Wie blöd ist Public Viewing? (Friedhof der Wörter)
Über „Pablik Wjuing“ sprechen wir immer, wenn sich die besten Fußballer treffen und die Deutschen vom Titel träumen. „Public Viewing“ ist ein Thema für den „Friedhof der Wörter“, wenn die Groß-Leinwand hochgezogen wird, sich Anwohner über nächtlichen Lärm beschweren und Bürgermeister überlegen, ob sie sich mit der Mehrheit der Zuschauer anlegen oder der Minderheit der Nachbarn.
„Public Viewing“ gibt es in England selten, weil es wahrscheinlich auf Insel zu kalt und meist regnerisch ist oder weil die Engländer nicht mitspielen dürfen oder früh auf die Insel zurückreisen müssen. „Public Viewing“ in Amerika bedeutet meist eine öffentliche Leichenschau, wie sie vor wenigen Generationen auch noch in Thüringen üblich war:
Verwandte und Freunde verabschieden sich von einem guten Menschen, den die Familie in der guten Stube aufgebahrt hat.
Wie schnell aus dem „Public Viewing“ eine Trauerfeier werden kann, mussten die Spanier übrigens am Sonnabend erleben, als die Holländer den Weltmeister demontierten.
„Public Viewing“ ist also ein kurioses Wort: Es kommt daher wie ein Anglizismus, doch die Amerikaner kennen es nicht in der Bedeutung, die wir ihm gegeben haben. So gab es Wettbewerbe, um das lange und schwer zu lesende Wort ins Deutsche zu übertragen. „Rudelgucken“ war der Favorit bei jungen Hörern des WDR; das Wort schaffte es sogar in den Duden. „Meutekino“ oder „Schau-Arena“ oder „Freiluft-TV“ sind andere Vorschläge.
Im Online-Tagebuch „Bestatter-Weblog“ – ja, den gibt es wirklich – geißelt der trauer-erfahrene Autor die Medien, die „auf den Zug aufgesprungen sind, ,public viewing‘ als falsch darzustellen. Mit hochgezogenen Augenbrauen entblödete sich ja nahezu jeder und stellte die Deutschen als blöd hin, weil sie diesen Begriff verwenden“.
Wie wäre es denn, jenseits aller Blödheit, mit „Pablik Wjuing“? Das Wort, so geschrieben, gibt es allerdings schon: Es ist der Name einer Unternehmensberatung in Deutschland.
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Thüringer Allgemeine, Kolumne „Friedhof der Wörter“ 16. Juni 2014
Europawahl-Parteiprogramme: AfD am unverständlichsten, SPD mit 87-Wörter-Bandwort-Satz (Friedhof der Wörter)
Warum gehen wahrscheinlich nur relativ wenige Bürger zur Europawahl? Weil sie nicht verstehen können, was die Parteien in Brüssel verändern wollen. Die Programme der Parteien sind jedenfalls, wenn es um die Verständlichkeit geht, eine Zumutung – auch wenn im Vergleich von drei Jahrzehnten die aktuellen Programme noch zu den verständlichsten gehören. Zu diesem Urteil kommen die Sprachforscher der Universität Hohenheim um Professor Frank Brettschneider.
Offenbar gehen die Wahlstrategen der Parteien davon aus, dass ihre Programme kaum gelesen werden; oder sie interessieren sich hochmütig nicht dafür, dass sie ihre Wähler in die Verzweiflung treiben mit solchen Begriffen:
> Drug Checking (Linke),
> Transition-Town-Bewegung (Grüne),
> Umsatzsteuerkarusellbetrug (CDU),
> konfiskatorische Staatseingriffe (AfD)
> Subsidiaritäts-Instrumentarium (FDP)
> one man, one vote (CSU)
Das unverständlichste Programm liefert die AfD, die angetreten war, alles besser zu machen als die etablierten Parteien. Alle liefern neben unverständlichen Wörtern auch Sätze mit ungezählten Bandwortsätzen bis zu 50 Wörtern und mehr.
