Alle Artikel der Rubrik "Lexikon unbrauchbarer Wörter"

Der unverständlichste Germanisten-Satz des Jahres – und ein Toast auf Hermann Unterstöger und sein Sprachlabor

Geschrieben am 4. Januar 2014 von Paul-Josef Raue.

Das Schönste am Samstagmorgen ist die Lektüre des „Sprachlabors“ von Hermann Unterstöger in der Süddeutschen. Über die Feiertage haben offenbar auch seine Leser keine Lust, Fehler in der Zeitung zu suchen, zu kritisieren und überhaupt so zu kritteln, dass sich ein Preuße graust (vielleicht gab es auch keine Fehler, weil der Genuss von Zimtsternen und Neujahrs-Champagner die journalistischen Sprachsinne schärft).

So bedient sich Unterstöger im ersten Labor des Jahres eines Leser-Klassikers der Sprachkritik: Die Stundenkilometer. Die standen „kürzlich“ in der SZ – übrigens auch ein Klassiker: „Kürzlich“ mögen vor allem Lokalredakteure, wenn sie einen Termin verpennt haben oder der Praktikant erst nach zwei Wochen zum Schreiben der Konzertkritik kommt – und die Nachrichten-Regel, stets das „Wann“ präzise anzugeben, als peinlich empfunden wird.

Also – die Stundenkilometer. Die Sprache sei, so Unterstöger treffend, nicht immer logisch; sie müsse „allem Prägnanten, Treffenden und Knappen gegenüber offen sein“ – so zitiert er die „Gesellschaft für deutsche Sprache“. Da er offenbar unentwegt in einem der vielen Sprachbücher liest (was nur selten ein Vergnügen ist), fand er in Eichingers „Deutsche Wortbildung“ einen schönen Beleg für „die Vielzahl von Relationen zwischen den Bestandteilen“ eines Worts: Tagwerk ist ja auch nicht Tag mal Werk, sondern: Das im Lauf eines Tages zu leistende Werk.

Herrn Unterstöger empfohlen seien zum Thema „Das Vergnügen, Bücher von Sprachwissenschaftlern zu lesen“ drei Sätze von Professor Peter Eisenberg aus dem Buch „Reichtum und Armut der deutschen Sprache“:

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bilden die Anglizismen so etwas wie einen Worthaufen mit wenig Struktur. Strukturiertheit liegt insofern vor, als die Stärke der Wortarten bei den entlehnten Wörtern der Entlehnbarkeitshierarchie entspricht und als das Deutsche unmittelbar seine Kompositionsfreudigkeit auf die entlehnten Einheiten überträgt. Schließlich auch insofern, als bei den morphologisch einfachen Wörtern einige phonologisch und graphematisch wirksame Integrationsmechanismen greifen, die sich flexionsmorphologisch auswirken.

Weihnachtsprosa: Wortschleim und Besinnlichkeit (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 15. Dezember 2013 von Paul-Josef Raue.

Wolf Schneider, der deutsche Sprachpapst, mag Weihnachten nicht, die „besinnlichen Feiertage“, vor allem nicht die Weihnachtsprosa.

Schneider mag mehr den Spott über die weihevolle Selbstversenkung und schreibt in seinem Buch „Wörter waschen“:

„Zehntausende von Pfarrern, Politikern, Geschäftsführern, Sparkassendirektoren und Vereinsvorständen sind sich in ihren Weihnachtsgrüßen einig: Besinnlichkeit ist Bürgerpflicht zur Jahreswende, mit den Varianten ‚seelische Erholung‘, dem deutschen Grundgesetz zufolge zum Wesen der Feiertage gehört.“

So fliegen die Worte wie die Engel durch den hohen Himmel, die „Innerlichkeit“ fliegt mit der „Besinnlichkeit“ – und die gerät in den Sog der „Befindlichkeit“. Dies Wort kam bei den westdeutschen Achtundsechzigern in Mode: „Angerührt von aller Ungerechtigkeit auf Erden. Jeder Tag ein Bußtag! Hilfreich sei der Mensch, gut und allzeit bestürzt.“

Deutsche Studenten rühmten sich vor französischen ihres „Betroffenheitsvorsprungs“; ein Holländer dagegen machte sich lustig über unseren „Betroffenheitskitsch“. Aber auch die ostdeutsche Betroffenheit war wortgewaltig und sinnlos: Wolfgang Thierse wählte die „Erfüllungsmelancholie“ zum schönsten deutschen Wort.

