprechen. Als Zuschauer beim Spiel „Tschechien gegen Kroatien“ Leuchtraketen aufs Spielfeld werfen, spricht der Reporter – allerdings vom ZDF – von „Zensur“. Als die Bilder allerdings doch zu sehen sind, ist er stolz, dass deutsche Proteste offenbar Wirkung bei der Uefa zeigen.

Schönenborn hat Recht, wenn er vor allem Journalisten rügt, die fahrlässig von Zensur sprechen. Der Begriff ist in Deutschland eindeutig definiert:  Es ist der Eingriff des Staates in die Freiheit der Presse, in Artikel 5 des Grundgesetzes ultimativ untersagt:

Eine Zensur findet nicht statt

meint den Staat, der über den Inhalt von Medien höchstens nachträglich urteilen darf in einem Gerichtsverfahren.

Das Zensur-Verbot bindet nur den Staat. In Artikel 1 des Grundgesetzes lesen wir:

Die Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.

Die Pressefreiheit ist eines der Grundrechte. Das Zensur-Verbot gilt also nicht für Privatpersonen, auch nicht für die Uefa und für Facebook;  die können auch nicht klagen und sich dabei auf unsere Verfassung berufen.

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Quelle: SZ 17.6.2016

Kurze Sätze! Zwei Meister der Verständlichkeit: Martin Luther und Mark Twain (Journalismus der Zukunft 19)

Geschrieben am 18. Juni 2016 von Paul-Josef Raue.

Luther ist ein Meister der Verständlichkeit: Er hätte WhatsApp und Twitter geschätzt – gerade wegen der Kürze, die für Würze sorgt: „Mach’s Maul auf! Tritt fest auf! Hör bald auf!“ (Zeichnung: Anke Krakow/TBM)

Keine langen Sätze, keine überflüssige Paranthesen – wie diese hier – und nur wenige Wörter zwischen dem ersten und zweiten Teil eines Verbs: Um die Verständlichkeit geht es im 19.und vorletzten Teil der Kress-Serie „Journalismus der Zukunft“. Zwei Meister der Verständlichkeit stehen im Mittelpunkt: Martin Luther und Mark Twain.

Luthers Rat ist oft zitiert, aber wenig beherzigt und immer noch gültig nach einem halben Jahrtausend:

Man muss die Mutter im Haus, die Kinder auf den Gassen, den gemeinen Mann auf dem Markt fragen und auf das Maul sehen: Wie reden sie?

Also – raus aus der Redaktion! Raus aus dem Elfenbeinturm! Raus aus dem Rotary-Klub und der abendlichen Rotwein-Runde mit Gleichgesinnten! Nur wer seine Leser respektiert, der bekommt die Chance, dass sie mit ihm reden. Nur wer mit den Lesern redet, der weiß, wie sie ihn verstehen und wie „sie es merken, dass man deutsch mit ihnen redet“.

Luther würde heute keine Kirche, sondern eine Zeitung gründen,  mit den Mächtigen hart ins Gericht gehen und dem Volk aufs Maul schauen – aber nicht nach dem Munde reden. Luther fühlte sich auch im Netz wohl, hätte einen Blog, in dem er nicht nur von seinen Blähungen  erzählte, sondern die Mächtigen beleidigte wie seinerzeit den Herzog Heinrich von Braunschweig:

Unsinniger, wütender Tyrann, der sich voll Teufel gefressen und gesoffen hat und stinkt wie ein Teufelsdreck.

Wer diesen Satz liest, entdeckt im Detail Luthers Rezept: Er wählt kurze Wörter, keines hat mehr als drei Silben; er meidet Synonyme, schreibt zweimal Teufel und denkt nicht daran, den „Teufelsdreck“ in einen Satansdreck  zu verwandeln; er schafft eine Balance zwischen  Substantiven und Verben: auf drei Substantive kommen drei Verben; er wählt starke Verben, die die Sinne reizen: fressen, saufen, stinken.

Bewege den Leser! Bringe Wörter und Sätze zum Tanzen! Das ist Luther: So wie er schrieb, so wollen die Leser lesen.