Und wer holte die Europa-Bandwort-Krone? Den längsten Satz finden wir im Wahlprogramm der SPD:
Das Europa derjenigen, die sich mit Energie und Kraft für Frieden und Menschenrechte einsetzen, die ohne Wenn und Aber für gesundes und sauberes Wachstum, gute Arbeit und starke soziale Rechte sind, die sich mit Empörung gegen die Dominanz der Finanzmärkte aussprechen, die sich an Entscheidungen in Europa beteiligen wollen und ihre Stimme zur Geltung bringen wollen, die bei den schrecklichen Fernsehbildern von verzweifelten Flüchtlingen an Europas Grenzen nicht die Augen verschließen, und diejenigen, die in der Europäischen Zusammenarbeit die einzige realistische Chance sehen, all dies zu verwirklichen.
Ein Ungetüm mit 87 Wörtern verstößt gegen die einfache Regel der Verständlichkeit: 20 Wörter reichen!
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Eine redigierte Version in der Thüringer Allgemeine 26. Mai 2014 (Kolumne: Friedhof der Wörter)
Was macht Johann Sebastian Bach mit unserem Herzen? (Friedhof der Wörter)
„Du hast das Herz genommen“, sagt ein finster blickender Mann in einem Horrorfilm – also in einem der Filme, vor denen TV-Sender warnen müssen „Für Jugendliche unter 16 Jahren nicht geeignet“ (was dazu führt, dass die meisten Zuschauer unter 16 sind).
„Du hast das Herz genommen“, sagt der Arzt zu seinem Kollegen, wenn die Organ-Entnahme gelungen ist, das Herz verpackt und zu einem Patienten geflogen wird, der irgendwo in Deutschland auf die Verlängerung seines Lebens wartet.
„Du hast uns das Herz genommen“, singt der Chor in der Kantate von Johann Sebastian Bach, die er für den Sonntag vor Ostern, den Palmsonntag, geschrieben hatte – seine erste überhaupt als Konzertmeister am Weimarer Hof.
Vom Nehmen des Herzens ist in jedem der drei Beispiele die Rede. Aber das „Herz“ wandert in seiner Bedeutung durch die Jahrhunderte und ändert seine Farbe:
> Düster ist es, wenn ein Diener schwarzer Messen das Herz herausschneidet;
> rot ist es, wenn es als Lebens-Spender in einen anderen Menschen verpflanzt wird – aber in einem anderen Rot wie in romantischen Herz- und Schmerz-Schlagern wie „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“;
> kirchlich violett wird es bei Johann Sebastian Bach, für den das Herz ein mystischer Ort ist.
Bachs „Herz“ verstehen wir nicht mehr: Wir freuen uns an der Musik, klatschen begeistert Beifall, wenn wir die Kantate im Konzertsaal hören, aber der Text bleibt uns fremd. Was will uns der Weimarer Dichter Salomon Franck sagen, der für Bach die Vorlage geliefert hat?
Erst hat Gott, der Himmelskönig, „uns das Herz genommen“, wenige Minuten später legen wir es dem Heiland nieder; am Ende der Kantate sind Folter und Hinrichtung, also die Passion, „meines Herzens Weide“.
Das „Herz“, wie es Bach und seine Zeit verstand, hat nur noch die Schreibweise mit unserem Herzen gemeinsam: Was er sagen will, verstehen wir nicht mehr; auch des Pfarrers Mühe in der Predigt ist vergeblich.
Wörter haben ihre Geschichte, sie verwandeln sich, und sie verführen uns, wenn wir nicht achtsam sind, zum Missverständnis – bei aller Herzensfreud.
* Thüringer Allgemeine, Kolumne „Friedhof der Wörter“ 14. April 2014
Ausgebrannt oder burn-out? (Friedhof der Wörter)
Alle reden vom „Burn-out“. Wer nicht Symptome dieser Krankheit spürt, ist nicht von dieser Zeit: Der Alltag und der Beruf, die Gesellschaft und der Kapitalismus machen uns fertig. Wer stöhnt nicht unter der Last? Wer kann es sich überhaupt leisten, nicht zu stöhnen?
Ist Burn-out überhaupt eine Krankheit? Im großen Buch der 12.000 Diagnosen, das die Weltgesundheits-Organisation herausgibt, fehlt das Burn-out.
Denken wir hier nicht über Erschöpfung und Stress nach, sondern über das Wort, den Anglizismus „Burn-out“; der Duden führt ihn seit gut zehn Jahren und gibt als Schreibweise „das (!) Burn-out“ vor, ersatzweise auch zusammengeschrieben „Burnout“. Wir könnten ein treffendes deutsches Wort dafür finden: ausgebrannt. Das Sprachbild ist stark, reizt unsere Sinne: So wie ein Haus ausbrennt, so brennt die Seele eines Menschen aus.