Ganz unweihnachtlich leimt Wolf Schneider zweimal zwei Wörter zusammen: „Wortschleim ohne Erdenrest“; er zitiert den Oberleutnant Heimüller aus Heinrich Bölls „Ende einer Dienstfahrt“: Die Kunst besteht nur darin, das Nichts in seine verschiedenen Nichtigkeiten zu zergliedern.

Thüringer Allgemeine, Kolumne „Friedhof der Wörter“ 16. Dezember 2013

Wolf Schneider kommt zum „Luther Disput“ der Thüringer Allgemeine am 4. Advent um 16 Uhr ins Augustinerkloster nach Erfurt: „Luther, die Sprache und der Pfarrer Sprache“

Die Sprache des Koalitionsvertrags: Politikers großer Lall (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 1. Dezember 2013 von Paul-Josef Raue.

Der Vater brüllt den Sohn an: „Ich habe genug von Deinen unverschämten Reden!“ Der Sohn bleibt ruhig: „Ich wollte nur einen Dialog anstoßen!“ Der Vater wird noch zorniger: „Was soll der Blödsinn?“ Der Sohn bleibt weiter ruhig: „Das habe ich von unseren großen Vorbildern gelernt: So etwas steht im Koalitionsvertrag. Lies doch einfach mal!“

Wer einen Vorrat anlegen will an unverbindlichen Sätzen, der kann sich im Vertrag der Großen Koalition bedienen. Gleich vierzig Mal wird zum Dialog aufgefordert, an einer Stelle sogar zum „Qualitäts-Dialog“. Reden, am meisten ohne Qualität, statt Handeln! Man quatscht also ein bisschen über Dies-und-Das in den nächsten vier Jahren, tröstet sein Volk mit solchen Sätzen und wartet auf die nächste Wahl.

Das Lieblingswort der Politiker ist „sollen“: Rund 150 Mal taucht es im Vertrag auf. „Sollen“ ist nett, aber unverbindlich. So verrät die Sprache den Geist der Vereinbarung.

Aber auch das „Sollen“ kann man noch steigern: Etwas soll geprüft werden! Ein Beispiel:

Weiterhin werden wir darauf hinwirken, dass in allen künftigen EU-Gesetzgebungen geprüft wird, ob kleine und mittlere Unternehmen von bestimmten Regelungen ausgenommen werden können.

Das bedeutet: Wir tun nichts für die Unternehmen, wir prüfen auch nicht, wir regen an zu prüfen – und dann noch in Brüssel. Da wird nichts geschehen!

„Solcher Lall“ regt Heribert Prantl auf; er ist Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung:

Viele Allgemeinheiten, Plattheiten, Absichtserklärungen… Viel Styropor, viel Packmaterial“.

Entfernt man die Verpackung, kommt das Entscheidende zum Vorschein. Aber dafür braucht man keine 185 Seiten, dafür reichen nicht mal 10.

Thüringer Allgemeine, Kolumne „Friedhof der Wörter“, 2. Dezember 2013

Schiefe Sprachbilder: Marken knacken und Infrastruktur aufpäppeln

Geschrieben am 19. November 2013 von Paul-Josef Raue.

Woche für Woche füllt Benjamin von Stuckrad-Barre sein „Lexikon des Grauens“ und entdeckt bei Politikern und Journalisten Klischees und schiefe Bilder:

> Ausbauziele eindampfen

> Details durchstechen

> Die EZB verschießt ihr letztes Pulver

> die psychologisch wichtige Marke knacken

> Maschinerie von Erzählungen, die durch nichts belegt sind

> mit einem Vorstoß vorpreschen

> Trommelfeuer der Medien

> um eine gemeinsame Linie ringen

> verblockte Altersteilzeit

> Verkehrsinfrastruktur aufpäppeln

Quelle: Welt am Sonntag und im Netz:
www.welt.de/lexikon-des-grauens

Haben Sie sich heute schon vernetzt? (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 10. November 2013 von Paul-Josef Raue.