Vor 120 Jahren hielt Mark Twain als „der treueste Freund der deutschen Sprache“ vor dem Wiener Presse-Club eine Rede: „Die Schrecken der deutschen Sprache“. Twains Schrecken erschrecken uns ein gutes Jahrhundert später immer noch, sie schreiben das Schwarzbuch der Unverständlichkeit:

  • „Die üppige, weitschweifige Konstruktion“ eines Satzes: Zwischen dem ersten und dem zweiten Teil des Verbs verrätseln viele Wörter den Sinn. Als Beispiel dient eine Meldung auf der „FAZ“-Titelseite:

    Der Bundestag hat einen für diesen Donnerstag angesetzten  Beschluss über die Neuregelung von Arzneimitteltests an Demenzkranken abgesetzt.

    Dreizehn Wörter zwischen „hat“ und „abgesetzt“ lassen den Leser im Unklaren, ob der Beschluss umgesetzt wird, konkretisiert, verschoben oder abgesetzt.

  • Auch die üppige, weitschweifige Konstruktion zwischen  Subjekt und Prädikat erschwert das Verstehen eines Satzes.
  • Keine langen Sätze: Mark Twain muss an Wiener Brücken denken, wenn er einen Bandwurm-Satz liest:

    Meine häufige Anwesenheit auf den Brücken hat einen ganz unschuldigen Grund. Dort gibt’s den nötigen Raum. Dort kann man einen edlen, langen, deutschen Satz ausdehnen, die Brückengeländer entlang, und seinen ganzen Inhalt mit einem Blick übersehen. Auf das eine Ende des Geländers klebe ich das erste Glied eines trennbaren Zeitwortes und das Schlussglied klebe ich ans andere Ende.“

  • „Die ewige Parenthese“ geißelt Twain, die meist überflüssigen  Einschübe zwischen zwei Gedankenstrichen:

    Vor mehreren Tagen hat der Korrespondent einer hiesigen Zeitung einen Satz zustande gebracht welcher hundertundzwölf Worte enthielt und darin waren sieben Parenthese eingeschachtelt, und es wurde das Subjekt siebenmal gewechselt. Denken Sie nur, meine Herren, im Laufe der Reise eines einzigen Satzes muss das arme, verfolgte, ermüdete Subjekt siebenmal umsteigen.

„Unterdrücken, abschaffen, vernichten!“ empfiehlt der amerikanische Dichter. Sätze mit mehr als dreizehn Subjekten in einen Satz will er verbieten lassen; das Zeitwort will er im Satz so weit nach vorne rücken, bis man es ohne Fernrohr entdecken kann. So spricht Twain mit leichtem Spott:

Mit einem Wort, meine Herren, ich möchte Ihre geliebte Sprache vereinfachen, auf dass, meine Herren, wenn Sie sie zum Gebet brauchen, man sie dort oben versteht. Ich flehe Sie an, von mir sich beraten zu lassen, führen Sie diese erwähnten Reformen aus. Dann werden Sie eine prachtvolle Sprache besitzen und nachher, wenn Sie Etwas sagen wollen, werden Sie wenigstens selber verstehen, was Sie gesagt haben.

Das Ende der Gaskammer für Küken: Kann das Töten von Tieren „human“ sein?(Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 15. Juni 2016 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 15. Juni 2016 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Friedhof der Wörter.

In den USA haben sich Industrie und Tierschützer geeinigt: In vier Jahren dürfen Millionen von männlichen Küken, die eben keine Eier legen können,  nicht mehr in Gaskammern sterben oder in Maschinen, die sie zermalmen.  Journalisten schreiben von „humaneren“ Methoden, die zum Einsatz kommen sollen.

Kann diese Abkehr vom Schreddern oder Vergasen „human“ sein? Human kommt vom Lateinischen „humanitas“, von der Menschlichkeit. Der Human-Mediziner ist für die Menschen da, er ist kein Tierarzt.

Nun heißt die US-Tierschutzorganisation „The Human League“; ihr Vorsitzender nennt das Schreddern von Küken „barbarisch“ und bleibt so im Menschen-Vergleich.

Immanuel Kant schreibt im 34. Kapitel der „Metaphysik der Sitten“ über die „Teilnehmende Empfindung“: Mitgefühl, Mitfreude und Mitleid, ist  eine „Pflicht unter dem Namen der Menschlichkeit (humanitas): weil hier der Mensch als mit Vernunft begabtes Tier betrachtet wird“.

So philosophisch erhoben dürften wir die Methode, Tiere nicht zu quälen, als „human“ bezeichnen. Aber sinnvoller ist es, einen, der Tiere quält, einen Tierquäler zu nennen – und das Humane dem Menschen zu lassen, sprachlich zumindest.