Der „Sturm-und-Drang“-Erfinder Friedrich Maximilian Klinger war ein Jugendfreund Goethes, der eine Zeitlang in Weimar lebte. Er dürfte als erster „ausgebrannt“ für eine Regung unserer Seele, für das Ende einer Liebe, genutzt haben. In seinem Drama „Der Günstling“, vor gut zwei Jahrhunderten geschrieben, sagt einer:
Eure Liebe war ein Traum, der um beseelte Schönheit buhlte; Ihr fandet sie verschwunden und Eure Liebe brannte aus.
Doch „ausgebrannt“ machte keine Karriere in unserer Sprache. So ließen wir „Burn-out“ einwandern:
> In den USA schrieb Graham Greene in den sechziger Jahren die Aussteiger-Geschichte_ „Ein ausgebrannter Fall“ (A burnt-out case). Ein Kirchen-Architekt ist seiner Arbeit und seines Lebens überdrüssig und wandert nach Afrika aus.
> In den achtziger Jahren der USA galt „A burn-out“ auch nicht als Krankheit, sondern als Lebensmotto: Junge Rebellen und Aussteiger wollten lieber kurz brennen, als ein langes langweiliges Leben führen.
Der Sänger Neil Young schrieb die Hymne der brennenden Generation: Besser ist es zu verbrennen als langsam zu verblassen („It’s better to burn out than to fade away“). Kurt Cobain, der Kult-Rebell, schrieb vor genau zwanzig Jahren diese Zeile in seinen Abschiedsbrief und erschoss sich mit einer Schrotflinte.
Kolumne „Friedhof der Wörter“ in Thüringer Allgemeine 7. April 2014 (redigierte Fassung)
Das Greene-Buch „Ein ausgebrannter Fall“ ist als dtv-Taschenbuch auf dem Markt.
Neil Youngs Lied ist „My my – Hey hey“
Auf der Suche nach schönen Wörtern: Bauchgefühl-Demokratie
Bauchgefühl-Demokratie
Ein schönes neues Wort, erdacht von Guenter Hack @guenterhack
Dialekt und Grammatik: Wie Frau in Wien einen Mann anmacht (Friedhof der Wörter)
Was ist eine „Schlampenschleuder“? Brät darin eine Frau ihren Schwarm an?
Nein, wir sind nicht in der Friedhofs-Abteilung „weibliche Unwörter“, sondern beim österreichischen „Tatort“. In der vergangenen Folge, die Anfang März lief, haben hochdeutsch Geschulte viele Wörter einfach nicht verstanden.
Wer schon an den Ohrenarzt dachte und beginnende Schwerhörigkeit, der sei getröstet: Er hört noch gut, aber versteht eben schlecht – den österreichischen Dialekt, der wie eine durchgehende Nuschelei in den Ohren zerrt.
„Außer koid is der Melanie gar nix mehr“, sagt die Mutter über ihre Tochter, die jahrelang eingesperrt war und der sie gerade eine Wärmflasche gebracht hat. „Koid“ heißt kalt; weiter ist der Satz zumindest grammatisch weit von dem entfernt, was der Duden empfiehlt. Aber so sind Dialekte, und wer sie erhalten will, muss es ertragen oder darf sich sogar daran erfreuen.
Den Hinweis auf die „Untertitel“ im TV-Tatort haben die meisten nicht ernst genommen; aber in der Tat übersetzte die Fernseh-Redaktion das Genuschel ins Hochdeutsche. Ob sie auch die „Schlampenschleuder“ übersetzt hat?
Das Wort war allerdings klar zu vernehmen – und ein Auto war im Bild zu sehen. Die Schlampenschleuder ist ein altes Auto, dem man gut zureden muss, damit es wenigstens eine kurze Strecke fährt. Ob das Wort als weibliches Unwort beerdigt werden muss, können nur die Österreicher entscheiden.
Die Redaktion der „Süddeutschen Zeitung“, die nahe der österreichischen Grenze erscheint, nannte das Wort ein schönes Wort. Dass in Österreich eine Frau ihren Typ nicht anmacht, sondern „anbrät“, fanden die Redakteure in München auch schön.