Früher hatten junge Menschen ein Rendezvous, sie küssten und verliebten sich, kauften sich schließlich zwei Ringe und freuten sich über ihr erstes Kind. Heute vernetzen sie sich, erst zu zweit, später zu dritt.

Wer Karriere machen, viel Geld verdienen und zu Ruhm und Ehren kommen will, dem reichen nicht zwei und drei, der will sich mit allen vernetzen. Vernetzen ist das neue Modewort. Wer im Zeitgeist aufgehen und verschwinden will, der plappert so und denkt sich nichts mehr dabei. Alles ist Netz – und wir fallen durch die Löcher.

Als sich vor einigen Tagen Erfurter trafen, um ihre Stadt attraktiver zu machen, nannten sie ihre Konferenz: Vernetzungskonferenz. Aber ist nicht Zweck jeder Konferenz, sich zu treffen und miteinander zu sprechen – also sich zu vernetzen? Man hätte die Konferenz auch Konferenz-Konferenz nennen können.

Wir treffen uns nicht mehr, wir knüpfen keine Kontakte mehr, koppeln und verkuppeln uns nicht mehr: Wir vernetzen uns – als wären wir zum Leben erwachte Computer. Die verbinden sich in der Tat zu einem weltweiten Netz, zum „Internet“: Das Bild ist ebenso verständlich wie treffend.

Erfunden wurde das Netz von der Spinne: Sie zieht die Fäden und fängt im Netz ihre Beute. Wissenschaftler der Systemtheorie, die entdecken wollen, was die Welt im Innersten zusammenhält, haben das Bild geborgt. Doch fanden sie nicht nur Systeme, die so gut funktionieren wie das Netz der Spinne, sondern auch das Chaos und seine Theorie, weil Ordnung und Chaos offenbar Geschwister sind.

Für Wissenschaftler und ihre Systeme und für Millionen von Computern ist das Netz ein treffliches Bild. Für Menschen, diese geselligen Wesen, taugt es nicht – mit einer Ausnahme: Machiavelli hätte es nutzen können. Er vermutete, dass Menschen mit Macht darauf aus sind, andere zu gebrauchen, gar zu vernichten, mit Worten und mit Taten. Das tut die Spinne mit ihrem Netz: Sie vertilgt ihre Beute.

Thüringer Allgemeine, Kolumne „Friedhof der Wörter“, 11. November 2013

Wie viele Leser verstehen „Leasing“ in der Überschrift?

Geschrieben am 16. September 2013 von Paul-Josef Raue.

„Leasing“ steht in der Überschrift auf der Wirtschaftsseite. „Das Wort verstehen viele Leser nicht“, sagt der Chefredakteur in der Abendrunde.

„Das kennt doch mittlerweile jeder“, erwidert der Wirtschaftschef.

„Aber Leasing ist doch nur etwas für Manager mit Dienstwagen, der normale Mensch holt sich einen Kredit“, lässt der Chefredakteur nicht locker.

„Nein, nein“, stöhnt der Wirtschaftschef und legt sein Gesicht ob solch großer Weltfremdheit in Falten, „Leasing ist auch unter Privatkunden schon das Normale.“ Also – bleibt Leasing in der Überschrift stehen.

Redaktionen machen Zeitungen für ihre Kunden, ihre Leser: Sie sollen und müssen alles verstehen. Auto-Konzerne verkaufen Autos an ihre Kunden: Sie sollen und müssen alles verstehen.

„Allein der Name Leasing schrecke viele bislang doch ab“, sagt Anthony Bandmann, Sprecher der Volkswagen-Bank, heute in der Welt (16. September); zudem sei Leasing für Privatleute eher ein Nischenthema.