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Quelle: „USA lassen Küken leben“ (SZ, 14. Juni 2016)

Das SZ-Streiflicht feiert Gnadenhochzeit mit einem 67-Wörter-Schachtelsatz

Geschrieben am 12. Juni 2016 von Paul-Josef Raue.
Die besten Streiflicht-Glossen erscheinen als Buch wie dies von 2004: Verdeckte Ermittlungen zwischen Himmel und Hölle. (Foto: SZ)

Die besten Streiflicht-Glossen erscheinen als Buch wie diesem von 2004: Verdeckte Ermittlungen zwischen Himmel und Hölle. (Foto: SZ)

Jeder Journalist, der von sich überzeugt ist, also jeder Journalist möchte das Streiflicht kopieren. Er möchte wenigstens einmal so schreiben wie die besten Schreiber im Süden Deutschlands und dem Rest der Republik. „Aber vor dem Kopieren sei gewarnt“, lesen wir im Neuen Handbuch des Journalismus: „Es ist  fast hoffnungslos.“

Heute vor siebzig Jahren, am 12. Juni 1946, druckte die Süddeutsche Zeitung das erste Streiflicht. Im Historischen Lexikon Bayerns widmet Paul Hoser dem Streiflicht ein eigenes kleines Kapitel:

Typisch ist das auf der ersten Seite links oben platzierte „Streiflicht“, das seit Juni 1946 täglich erscheint. Das auf Schöningh zurückgehende „Streiflicht“ war ursprünglich ein stark moralisch argumentierender, ernsthafter Kommentar und entwickelte sich erst allmählich zu einer spöttischen, scharf pointierten Glosse, die auf 73 Zeilen Länge festgelegt ist. Bei besonderen Ereignissen aber kehrt das Streiflicht zu einem ernst reflektierenden Kommentar zurück, wie etwa am 21. Oktober 1977, drei Tage nach der Ermordung Hanns Martin Schleyers.

Der von Hoser erwähnte Schöningh hat den katholischen Vornamen Franz Josef. Schöningh schrieb das erste Streiflicht und ahnte kaum, dass mehr als 20.000 folgen würden. Zum Jubiläum drucken Zeitungen gerne das erste Stück nach, doch die Süddeutsche vom 11. Juni 2016 verzichtet und tritt ein wenig nach; dies ist zwar kein Merkmal des Streiflichts, wird von den Autoren jedoch nicht unbedingt vermieden. Er „konstatiert…

dass der Text, eine tagespolitische Erörterung, heute als Streiflicht keine Chance hätte. Seine Würde rührt daher, dass mit ihm die wohl älteste Glosse Deutschlands beginnt, ein Markenprodukt.

Die historische Würdigung des Streiflichts erscheint nicht auf der ersten Seite der SZ, sondern irgendwo auf einer der vielen Seiten des dicken Wochenend-Exemplars. Dies mag zwei Gründe haben: Sie ist etwa doppelt so lang; sie ist kein Meisterstück.

Der anonyme Autor versucht zum Siebzigsten, zur Gnadenhochzeit, unbedingt einen 70-Wörter-Satz unterzubringen. Es gelingt ihm fast, drei Wörter nur fehlen:

Dessen ungeachtet ist es nicht verkehrt, auch das Streiflicht als eine Glasperlenkunst zu sehen, bei dem mit den Inhalten und Werten unserer Kultur gespielt – Kritiker sagen: getändelt – wird, und wer das nicht glaubt, sollte die Streiflichtschreiber einmal dabei beobachten, wenn sie wie Hesses Magister Josef Knecht sich mit der Frage quälen, ob nicht auch sie von aristokratischer Selbstgenügsamkeit, sinnentleerter Virtuosität und kraftloser Abgeschiedenheit vom Leben bedroht sind.

Er nimmt noch einen zweiten Anlauf zum Marathon-Satz, stellt die Frage „Adelt es eine Kolumne, wenn Schule und Wissenschaft sich ihrer annehmen?“, doch kommt er mit der 57-Wörter-Antwort wieder nicht ins Ziel:

Nun, es ist jedenfalls keine Schande, mag es gleich mühsam sein, frustrierten Gymnasiasten zu erklären, dass und warum ihre schlecht benotete Streiflicht-Interpretation hierorts nicht nachkorrigiert werden kann, mag gleich die eine oder andere Magisterarbeit gar nicht zum Gipfel gelangt, sondern schon in den Mühen der Ebene, bei der Stoffsammlung und beim Vorzeigen der benützten Literatur, versandet sein.