Aufgefallen war den Münchnern auch der fehlende Genitiv, der in vielen Dialekten, nicht nur im österreichischen, ein Schattendasein führt. „Ich war schon auf beiden Seiten von der Tür“, sagt die Kommissarin und meinte: Sie hat schon Männer aus ihrer Wohnung rausgeworfen; und Männer hätten sie rausgeworfen.
Wem das passiert, für den ist der falsche Genitiv das geringere Problem.
Wolf Schneider zum Frauentag: „Der Inbegriff aller Weiblichkeit ist immer noch sächlich: das Weib“
Die Gender-Sprache führt zu einer „lächerlichen Verumständlichung“ des Deutschen, so berichtet die evangelische Nachrichtenagentur idea über einen Vortrag Wolf Schneiders beim Christlichen Medienkongress im Januar. Dort bekamen bibeltreue Christen zu hören, was Schneider beim „Luther-Disput“ in Erfurt am 4. Advent schon ausgeführt hatte: Alice Schwarzer und ein kleiner Klüngel von Feministinnen fühlen sich durch die Sprache diskriminiert; das ist aber töricht, denn das natürliche Geschlecht hat nichts mit dem grammatikalischen Geschlecht zu tun. „Der Inbegriff aller Weiblichkeit ist immer noch sächlich: das Weib.“
Beim Medienkongress ermahnt Schneider laut idea Pfarrer und Journalisten: Nehmt Euch ein Beispiel an Luther! Auch wenn Luthers klare Sprache unmöglich zu übertreffen sei, bleibe die Frage: „Muss die Mehrheit der Würdenträger so weit dahinter zurückbleiben, wie ich es hundertfach erlebe.“ Unverständlichkeit gelte inzwischen als Nachweis von Wissenschaftlichkeit gelte. Wenn Bischöfe von „Apostolizität“ sprächen, von „kybernetisch-missionarischer Kompetenz“ oder „situationsbezogener Flexibilität“, dann nutzten sie Wörter, „vor denen es einer Sau graust“. Wörter, die nur fünf Prozent der Deutschen verstünden, seien akademischer Hochmut und „die Pest“.
Schneiders Rat an Prediger und Journalisten:
> Lest täglich in der Lutherbibel!
> Nutzt kurze, konkrete und saftige Wörter!
> Schreibt schlanke und transparente Sätze!
> Sprecht Wörter mit wenigen Silben, denn alle großen Gefühle sind Einsilber wie Hass, Neid, Gier, Qual, Glück oder Lust! „Viersilbige große Gefühle gibt es nicht!“
Wer dagegen verstoßen wolle, dem rät Schneider: „Ehe Sie in einer Predigt fünf Silben verwenden, machen Sie fünf Liegestütze!“
Wer die deutsche Sprache loben und Anglizismen meiden möchte, den erinnert Schneider: Deutsch steht immer noch auf Platz vier der am meisten gelernten Sprachen weltweit – nach Englisch, Spanisch und Chinesisch.
Fremdwörter und deutsche „Arschkriecherei“: Wo kann man hier repunsieren? (Friedhof der Wörter)
Wenn sich Engländer über uns Deutsche lustig machen, dann amüsieren sie sich über unsere „sprachliche Unterwürfigkeit“ – wie es die „Times“ genannt hat. Walter Krämer, der dem „Verein Deutsche Sprache“ vorsteht, spricht sogar von „Arschkriecherei“:
„Viele Deutsche haben das Bedürfnis, zur Benennung der Welt nicht ihre eigene Sprache, sondern die ihrer Kolonialherren zu verwenden.“
Dazu passt eine Geschichte, die Ludwig Reiners erzählt, der deutsche Sprachpapst, bevor Wolf Schneider das Amt geerbt hat:
Einige Herren treffen sich beim Wein und erfinden aus Spaß ein Fremdwort, das einfach sinnlos ist: „repunsieren“. Sie gebrauchen das Wort, als müsse es jeder kennen – etwa: „Gestern haben wir herrlich repunsiert.“ Und der Angesprochene erwidert: „Oh, war es interessant?“
In einem Lokal fragt einer der Fremdwort-Erfinden: „Herr Ober, wo kann man hier repunsieren?“ Und der antwortet: „Bitte geradeaus, zweite Tür links.“
Ludwig Reiners erzählt diese Geschichte im fünften Kapitel seiner „Stilkunst“: „Ein Streitgespräch über den Gebrauch von Fremdworten“ – und er folgert: „Nur bei Deutschen, die vor jedem fremdländischen Wort auf die Knie fallen, ist dies Experiment möglich.“
Thüringer Allgemeine, Kolumne „Friedhof der Wörter“, 17. Februar 2014
Showmaster am Händie: Falsche Fremdwörter (Friedhof der Wörter)
Wir Deutschen mögen Fremdwörter, um zeigen: Wir sind modern, global, international, also alles andere als provinziell, wir sind unschlagbar. Und wenn uns kein Fremdwort einfällt, dann erfinden wir eines.