Via Facebook:

Sebastian Lange hat geschrieben:

Ja, man könnte auch Mietkauf sagen. Doch ob man es goutiert (!) oder nicht: Manche fremdsprachigen Begriffe haben nun einmal Einzug in den deutschen Sprachgebrauch gefunden. Beim Leasing sind die Aufnahme in den Duden und das BGB Indizien dafür. Und ich werde auch künftig Jeans und T-Shirt ablegen, nur die Schwimmshorts anbehalten und vorher noch schnell das Smartphone beiseitelegen, bevor ich in den Swimmingpool springe.

Ok, ich würde definitiv auch ins Schwimmbecken springen und die Badehose anziehen, aber nicht die Baumwollhose und das Baumwoll-Leibchen ablegen. Und mein Multifunktions-Mobiltelefon beiseitelegen? Ich weiß nicht. Weil das Bemühen, verständlich zu schreiben, aber wirklich wichtig ist, und weil Sie es sind, lieber Herr Raue, kommt hier noch ein „Lächelgesichtchen“: 🙂

Auflösung des großen Duden-Tests: Sprache auf Low-Carb-Diät (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 13. Juli 2013 von Paul-Josef Raue.

Wer gerne und viel wandert, kennt die Hosen, die unterhalb des Knies einen Reißverschluss haben. So kann man im Sommer den unteren Teil leicht abtrennen – und bekommt eine Dreiviertelhose.

Abzippe nennt man diese Trennung. „Abzippen“ ist eines der Wörter, die der Duden in seine aktuelle Auflage genommen hat. Nach der Bedeutung von „abzippen“ hatte ich im „Friedhof der Wörter“ in der vergangenen Woche gefragt. Was bedeuten die übrigen elf Neuen?

Compi ist ein Scherzwort, eine Kurzform für Computer.

Enkeltrick stammt aus dem Wortschatz der Polizei. „Rat mal, wer anruft“, meldet sich ein Mann bei älteren Menschen und gibt sich als Enkel aus oder naher Verwandter. So ergaunern Betrüger Zigtausende von Euro und mehr.

Fremdvergeben ist die lobenswerte Verwandlung eines Anglizismus: Ein Betrieb vergibt eine Herstellung oder Dienstleistung in einen anderen Betrieb, meist um Kosten zu sparen. Das „Outsourcen“ steht auch noch im Duden.

Gentrifizieren zählt zu den überflüssigen Soziologen-Wörtern, schafft es gleichwohl in den Duden: Ein Stadtteil verwandelt sich – etwa von einem Armen- in ein Künstlerviertel.

Low-Carb-Diät meint den Verzicht auf Kohlehydrate, also Kuchen, Kartoffeln und Erbsen.

Nanoskalig ist ein Fachbegriff, der auf extrem Kleines (Nano) verweist und nichts im Duden zu suchen hat.

Performant bedeutet in der EDV-Welt: leistungsfähig.

Rabaukin ist der Sieg der Männer über die weiblich dominierte Sprache: Der Rabauke wird zur Frau.

Schüttelbrot ist ein hartes Fladenbrot, das in Südtirol gerne mit Speck oder Käse gegessen wird.

Spacko kommt aus der Umgangssprache ebenso wie der

Vollpfosten – beide Wörter meinen: besonders dumme Menschen.

Sind Sie ein Sprachgenie?

Wer 9 bis 12 Wörter kennt, darf sich als hochbegabt feiern lassen: Er ist schlank, gut bezahlt und kennt sich in der Nanotechnik so gut aus wie in der Gosse.

Wer 5 bis 8 kennt, ist ein wacher, neugieriger Mensch, der weiß, was wichtig ist, aber auch was man alles nicht wissen muss und kann.

Wer weniger als 5 Wörter kennt, kann sich glücklich schätzen: Er hat nichts verpasst und ist alles, nur kein dummer Mensch.

Studie: Jeder Zweite versteht keine Anglizismen

Geschrieben am 14. Juni 2013 von Paul-Josef Raue.