Der anonyme SZ-Streiflicht-Würdiger erwähnt den Germanisten-Vorwurf, das Streiflicht habe einen „komplizierten syntaktischen Satzbau“ und eine „komplizierte Gedankenführung“: Er zeigt wortüberwältigend, dass es Vorwürfe geben kann, die berechtigt sind.

Als das Streiflicht entstand, folgte die Redaktion der amerikanischen Tradition, Meinungen nicht mit dem Namen des Kommentators zu versehen. Dass dies zur Streiflicht-Tradition wurde, erstaunt jeden, der das Selbstbewusstsein von Journalisten kennt: Unmöglich, sich mit einem Meisterstück auf der Titelseite nicht schmücken zu dürfen!

In den Büchern, die die besten Streiflichter versammeln, stehen dann die Autoren: Die Ruhmeshalle der berühmtesten Kolumne Deutschlands. So führt Paul Hoser in seinem bayerischen Lexikon den Autoren-Stamm auf:

 Werner Friedmann, Erich Kuby, Heinz Holldack (1905-1971), Hermann Proebst, Fred Hepp (1923-1998,1955-1988 in der SZ tätig), Claus Heinrich Meyer (1931-2008), Rainer Stephan (geb. 1948),  Hermann Unterstöger (geb. 1943), Axel Hacke (geb. 1956), Wolfgang Görl (geb. 1954), Hilmar Klute (geb. 1967) und Joachim Käppner (geb. 1961); vereinzelt schrieb auch Joachim Kaiser Streiflichter. Mit über 2.000 Streiflichtern hält Hepp den Rekord.

Fügen wir an: Kurt Kister, der aktuelle Chefredakteur, der sein Streiflicht am 21. April 2004 über Nutella schrieb, also dickflüssige Werbung trieb:

Wenn man irgendwo zu Gast ist, muss man nur den Kühlschrank öffnen. Sieht man im Inneren ein Glas Nutella stehen, dann weiß man, dass man mit dem Bestücker des Kühlschranks keine wie auch immer geartete Beziehung eingehen sollte. Die Nusscreme muss dickflüssig tropfend sein wie frisch gefördertes bahrainisches Rohöl.

Eine Redaktion muss die beste in Deutschland sein, wenn an ihrer Spitze ein Mann steht, der im Streiflicht Nutella mit Rohöl vergleicht und eine Lebensweisheit findet, die auch für schwere Zeiten taugt:

Nutella also ist, wie Streichkäse und Dosenravioli, gut für die Menschen. Nur in den Kühlschrank gehört sie nicht.

 

 

 

 

 

 

Umfrage: Zeitungsleser sind besonders aufmerksam, aber weniger fröhlich

Geschrieben am 9. Juni 2016 von Paul-Josef Raue.
Thomas Koch ist Mister Media (Foto: W&V / Medientage München)

Thomas Koch ist Mister Media (Foto: W&V / Medientage München)

Thomas Koch berichtet in „Mr. Media“, seinem Blog auf W&V, von einer 6.000-Menschen-Befragung des Konsumentenbüros: Wann und in welcher Stimmung werden welche Medien genutzt?

Radiohören: „fröhlich, heiter“.

Zeitunglesen: „Weniger fröhlich, dafür besonders aufmerksam“.

Fernsehen:  „gelöst, entspannt, aber stark überdurchschnittlich abgespannt, ausgelaugt“-

Online: „Besonders intensiv genervt, gestresst“.

Die Umfrage ist besonders für Werbetreibende gedacht: In welchem Medium kann ich die Menschen für meine Botschaft am besten erreichen?

Was interessiert die Leser? Was vergrault? Die wichtigsten Erkenntnisse der Zeitungsforschung

Geschrieben am 8. Juni 2016 von Paul-Josef Raue.
Auch wenn in Europa und Nordamerika die Auflagen sinken: Weltweit lesen immer mehr Menschen Zeitungen, vor allem in Asien. Dieser Händler in Nepals Hauptstadt Kathmandu ist einer von fast drei Milliarden Lesern, er findet offenbar die Themen, die ihn nicht langweilen. Foto: Paul-Josef Raue

Auch wenn in Europa und Nordamerika die Auflagen sinken: Weltweit lesen immer mehr Menschen Zeitungen, vor allem in Asien. Dieser Händler in Nepals Hauptstadt Katmandu ist einer von fast drei Milliarden Lesern, er findet offenbar die Themen, die ihn nicht langweilen. Foto: Paul-Josef Raue

Es gab noch nie so viele und so genaue Leserforschungen wie im vergangenen Jahrzehnt. Die Ergebnisse bedeuten zwar nicht das Ende des Bauchgefühls, das gute Chefs immer brauchen, aber die Leserforschung hilft bei vielen Entscheidungen. Das Lob des Erzählens und die Vorlieben der Leser – das ist das Thema in der 18. Folge der Kress-Serie „Journalismus der Zukunft“: Langweile nicht (der siebte Pfeiler der Qualität).