Jürgen Pretzsch ist Aquarellmaler und Graphiker in Erfurt. Zum Geburtstag einer Freundin brachte er ein Quiz mit; eine der Fragen drehte sich um Fremdwörter:
„Was haben diese Wörter gemeinsam? Handy, Oldtimer, Showmaster, Mobbing …“
Die Antwort: Es sind falsche Fremdwörter.
Wer in New York in einen Laden geht und ein Handy kaufen will, der erntet Erstaunen oder Gelächter: Der Verkäufer weiß nicht, was sie wünschen. In Amerika ist unser Handy ein „Mobile“. Wir könnten es also durchaus deutsch schreiben: Händie.
Wer in Chicago einen Oldtimer kaufen will, wird vom Händler dem Opa vorgestellt: Oldtimer ist im Englischen ein alter Mann und kein altes Auto. Dafür ist unser „Beamer“ in Chicago ein BMW. Und unser Beamer heißt im Englischen: Projector. Das klingt für deutsche Ohren zu deutsch, also haben wir den Beamer – den Bihmer – erfunden.
Und wer glaubt, ein Mensch allein könne kein Wort erschaffen, der kennt Rudi Carrell nicht: Er sang „Showmaster ist mein Beruf“ – und schon hatte die deutsche Sprache ein neues Wort, das eine große Karriere gemacht hat.
Thüringer Allgemeine, Kolumne „Friedhof der Wörter“, 10. Februar 2014
Leseranwalt startet „Wörterwettbewerbsbeteiligungsaufruf“
„Der Wettbewerb um das längste Wort sollte mit dieser Zeitung nicht gewonnen werden“ schreibt Anton Sahlender in seiner Ombudsmann-Kolumne der Mainpost (Würzburg). Er nimmt eine Anregung aus diesem Blog auf: „Wer entdeckt das längste Wort des Jahres? 31 Buchstaben – oder mehr?“
Anton Sahlender schreibt in seiner wöchentlichen Kolumne:
Dieser Wörterwettbewerbsbeteiligungsaufruf (35 Buchstaben), hat den Nutzen, dass allzu lange Wörter in der Zeitung auch von Lesern entlarvt werden können. Der Aufruf soll zudem die Aufmerksamkeit in der Redaktion weiter schärfen. Denn zum journalistischen Handwerk gehört es, schwer lesbare Wortungetüme zu vermeiden. Deshalb soll sich ein „Fünfunddreißigbuchstabenwort“ (28 Buchstaben) bei mir nicht mehr wiederholen. Ich habe es lediglich zu Demonstrationszwecken (21 B.) gebraucht.
Allen Schreibern sei der Rat gegeben, schwer lesbare zusammengesetzte lange Substantive mit Bindestrich zu koppeln. Das entzerrt und macht sie leichter lesbar. Beispiel: Wort-Ungetüm.
Sinn macht das besonders dann, wenn drei Konsonanten zusammentreffen: Eisschnell-Lauf oder Fußball-Länderspiel. Koppeln sollte man nicht, wenn die zusammengesetzten Wörter durch ein sogenanntes Fugen-s verbunden sind, so wie Beteiligung(s)beitrag.
Erhalte ich viele Zusendungen von zu langen Wörtern aus dieser Zeitung, komme ich darauf zurück. Gut wäre es aber, wenn wir hier keinen Wettbewerbssieger mit Jahresbestleistung hervorbringen.
Anton Sahlender ist Mitglied der Chefredaktion der Mainpost, Leseranwalt, Sprecher der „Vereinigung der Medien-Ombudsleute“ in Deutschland und Mitglied der „Organization of News Ombudsmen“
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