Alle Artikel der Rubrik "Aktuelles"

„Fragliches journalistisches Konstrukt namens Tageszeitung“

Geschrieben am 15. November 2012 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 15. November 2012 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Online-Journalismus.

Das inzwischen fragliche journalistische Konstrukt namens Tageszeitung wird äußerst selten als Grund genannt. Entsprechend unreflektiert wird in Deutschland auch versucht, Tageszeitungen eins zu eins als Apps zu verkaufen; als ob Zeitungsleser sich nur vom Trägermedium Papier ablösen würden und nicht zuallererst vom journalistischen Konstrukt einer Tageszeitung…

Auch viele Tageszeitungen könnten eine Zukunft haben. Aber nur, wenn sie das Netz nicht als ihren Feind empfinden.

Wolfgang Blau zur Insolvenz der FR (auf Facebook)

(zu: Handbuch-Kapitel 57 Wie können Zeitungen überleben)

Nach der Zeitungs-Apokalypse herrscht das Geschwätz

Geschrieben am 15. November 2012 von Paul-Josef Raue.
1 Kommentar / Geschrieben am 15. November 2012 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Online-Journalismus.

Wer für guten Journalismus nicht gutes Geld ausgeben will, liefert sich dem Kommerz und den Suchmaschinen aus, die gierig sind auf unsere Daten. Und wenn die letzte anständige Zeitung verschwunden ist, bleibt nur noch das Geschwätz.

Werner D’Inka in der FAZ in einem Nachruf auf „Die Rundschau“, die zu einer Zeitungs-Apokalypse gerät (14. November 2012)

(zu: Handbuch-Kapitel Welche Zukunft hat der Journalismus + 5 Die Internet-Revolution)

Kommentar von Wolfgang Blau auf Facebook:

Herr D’Inka wettert zuverlässig gegen das Netz („Gratismasche der digitalen Welt“)… Sein Text vertieft aber den Graben, über den er eigentlich springen müsste.

Drei Gründe für den Niedergang der Frankfurter Rundschau

Geschrieben am 14. November 2012 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 14. November 2012 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Lokaljournalismus.

Die Frankfurter Rundschau meldet Insolvenz an. Der ökonomischen Absturz folgte der Hybris, als eine überregionale Zeitung gelten zu wollen; aber „Karstadt“ auf der Zeil als Werbekunde interessierte sich nicht für den Oberstudienrat in Husum, so dass die Expansion in grüne Deutschland mehr Geld kostete als sie einbrachte. Parallel war der journalistische Niedergang zu beobachten. Der hat drei Gründe:

1. Die Redaktion hat sich mehr mit sich selber als mit den Lesern beschäftigt. Es gab nach den achtziger Jahren, als die Grünen aufstiegen, keinen regionalen Lesermarkt mehr für eine politische Richtungs-Zeitung. Überregional hatte sich die Süddeutsche Zeitung als liberale, leicht nach links strebende Zeitung etabliert; die SZ hatte die stärkeren Autoren, recherchierte mehr und tiefer – sie bot eben mehr als starken Meinungsjournalismus.

Der Aufmacher der Montagausgabe (12.11.2012) ist aufschlußreich: „Grüne Wende“ beschreibt die Öffnung der Grünen „hin zu größeren Wählerschichten“. Was den Grünen  gelang, hat die FR nicht geschafft: Sie öffnete sich nicht, sie blieb in ihrem alten Milieu.

2. Die FR hat sich nie als die Stadtzeitung für Frankfurt und den reichen Speckgürtel verstanden. Immerhin erscheint die Zeitung in der reichsten Region Deutschlands, hat eine potentielle Leserschaft, die für jeden Werber interessant sein musste. Doch in der Stadt und im Umland stiegen Bild-Frankfurt und die Frankfurter Neue Presse zu den Stadtzeitungen auf, die das Bürgertum bedienten. Noch ein Blick in die Montagausgabe: Von acht Themen, die auf der Titelseite angerissen werden, ist keines aus dem Rhein-Main-Gebiet.

3. Das Tabloid-Format ist ungeeignet für eine Regionalzeitung, die vor allem Familien erreichen will: Wer die Zeitung nicht teilen kann (Lokal-Sport-Mantel), sondern nur in einem Stück lesen kann, der verliert in der Familie den Überblick. Der gefeierte Tabloid-Fortschritt war ein Rückschritt, wahrscheinlich der entscheidende. Die Redaktion samt Verlag hat die Leserschaft, zumindest eine ausreichend große Leserschaft, nicht respektiert, erst recht nicht verstanden.

 

Dazu der Leitartikel von Gustav Seibt in der Süddeutschen vom 17. November 2012:

Als die Krise nicht mehr zu leugnen war, reagierten die Verantwortlichen panisch: Sie warfen ein altes, nur renovierungsbedürftiges Layout über Bord, änderten aber wenig an Kommentaren, die ausrechenbar geworden waren.