Das sind die 20 wichtigen Ergebnisse aus den Quotenmessungen von „Readerscan“ und „Lesewert“, zusammengetragen nach Auswertung von zigtausend Artikeln in Regionalzeitungen:

  1. Reportagen, Porträts und Features sind die Lieblinge der Leser, je länger, desto besser. Carlo Imboden, der Schöpfer von Readerscan, berichtet: „Lange Texte saugen die Leser auf! Nur bei solchen Texten merken die Leute: Ich brauche diese Zeitung!“
  2. Glosse, Lokalspitze oder Kolumne sind noch beliebter als die Reportage. Amerikanische Zeitungen wissen das schon lange: Kolumnisten sind die am besten bezahlten Redakteure und oft so populär wie Fernseh-Stars. Kolumnen bis hin zur Lokalspitze („Guten Morgen“) werden immer gelesen, sofern sie regelmäßig kommen und am besten den Autor im Bild zeigen. Gute Schreiber machen gute Zeitungen aus.
  3. Der Leitartikel hat überraschend hohe Quoten, aber nur wenn er eine klare, bissige Überschrift hat. Titel wie aus dem Textspeicher verscheuchen die Leser: „Zwischen den Stühlen“ oder „Um Europa verdient gemacht“ sind Quotenkiller. Noch intensiver werden Kommentare gelesen, wenn sie direkt neben oder in dem Bericht stehen. Bezieht sich der Leitartikel auf den Aufmacher der Titelseite und ist sein Thema ein regionales, dann bekommt er Spitzenwerte.
  4. Das Vermischte steht an der Spitze der beliebtesten Seiten. Überall ist die Klatsch-Spalte, also die kleine Bild-Zeitung, der Quotenrenner. Menschen und ihre Geschichten locken die Leser an. Auch wenn Mord, Totschlag und Brand stets gut gelesen werden, bleibt die Frage: Wie viel Boulevard verträgt der Leser einer Regionalzeitung? Nicht viel. Er liest alles, aber er zweifelt an der Seriosität, wenn zu viel Blaulicht in der Zeitung steht. Ein Beispiel: Ein Mörder gerät bei der Flucht vor der Polizei unter die Straßenbahn. Darf man das Foto auf der Titelseite bringen? Ja, aber nur mit einem extrem trockenen Text: „Die Polizei dokumentierte mit diesem Foto, das um 13.52 Uhr entstanden ist…“
  5. Gerichtsreportagen sind absolute Quoten-Garanten, gleich wo sie im Blatt stehen. Auch Fortsetzungen werden gelesen.
  6. Die Politik hat überdurchschnittlich viele Leser, wenn sie vom Nutzen oder Schaden für den Bürger handelt.
  7. Tagesschau-Themen dürfen nicht fehlen, wenn die Zeitung in die Tiefe geht mit Hintergrund und Analysen. In einem Interview mit der Drehscheibe erzählte Carlo Imboden, wie sich das Leseverhalten in einem Jahrzehnt allerdings radikal verändert hat: Vor gut zehn Jahren war bei der Main-Post in Würzburg der Lokalteil der am geringsten gelesene Teil – und das war typisch für die meisten deutschen Zeitungen; bei einer Messung des Nordkurier in Neubrandenburg vor fünf Jahren stand schon das lokale Buch weit vorne. Die jüngeren Leser holen sich Mantel-Informationen bereits am Vortag aus dem Internet; mittlerweile agieren die älteren Leser zwischen 45 und 55 ähnlich. So verlagert sich ihr Interesse in der Zeitung aufs Lokale, auf neue Informationen, die viel mit dem Leben der Leser gemein haben.
  8. Titelseite: Am meisten wird das Lokale und Regionale gelesen, wenn das Thema wichtig ist. Und auch hier gilt: Wichtig ist alles, das einen Bezug zum Leben und Alltag der Leser hat, das zum Stadtgespräch taugt. Wirtschaft bekommt hohe Lesewerte, wenn es um Arbeitsplätze geht, neue Firmen und Geschäfte – und wenn Menschen im Vordergrund stehen, und die können Manager sein oder Wirte oder Verkäuferinnen auf dem Weihnachtsmarkt.
  9. Gesundheit ist das Top-Thema – mit Spitzenwerten, wenn das Krankenhaus oder der Chefarzt aus der Region kommen. Überhaupt werden Ratgeber gelesen, wenn die, die den Rat geben, Nachbarn sein könnten.
  10. Leser-Seiten, auf denen nur Leser schreiben, erreichen stets Top-Positionen; erscheint die Seite täglich und ist wie eine redaktionelle Seite gestaltet, kann sie sogar Vermischtes von der Spitze verdrängen. Auf der Seite dürfen nicht nur Leserbriefe stehen, sondern auch Leser-Fotos, -Erzählungen, -Tagebücher, sogar Gedichte.