Journalisten, die ihre Leser mögen, wissen es: Vermeide Anglizismen, wenn du verstanden und gelesen werden willst! Jetzt gibt es auch einen Beweis: Über 47 Prozent haben keine oder nur geringe Kenntnisse der englischen Sprache nach einer Studie der GfK für Wall Street English. Nimmt man noch all die dazu, die mittelmäßig die englische Sprache beherrschen, dann sind es fast drei Viertel.

Es gibt also keinen Grund, Anglizismen zu nutzen – es sei denn Journalisten wollen ihre Leser nicht respektieren, wollen nur Ihresgleichen gefallen oder ihrer Faulheit nachgeben, ein verständliches deutsches Wort zu finden.

Ähnliches gilt für Politiker, die ihre Wähler nicht ernst nehmen wollen, und für Werber und Agenturen, die ihren zahlenden Kunden schaden, wenn sie mehr englische als deutsche Slogans erfinden. Also – come in and find out.

Quelle: Bild, 14. Juni 2013, Titelseite

Die deutsche Sprache und die Feministinnen (Zitat der Woche)

Geschrieben am 9. Juni 2013 von Paul-Josef Raue.

Die deutsche Sprache ist eine schöne Sprache, auch mit ihren Artikeln und Substantiven, die das Geschlecht verraten. Wir sind bereit, dem Feminismus zu geben, was des Feminismus ist. Aber nicht die deutsche Sprache, wie wir sie mögen. Und wir mögen sie möglichst korrekt, möglich so, wie die meisten anderen sie auch schön finden. Mit einem Herrn Professor und einer Frau Professorin, die wir – Chapeau! – den Feministinnen verdanken.

Der Kölner Germanistik-Professor Karl-Heinz Göttert zum Beschluss der Uni Leipzig, auch die männlichen Professoren als „Professorin“ zu führen. / Quelle: Die Welt 8.Juni 2013

Der Speisewagen wird zum gastronomischen Service (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 23. Mai 2013 von Paul-Josef Raue.

„Ein Kauderwelsch aus Namen und Begriffen – wild aneinandergereiht.“ Ein Leser zählte 16 Substantive auf, von „Franziskus“ bis „Fußballgott (totale Entgleisung)“ und beschwerte sich vehement über den Franziskus-„Friedhof“, erschienen kurz nach der Papstwahl.

Er hat Recht: So stark Hauptwörter auch sind, so schwer und unerfreulich wirken sie, wenn sie massenhaft auftreten. Deshalb greife ich heute ein einfaches Thema auf: Der Zugbegleiter im ICE.

Luthers schaute dem Volk aufs Maul. Das sollte auch ein „Zugbegleiter“ beherzigen, dem wir seinen schönen neuen Titel gönnen; den „Schaffner“, obwohl kürzer und netter, begraben wir auf dem Friedhof der Wörter.

Über den Zug-Lautsprecher begrüßt der Zugbegleiter seine Fahrgäste, „die zugestiegen sind“, und weist sie auf den „gastronomischen Service“ hin. Er meint das Restaurant und das Bistro. Warum weist er nicht auf „Restaurant und Bistro“ hin? Ein Leser erinnerte auch noch an den „Speisewagen“, der sich langsam dem Friedhof der Wörter nähert.

„Gastronomischer Service“ ist ein abstrakter, ein kühler Begriff. „Restaurant“ zeichnet in unserem Gehirn ein Bild, für die meisten ein angenehmes Bild mit warmen Farben; noch detaillierter ist das Bild des Speisewagens.

Wörter, die Bilder zeichnen, sind Wörtern überlegen, die im Kühlschrank unseres Gehirns abgelegt werden.

„Gastronomischer Service“ besteht zwar nur aus zwei Wörtern, aber bildet mehr Silben als „Restaurant und Bistro“ und ist deutlich länger als der „Speisewagen“. Es spricht also nichts für den Service – außer dem Rat der Deutschlehrerin, Wörter nicht zu wiederholen und Synonyme zu suchen.

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