(zu: Handbuch-Kapitel 57 Wie können Zeitungen überleben)

„Journalisten sind wie Schnittlauch“

Geschrieben am 12. November 2012 von Paul-Josef Raue.
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Heribert Prantl zitiert Heinz Pürer, den Münchner Kommunikationswissenschaftler:

Journalisten sind wie Schnittlauch. Sie schwimmen auf jeder Suppe.

In Prantls Rede beim Lokaljournalismus-Forum des Netzwerk Recherche im Hochhaus der Süddeutschen am Freitag, 9. November 2012; Pürer, so Prantl, habe ihn fast vom Journalismus abgebracht.

Ude (1): Kein Berufsstand so mimosenhaft wie Journalisten

Geschrieben am 11. November 2012 von Paul-Josef Raue.
1 Kommentar / Geschrieben am 11. November 2012 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Lokaljournalismus.

Schon die Bemerkung, dass eine Jahreszahl in der Zeitung verwechselt wurde, gilt als ein Anschlag auf die Pressefreiheit. Kein Berufsstand ist so mimosenhaft wie der der Journalisten – obwohl es doch ihr Beruf ist zu kritisieren. Das Phänomen habe ich nicht ergründen können.“

Christian Ude, Münchens Oberbürgermeister, in seiner Rede beim Lokaljournalismus-Kongress des Netzwerk Recherche.

Kritik ist das Lebenselixier der Demokratie, sagen Journalisten zu Recht. Warum sind sie dann so mimosenhaft? Politiker teilen auch aus und stecken ein und gehen nachher ein Bier trinken. Das wünsche ich mir auch von Journalisten.

Warum Münchens OB redete und den Mantel nicht auszog

Geschrieben am 11. November 2012 von Paul-Josef Raue.
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Es war ein milder Herbstabend – und Ude im dicken schwarzen Mantel. „Warum zieht der Mann seinen Mantel nicht aus?“, fragte Christian Ude, Münchens Oberbürgermeister, als er anhob, eine Rede zu halten zur Lage des Lokaljournalismus. Ude befürchtete: Die gut hundert Journalisten würden wohl recherchieren, warum er im Mantel reden würden. Denn – das Netzwerk Recherche hatte ins SZ-Hochhaus zum ersten Lokaljournalismus-Kongress geladen.

Ude, einst selbst SZ-Mitarbeiter, stoppte alle Recherchen: „Ich habe mir an einem Nagel eine Triangel in meine Hose gerissen und mich gefragt: Ziehe ich mich um und komme eine Stunde zu spät? Oder sehe ich lieber befremdlich aus? Ich habe mich fürs zweite entschieden.“

„Nur Mittelmaß ist von allen akzeptiert“

Geschrieben am 11. November 2012 von Paul-Josef Raue.
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Ins Poesiealbum für Chefredakteure und Leitende Redakteure:

Wenn man etwas im Leben erreichen will, muss man erwarten, dass es nicht allen gefällt. Nur Mittelmaß ist von allen gleich akzeptiert.

Daniel Barenboim, der am 15. November 70 wird (Profil 22.4.2006)

Ein Journalist recherchiert – mit Gefühl und Distanz

Geschrieben am 10. November 2012 von Paul-Josef Raue.
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Was ist ein guter Journalist? Die Definition der israelischen Schriftstellerin Zeruya Shalev für ihren Beruf ist auf Journalisten übertragbar:

Einerseits mit jeder Regung des eigenen Inneren mit den Ereignissen verbunden zu sein und andererseits sie mit Abstand zu betrachten.

In ihrer Dankrede zum Welt-Literaturpreis erzählt sie von ihrer Zeit in der israelischen Armee, als sie Soldaten bei ihren Problemen helfen sollte. Oft brach sie vor Kummer und Mitleid in Tränen aus, so dass die Soldaten sie beruhigen mussten.

Ich gab mir das Versprechen ab, ab jetzt nur noch literarische Figuren zu behandeln, keine Menschen aus Fleisch und Blut. Auch das war natürlich nicht leicht, aber die Verantwortung war weniger groß.

(Quelle: Die Welt 10.11.2012)

Der erste Satz: Flop und Top

Geschrieben am 9. November 2012 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 9. November 2012 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Lokaljournalismus.

Zunächst ein paar unnütze Statistiken.

Süddeutsche, Sport in der Region (Aufmacher), 8.11.2012

**

Kiffst du?

Deniz Aykanat in Süddeutsche, München-Lokalteil(Aufmacher Seite R 7), 8.11.2012

Burda: Das Politisch Korrekte als Religionsersatz

Geschrieben am 9. November 2012 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 9. November 2012 von Paul-Josef Raue in Aktuelles.

Es gibt eine große Fraktion unter Journalisten, für die das politisch Korrekte als eine Art Religionsersatz herhalten muss.

Hubert Burda (nach: Süddeutsche 8.11.2012)

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