  11. Vorder- und Rückseite der Zeitungs-Bücher bekommen von allen Seiten die besten Lesewerte.
  12. Die Kultur mögen die meisten Leser nicht. Sogar in der Hauptstadt ziehen große Konzertkritiken nicht. „Nur knapp drei Prozent lesen sie wirklich“, kam bei der Berliner Zeitung heraus. Allerdings lesen diese Wenigen ihre Nischen-Themen besonders intensiv.
  13. Der Lokalsport wird noch weniger gelesen als die Kultur. Selbst der große Sport dümpelt dahin, es sei denn Länderspiele oder Europapokal-Spiele laufen, die auch im Fernsehen mit hohen Einschaltquoten die Massen anziehen.
  14. Rubriken wie Horoskop oder Sudokus bekommen schwache Quoten. Doch Vorsicht! Als eine Redaktion das Kreuzworträtsel rauswarf, konnte sie sich vor Anrufen und Briefen nicht mehr retten; Mails kamen keine. Offenbar haben Ältere das Kreuzworträtsel geschätzt, aber in der Messung war die Zielgruppe nicht oder nur schwach vertreten.
  15. Muss man alles, was schwache Quoten bringt, rauswerfen? Nein, das kann gefährlich werden. Auch manche Seiten und Artikel, die wenig gelesen werden, gehören für die Leser zur Grundausstattung einer Zeitung. Das können in einer katholischen Gegend die Gottesdienst-Termine sein, auf dem Land die Kreisklassen-Spiele im Fußball. Schwache Quoten sollten die Redaktion zum Nachdenken anspornen, ob sie durch veränderte Rubriken, neue Präsentation und originelle Ideen die Leser wieder zum Lesen bringen kann.
  16. Spezial-Seiten, etwa für junge oder ältere Menschen, meist noch im speziellen Layout, verscheuchen die Leser. Es gibt zwei Ausnahmen: Die verständlich erklärende Kinderseite wird selbst von Erwachsenen gelesen; und eine Senioren-Seite, wenn sie, wie bei der Thüringer Allgemeine, von einer Senioren-Redaktion geschrieben wird, die nur aus Lesern besteht.
  17. Das Fernsehen ist thematisch für die Zeitung interessant. Artikel werden intensiv gelesen, die auf große TV-Ereignisse reagieren, etwa auf einen Tatort, der in der Region spielt. Als in Erfurt der erste (und einzige) Tatort spielte, hatten die Berichte dazu über Wochen hohe Quoten: Er war Gesprächsstoff in den Büros und an den Stammtischen. Hätte die Thüringer Allgemeine in der Zeit nicht die Quoten gemessen, wäre das Thema schnell von der Redaktion weggelegt worden: Das Beispiel zeigt, dass Redaktionen oft zu schnell ein Thema begraben mit dem Argument „Die Leser haben genug davon!“
    Als die „Main-Post“ erstmals Readerscan einsetzte, machte sie eine ähnliche Erfahrung. Anton Sahlender, damals Stellvertreter des Chefredakteurs, berichtete: „Auf der Quote des Fernsehens aufzusetzen, ist ein Wellenreiter für die Zeitung.“ Themen-Kampagnen mögen die Leser, also die Verfolgung eines Themas über eine längere Zeit. Offenbar mögen die Leser nicht, dass jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird; sie schätzen es, wenn die Redaktion an einem wichtigen Thema dranbleibt.
  18. Eine Bild-Text-Schere vergrault den Leser: Foto und Überschrift müssen passen. Wenn Tarzan in der Überschrift steht und Micky Maus auf dem Foto zu sehen ist, ist der Leser nur verwirrt und zieht weiter, da kann der Text noch so gut sein.
  19. Recherche wird vom Leser honoriert – im Gegensatz zum Abdruck von Pressemitteilungen. Ist ein Thema exklusiv, investigativ und umfassend, dann interessiert es die Leser. Im Zentrum stehen alle Veränderungen: Ob es der neue Baumarkt ist, eine Baustelle oder gestiegene Eintrittspreise im Zoo.
  20. Fehler mögen einige Leser ärgern, aber sie sind keine Quoten-Killer. Thomas Bärsch, der viele Lesewert-Untersuchungen ausgewertet hat: „Im Unterschied zu ärztlichen Kunstfehlern, an denen in Deutschland jährlich Tausende Menschen sterben, richten Fehler in der Zeitung keinen irreparablen Schaden an. Sie müssen nur erkannt und korrigiert werden.“

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Mehr: http://kress.de/news/detail/beitrag/135058-kressde-serie-journalismus-der-zukunft-von-paul-josef-raue-langweile-nicht.html

 

 

Gabriele Goettle zum Siebzigsten: Reportagen, die aus dem Rahmen fallen

Geschrieben am 31. Mai 2016 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 31. Mai 2016 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, H 32 Reportage.
Gabriele Goettles erstes Buch erschien in Enzensbergers "Die andere Bibliothek". (Foto: Raue)

Gabriele Goettles erstes Buch erschien in Enzensbergers „Die andere Bibliothek“. (Foto: Raue)

Was ist eine Reportage?

Der Nachlass eines Lehrers, eine Liste mit Positionen wie „Kleidung: 27 Oberhemden, 20 Unterhemden, 26 Unterhosen…“ oder wie „Möbel: 1 Wanduhr (Gründerzeit, defekt), 1 Etagere für Pflanzen (50er Jahre)“?

Kein einziger Satz von der Reporterin ist zu lesen, nur eine ellenlange Aufzählung nebst „Leichenschauschein“, auf dem der Grund für den Nachlass geschrieben steht: „Verkehrsunfall mit dem KFZ Aufprall auf Brückenpfeiler mit ca. 140 kmh (laut Polizeibericht)“.

Eine Reportage? Ja, eine der besten sogar. Es gibt keine umfassende Definition für eine Reportage: Sie kann alles, sie darf alles – außer zu langweilen. Mit dem „Nachlass eines Lehrers“ wurde Gabriele Goettle bekannt, ja berühmt. Heute vor siebzig Jahren, am 31. Mai 1946, wurde sie in Aschaffenburg geboren; heute schreibt sie, meistens für die taz.

Spätestens als der „Nachlass eines Lehrers“ in ihrem ersten Buch erschien – ein Sammelband mit taz-Reportagen – war die Reporterin in der Literatur angekommen. Hans Magnus Enzensberger nahm sie in seine Edition „Die andere Bibliothek“ auf, in der prunkvoll gemachte Bücher erscheinen und die eine Ruhmeshalle für wenig bekannte, aber exzellente Schriftsteller ist.

Für Schirrmacher begründete sie mit dem Erstling „Deutsche Sitten“ ihren Ruhm  „als eine der wichtigsten Stimmen unserer Zeit“. Der verstorbene FAZ-Herausgeber Schirrmacher machte in seiner Hymne klar, was eine gute Reportage ist und eine gute Reporterin:

Sie schreibt auf, was sie gehört und gesehen hat. Doch was sie schreibt hat eine Suggestion, die sich kaum aus den Gegenständen – dem Igelschutzverein etwa, dem Kaufhaus oder einer Butterfahrt – ableiten lässt. Kein Kunstaufwand, keine geglätteten oder ästhetisch aufgemöbelten Passagen erzeugen diese Wirkung. Gefragt, was diesen Bann ausmacht, ließe sich feststellen: Erstens, die Autorin lügt nicht. Zweitens, die Autorin erfindet nicht. Drittens, die Autorin denunziert nicht.

Was macht eine Reporterin, der nicht erfindet, nichts hinzufügt?

Sie lauscht den Menschen die Sprache ab. Die Sprache, die sie aufzeichnet, verrät das Geheimnis, das die Menschen haben, ohne es je zu kennen… Plötzlich wird dem Leser bewusst, wie irrsinnig das trügerische Selbstgespräch ist, das die Gesellschaft mit sich selber führt.

Schirrmacher zeigte auch, wie eine gute Reporterin scheitern kann: Sie verlässt ihre eigenen Regeln, unterwirft sich einer Ideologie. Daran scheitern immer noch viele, nicht nur junge Reporter, die das Moralisieren nicht lassen können:

Immer dort, wo sie sich von moralischer Empörung leiten lässt, verlieren die Texte sofort an Spannung und Suggestivität. Die moralische Emphase wirkt im schlimmsten Fall wie ein Zugeständnis an das Publikum.

Der FAZ-Feuilletonist Andreas Platthaus beschreibt in der heutigen FAZ, wie Goettle arbeitet: Sie schneidet die Gespräche mit, aber schreibt danach alles aus dem Gedächtnis auf – weil es ihr Text ist, der Text der Zuhörenden.

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Quellen:

  • FAZ 31. Mai 2016 „Win-win-Situation für mehr als zwei“
  • FAZ 8. Oktober 1991 „Aus dem Nachtgebet der Genoveva Kraus“
  • Goettle: Deutsche Sitten (Eichborn Verlag, Frankfurt 1991)

 

 

 

Umfrage der Woche: Wen würden Sie lieber als Nachbarn haben? Gauland oder Boateng?

Geschrieben am 30. Mai 2016 von Paul-Josef Raue.

Es gibt viele überflüssige Umfragen im Netz, noch mehr dumme – nur um eine Umfrage zu haben und Klicks zu bekommen. Es gibt auch intelligente und heitere – wie diese der Berliner Morgenpost:

Wen würden Sie lieber als Nachbarn haben? Alexander Gauland, der AfD-Politiker aus Potsdam, oder Jérôme Boateng, deutscher Fußball-Nationalspieler, geboren in Wedding.

Gauland soll der FAS gesagt haben: „Die Leute finden ihn (Boateng)  als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.“

Wer liegt vorn? Boateng mit fast neunzig Prozent bei knapp 1500 Antworten.

Wer stiftet einen Preis für Journalisten, die Journalismus kritisch sehen?

Geschrieben am 30. Mai 2016 von Paul-Josef Raue.
Frank A. Meyer, Cicero-Kolumnist (Foto: cicero.de)

Frank A. Meyer, Cicero-Kolumnist (Foto: cicero.de)

Es gibt Preise für Journalisten, die über Wölfe schreiben oder „Die Apotheke in der Gesellschaft“, es gibt Preise für wirtschaftliche Bildung und Natur-Arzneien – aber keine für Journalisten, die über den Journalismus nachdenken. Solch einen Preis müsste es  für Journalisten geben, die sich kritisch mit Journalismus auseinandersetzen, schlägt Frank A. Meyer in der aktuellen Ausgabe von Cicero vor.

Cicero-Kolumnist Frank A. Meyer ist einer, der sich stört am elitären Blick vieler Journalisten auf die Wirklichkeit.  Drei Gründe nennt er für die Abgehobenheit von Journalisten:

  1. „Die Gesellschaft spiegelt sich nicht mehr in den Lebensläufen der Medienarbeiter.“ Das ist korrekt und deckt sich mit den Lebensläufen der meisten Politiker. Mein erster Lokalchef lenkte im ersten Beruf Straßenbahnen; so schrieb er auch, aber die Leser mochten ihn, weil er wusste, wie sie denken.

  2. Zu starke Nähe zu den Mächtigen der Gesellschaft: „Dazugehören ist alles.“

  3. „Schwarm-Mentalität ist stilbildend. Dem Kollegen gefallen und keineswegs missfallen zu wollen.“

Meyer fragt und irrt: „Wenn die Medien aber keine vierte Gewalt sind und keine Kontrollinstanz sind, was sind sie dann?“ Sie sind nach unserer Verfassung Kontrollinstanz. Ob man sie deshalb vierte Gewalt nennt, darüber kann man streiten. Juristisch sind sie es nicht, faktisch sind sie es – und werden auch so vom Verfassungsgericht gesehen.

Im Spiegel-Urteil stellt das Bundesverfassungsgericht fest: „In der repräsentativen Demokratie steht die Presse zugleich als ständiges Verbindungs- und Kontrollorgan zwischen dem Volk und seinen gewählten Vertretern in Parlament und Regierung.“

Das ist aber kein Grund für Arroganz, das ist ein Grund für Meyers Forderung im Juni-Heft von Cicero: Seid demütig!

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Quelle: Das neue Handbuch des Journalismus, Seite 21

 

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